Der Meister aus Basel lässt nicht locker und stürzt den FCZ noch tiefer ins Elend

Von wegen Meister-Blues: Matias Delgado und Davide Callà zaubern im Letzigrund, und Breel Embolo schockt den FCZ mit einem verwandelten Foulpenalty in der 88. Minute zum 3:2 (1:1)-Sieg. Während die Basler ihre Serie auf 16 Spiele ohne Niederlage ausbauen, taumeln die Zürcher dem Abstieg entgegen.

Von wegen Meister-Blues: Matias Delgado und Davide Callà zaubern im Letzigrund, und Breel Embolo schockt den FCZ mit einem verwandelten Foulpenalty in der 88. Minute zum 3:2 (1:1)-Sieg. Während die Basler ihre Serie auf 16 Spiele ohne Niederlage ausbauen, taumeln die Zürcher dem Abstieg entgegen.

Vielleicht müssten sie in Zürich ein bisschen weniger zurück schauen. Auf längst verblasste glorreiche Momente. Und sich ihrer Situation gewahr werden.

Laut getrommelt wurde vor dem Anpfiff dieses Klassikers vor knapp 10’000 Zuschauern. Zum einen für ein Fest, bei dem demnächst der berühmt-berüchtigte 13. Mai 2006 begangen wird. Und für ein Buch zum selben Anlass. Auf 200 Seiten wird da eine einzige Minute abgehandelt, jene 93. Minute, in welcher der FCZ an jenem 13. Mai dem FC Basel den Meistertitel entriss und den Erzrivalen in ein tiefes Loch stürzte.

Doch das sind tempi passati. Im Hier und Jetzt hat der FC Basel gerade seinen siebten Meistertitel in Serie geholt und taumelt der FCZ dem Abstieg entgegen. Von der 93. Minute vor zehn Jahren können sich die Zürcher jedenfalls nichts kaufen und hinterliessen gegen den FCB den Eindruck, als ob sie den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen haben. «Die Mannschaft ist wie blockiert«, sagt Gilles Yapi, der verletzte Ex-Basler in Zürcher Reihen, «die Angst spielt mit.»



Bilder, die Bände sprechen: Die Reaktion der FCZ-Spieler, als Schiedsrichter Hänni in der 87. Minute auf den Penaltypunkt zeigt. Rechts Trainer Sami Hyypiä.

Bilder, die Bände sprechen: Die Reaktion der FCZ-Spieler, als Schiedsrichter Hänni in der 87. Minute auf den Penaltypunkt zeigt. Rechts Trainer Sami Hyypiä. (Bild: Keystone)

Trainer Sami Hyypiä verwies nach der sechsten Heimniederlage der laufenden Saison («Ein 2:2 wäre auch okay gewesen») in seiner lapidaren Art auf die nächste Gelegenheit. Am Mittwoch kommt der FC Lugano. Unschwer auszurechnen, was passiert, wenn der FCZ seinen negativen Trend (dritte Niederlage, sechs Spiele ohne Sieg) nicht durchbrechen kann.

Delgado und Callà zaubern

Und der FC Basel? Trat so auf, als ob nichts gewesen wäre. Die Meisterfeier vor Wochenfrist und einen allfälligen Spannungsabbau liess sich die Mannschaft nicht anmerken. Und das, obwohl zehn Spieler gesperrt oder verletzt fehlten und Birkir Bjarnason den Anpfiff von der Bank aus erlebte.

Am Vortag hatte Meistertrainer Urs Fischer noch davon berichtet, mit welch ungebrochener Ernsthaftigkeit die Mannschaft sich auf den Klassiker vorbereitet hatte, obwohl das Saisonziel bereits in der Scheuer ist. Und davon, welche schier überbordende Spielfreude sie im Training an den Tag lege: «Der doppelte Doppelpass und davon fünf hintereinander.»

Und dann das:

Tatsächlich trug der alte und neue Maischter einiges zum Unterhaltungswert dieser Partie bei. Matias Delgado zauberte in der zehnten Minute einen Freistoss aus halblinker Position direkt in den Torwinkel. Und er leitete mit einem Klasse-Pass das 1:2 in der 54. Minute ein, das Davide Callà erst mit gewitztem Körpereinsatz gegen Burim Kukeli und dann mit einem hinreissenden Chip aus 20 Metern über Gegenspieler und FCZ-Torhüter Yanick Brecher hinweg vollendete. «Ein fantastisches Tor» – nicht nur für Urs Fischer.



07.05.2016; Zuerich; Fussball Super League - FC Zuerich - FC Basel; Davide Calla (Basel) jubelt mit Trainer Urs Fischer (Basel) und der Mannschaft über das Tor zum 2:1 (Daniela Frutiger/freshfocus)

Kollektive Freude: Urs Fischer freut sich mit Davide Callà und dessen Kollegen über das gewitzte Tor zum Basler 2:1 in Zürich. (Bild: Daniela Frutiger/feshfocus)

Den sehr zufriedenen Basler Coach störte an diesem milden Frühlingsabend lediglich, dass seine Mannschaft jeweils zu schnell den Ausgleich erlaubte. Erst liess sich Marek Suchy von Kevin Bua vernaschen und war Adama Traoré gegen Philipp Koch nicht zupackend genug, dann lieferte Oliver Buff ebenfalls hohe Freistosskunst ab.

Die Entschlossenheit des Debütanten Eray Cümart

Dass es der über weite Strecken die Partie kontrollierende FCB nicht beim Remis bewenden liess, lag vor allem am Jüngsten auf dem Platz. Eray Cümart stopfte das Loch in der ausgedünnten Basel Innenverteidigung, und er machte das so gut und sicher und umsichtig, dass der Debütant sich zum Schluss sogar bei Standards nach vorne traute. Und entschlossen nachsetzte und so der FCB einen ziemlich dämlich von FCZ-Goalie Brecher verursachten Penalty zugesprochen bekam.

Weil Delgado, der Mister Penalty beim FCB, seinen Arbeitstag bereits beendet hatte, trat Breel Embolo an und verwandelte ebenso sicher, wie es sein Captain die Saison über wiederholt getan hat. Und der 18-jährige Cümart durfte sich ein Sonderlob des Trainers abholen: «Er hat seine Sache sehr gut gemacht. Man hat nicht gespürt, dass es sein erster Einsatz war.»



07.05.2016; Zuerich; Fussball Super League - FC Zuerich - FC Basel; Torhueter Yanick Brecher (Zuerich) foult Eray Cuemart (Basel) (Daniela Frutiger/freshfocus)

Unnötiges Foul: FCZ-Keeper Yanick Brecher bringt Eray Cümart zu Foul. Der fällige Penalty entscheidet den Klassiker zugunsten des FC Basel. (Bild: Daniela Frutiger/feshfocus)

Der FCB bleibt damit im 16. Spiel hintereinander ungeschlagen. Zum (eigenen) Punkterekord in der Super League fehlen nun noch zwei Siege aus den verbleibenden vier Partien. Und um den FCZ muss man sich noch grössere Sorgen machen, als man es vielleicht bis anhin schon getan hat. Zumindest, wenn man mit der 93. Minute am 13. Mai 2006 seinen Frieden geschlossen hat.

Der komplette Spiel bei sfl.ch  |  Die Tages-Woche-Statistik zum FCB unter rotblaulive.ch
Das Restprogramm

FC Basel

FC Zürich

Thun (h) 10.5. Lugano (h) 11.5.
Luzern (a) 16.5. St. Gallen (a) 16.5.
Young Boys (a) 22.5. Sion (a) 22.5.
Grasshoppers (h) 25.5. Vaduz (h)

25.5.

 

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Vor dem Spiel:

Mit dem letzten Aufgebot in die Limmatstadt: Es fällt nicht ins Gewicht, dass beim FC Basel eine ganze Reihe von Spielern verletzt oder gesperrt ausfallen. Der Titel ist unter Dach und Fach, was die Chance für junge Akteure ist, ein paar Einsatzminuten in der ersten Mannschaft zu sammeln. » Mit Rumpfteam und ohne grosses Mitgefühl nach Zürich

Der FCB arbeitet an der Zukunft: Vor allem in der Abwehr hat der FC Basel hinsichtlich der kommenden Saison Handlungsbedarf. Für die linke Aussenverteidigung hat einer bereits unterschrieben: Blas Riveros, 18-jähriger Paraguayer, besitzt einen Vertrag bis 2021. » Ein zweiter Paraguayer in der Geschichte des FC Basel

In Basel steht ein Final der Sonderklasse an: Am 18. Mai findet im St.-Jakob-Park das Endspiel der Europa League an. Liverpool und Sevilla duellieren sich, beide Teams waren in den letzten Monaten schon einmal in Basel zu Gast. Bereits elf Tage im Voraus werden Tickets zu Unsummen verkauft. » Eintrittskarten zu Phantasiepreisen und Fans ohne Tickets

Ein Verteidiger gibt Auskunft: Marek Suchy gehört zu den wenigen gesunden Abwehrspielern, die Trainer Urs Fischer noch zur Verfügung stehen. Im grossen Interview mit der TagesWoche spricht der Tscheche über die Dominanz des FC Basel und das Zusammenspiel mit der argentinischen Abwehr-Legende. » «Mit Walter Samuel zusammenzuspielen ist nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine grosse Ehre»

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