Der Mega-Kampf wird zum Mega-Flop

Arnold Gjergjaj scheiterte kläglich am ehemaligen Weltmeister David Haye. Wie und ob die Boxkarriere der Kobra jetzt weitergeht, ist unklar.

Mit einer wuchtigen Kombination schlägt David Haye Arnold Gjergjaj K.o.

(Bild: Reuters / Andrew Couldridge)

Am Schluss fiel alles in sich zusammen. Arnold Gjergjaj sackte in der zweiten Runde seines Kampfes gegen David Haye zu Boden und mit ihm die Spannung und die Hoffnung, dass der bescheidene und zuvor ungeschlagene Profiboxer aus Pratteln in London die ganze Boxwelt auf den Kopf stellen könnte.
Gjergjaj hatte am Samstagabend in der ausverkauften O2-Arena nie auch nur den Hauch einer Chance. Knapp 40 Sekunden brauchte der frühere Weltmeister Haye, um die Kobra das erste Mal zu Boden zu schicken. Danach ging es nur noch bergab. Gjergjaj liess jegliche Aggressivität vermissen, verharrte nur noch in der für ihn völlig untypischen Doppeldeckung und war fortan Spielball der Hayeschen Schlagkombinationen.

Der vierte, entscheidende Niederschlag:

Ein Boxer, der nicht boxt

Abgesehen von einzelnen verzweifelten Schwingern, unternahm er keinen Versuch, Haye anzugreifen. Ein Boxer, der nicht boxt, es gibt kaum ein kläglicheres Bild im Ring. Viermal in knapp zwei Runden ging Gjergjaj in die Knie, dem in seinem vorletzten Kampf zum ersten Mal in seiner Profikarriere überhaupt die Beine weggeknickt waren. Es war ein Anblick, den sich Kobra-Fans nicht gewohnt sind. 

An der Medienkonferenz nach dem Kampf hingen die Köpfe von Gjergjaj und seinem Trainer Angelo Gallina denn auch sehr tief. Bedrückte Stimmung im stickigen Saal irgendwo im Untergeschoss der riesigen Arena. Alles scheint eine Nummer zu gross: die Halle, der Gegner, die Zuschauerzahl.

Wie es jetzt weitergehen werde, fragt jemand. «Das war heute ein derber Rückschlag. Wir werden uns jetzt wieder sammeln müssen», sagt Gallina. «Der erste Treffer hat ihm den Wind komplett aus den Segeln genommen. Arnold hat gar nie angefangen, zu boxen.» Haye sei ein Weltklassegegner gewesen, in naher Zukunft sehe er die Gegner seines Boxers wohl eher im Mittelfeld.

Macht also Gjergjaj, der so gerne Weltmeister werden würde, einen Schritt zurück? 

Schon in der ersten Runde geht Arnold Gjergjaj zum ersten Mal zu Boden.

Später in der Garderobe packt der Boxer seine Tasche, nachdem er sämtliche Dopingtests absolviert hat. Er wisse noch nicht, wie es jetzt weitergehe, sagt Gjergjaj. Zurück ins Gym führt ihn sein Weg auf jeden Fall, schliesslich betreibt er in Pratteln seit Anfang Jahr eine eigene Boxhalle. Ob die Kobra sich aber auch wieder selbst ins Training stürzt, wird sich erst noch zeigen müssen.

«Ich muss den Schock erst mal verdauen»

«Ich muss diesen Schock jetzt erst mal verdauen und für mich verarbeiten. Das braucht Zeit», sagt Gjergjaj. Die Enttäuschung ist riesig und dabei denkt Gjergjaj nicht einmal nur an sich. «Es tut mir so leid für meine Fans, die zu Hause zugeschaut haben oder sogar nach London geflogen sind. Ich habe sie alle enttäuscht.»

Vor der Arena stehen einige versprengte Kobra-Fans betreten herum. Niemand weiss so recht, was sagen. Alle sind sich einig: Gjergjaj war im Ring nicht sich selbst. Er hätte mehr gekonnt, er hätte eine bessere Falle machen können, er hätte Haye zumindest ein bisschen Widerstand leisten und wenigstens ein paar Konter landen können. Alle fragen sich, was Gjergjaj jetzt wohl als Nächstes macht. Geht die Geschichte der Kobra weiter?

Die Lethargie findet erst ein Ende, als jemand sagt: «Lasst uns ins Zentrum fahren, vielleicht finden wir irgendwo ein Pub, das noch geöffnet hat.»



Die beiden Boxer posieren mit ihren beiden Trainern: Shane McGuigan und Angelo Gallina.
Die beiden Boxer posieren mit ihren beiden Trainern: Shane McGuigan und Angelo Gallina. (Bild: Reuters / Andrew Couldridge)

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