Der Meistertorero und seine ziemlich wilde Bande – Einzelkritiken zum FCB-Sieg in Salzburg

Der FC Basel war nicht von vorne bis hinten gut, an diesem heissen Abend in der Red Bull Arena zu Salzburg. Aber hinten und vorne, da war er sogar sehr gut bei seinem 2:1-Auswärtssieg. Die FCB-Spieler in der Einzelkritik.

Wie heisst es in Aufsätzen über Schulausflüge oft so schön? Müde, aber glücklich kehrten wir nach hause zurück. Gaston Sauro, Marco Streller, Valentin Stocker und Fabian Frei (v. l.). (Bild: Keystone/Urs Flueeler)

Der FC Basel war nicht von vorne bis hinten gut, an diesem heissen Abend in der Red Bull Arena zu Salzburg. Aber hinten und vorne, da war er sogar sehr gut bei seinem 2:1-Auswärtssieg. Die FCB-Spieler in der Einzelkritik.

Yann Sommer | 6
Geniesst ganz offensichtlich das höchste Vertrauen seines Vordermannes Gaston Sauro, der darum nicht davor zurückscheute, dem Basler Goalie im eigenen Fünfmeterraum einen Rückpass zu spielen. Bestärkte Sauro in seinem Glauben und spielte, bloss von zwei wütenden Salzburger Stieren attackiert, einen sauberen Flachpass. Hielt ansonsten, was zu halten war – und wahrscheinlich noch zwei Bälle mehr.

Arlind Ajeti | 4
Hatte wohl das grosse Glück, dass bereits ein Basler vom Platz geflogen war, als er sich mit Salzburg-Stürmer Alan darum stritt, wer der grössere Macker im Revier ist. Hätte für seinen versuchten Kopfstoss durchaus Rot sehen können, kam so aber bloss mit Gelb davon. Wirkte nach dieser Szene in der 54. Minute plötzlich wie aufgedreht – und das im positiven Sinne. Gewann nun Zweikämpfe, die er vorher gar nicht erst angenommen hätte. Musste schliesslich angeschlagen in der 88. Minute vom Platz.

Marek Suchy | 1
Muss das mit den Bullen und dem Kampf annehmen und dem dagegen halten – und was auch sonst noch alles so im Vorfeld der Partie über Einsatzfreude geredet wurde – irgendwie falsch verstanden haben. Flog in der 10. Minute im Stile einer mit Red Bull abgefüllten Wespe über den Platz, direkt von hinten in die Beine von Gegenspieler Alan, und dann zu recht gleich weiter – vom Platz nämlich. Setzte damit den Erfolg der Mannschaft aufs Spiel, wird dem FCB damit im Viertelfinal vielleicht gleich in beiden Spielen fehlen und erhält dafür kurzfristig eine kleine Eselsmütze.

Gaston Sauro | 5
Fühlt sich nicht nur pudelwohl, wenn er seinem Goalie mit unorthodoxen Rückpässen seine Hochachtung ausspricht, sondern auch dann, wenn es so richtig kracht auf dem Feld. Nahm wie schon im Hinspiel mit Genuss die Zweikampfhärte der Salzburger an – und gab sie gleich wieder zurück. Und war dann auch noch zur Stelle, um sein erstes Saisontor zum 2:1 zu erzielen. Kraftvoll wollen wir den Kopfball nicht gerade nennen – aber er ging ins Tor.

Fabian Frei | 5
Begann im Mittelfeld, wurde nach Suchys roter Karte Innenverteidiger – und tauchte nach der Pause wieder eine Reihe weiter vorne auf. Stets mit dem redlichen Bemühen, den Ball nicht einfach planlos irgendwohin zu dreschen, sondern trotz Salzburger Pressing-Infernos einen gezielten Pass anzubringen. Brachte damit immer wieder mal Ruhe in die Basler Aktionen – riskierte aber auch Fehlpässe.

Mohamed Elneny | 5
Versuchte sich je länger je mehr mit unkonventionellen Methoden, wie dem eingedrehten Rückwärtslupfer in den eigenen Lauf, dem Salzburger Pressing zu entziehen – durchaus mit Erfolg. Leitete in der zweiten Halbzeit einige vielversprechende Basler Gegenstösse ein und konnte einige Ballgewinne für sich verbuchen.

Philipp Degen | 5
Muss beim 0:1 vielleicht wirklich seinem Gegenspieler ins Zentrum nacheilen – müsste aber vielleicht andererseits auch in seiner Zone bleiben, wo danach Soriano zum Abschluss kommt. Entschied sich in der Hitze der Aktion für jene Bewegung, die das Tor nicht verhinderte, lieferte aber ansonsten ein hinreissendes Kampfspiel ab. Hatte sich sogar so weit unter Kontrolle, dass er nach einem Foulpfiff gegen sich nicht die Hände verwarf – sondern sich beim Gegenspieler entschuldigte – Chapeau.

Valentin Stocker | 5
Schien in der ersten Halbzeit nicht all zu viele Bälle in der Basler Angriffszone halten zu können. Kam dann aber stärker zur Geltung, als sich die Basler in Hälfte zwei tatsächlich ab und an im geordneten Spiel dem gegnerischen Strafraum näherten. Konnte sich nur deswegen keinen Assist gutschreiben lassen, weil Streller seine Hereingabe zum fast pfannenfertigen 3:1 nicht verwerten mochte.

David Degen | 2,5
Schien noch im Hinspiel so richtig auf dem guten Weg zurück, traf in Salzburg aber immer zur falschen Zeitpunkt die falsche Wahl zu. War dann nach Suchys Platzverweis als Linksverteidiger nur noch eins: überfordert. Wird sich nur äusserst ungern die Wiederholung des 0:1 anschauen, als er sich an der rechten Eckfahne vom Salzburger Klein einwickeln lässt wie eine Mozartkugel im Werk Mirabell.

Giovanni Sio | 4,5
Durfte immerhin neun Minuten lang den zweiten Stürmer neben Marco Streller geben. Rückte danach etwas zurück, versuchte aber immer wieder, den Salzburgern wenigstens vorzugaukeln, dass von ihm offensive Gefahr ausgehen könnte, um sie so etwas von Marco Streller abzulenken. Blieb so lange auf dem Feld, bis die Basler nicht mehr grösser am Toreschiessen interessiert waren und machte in der 57. Minute Taulant Xhaka Platz.

Marco Streller | 6

Sah nach 95 gespielten Minuten fast so geschlaucht aus, wie Dario Cologna nach der Zieldurchfahrt seiner Goldrennen. Sorgte mit seinem Kopftor gegen gleich zwei Gegenspieler für verblüffte Stille in der Arena und liess die Bemühungen der Bullen im Stile des Meistertoreros total ins Leere laufen (s. Abbildung oben). Wirkte in Halbzeit eins einfach engagiert, drehte in Hälfte zwei aber komplett auf. Provozierte Freistösse, lancierte Mitspieler, erwirkte ganz clever jenen Eckball, der zu Sauros 2:1 führte … Kurz, er verdiente sich mit jeder Faser seines Körpers das Lob des Salzburger Trainers Roger Schmidt: «Die Basler hatten vorne einen Kapitän, der sehr präsent war, der die Mannschaft geführt, angeleitet hat.»

Naser Aliji | 5
Wurde noch vor der Pause für David Degen als klassischer Linksverteidiger eingewechselt und erlebte nach seinen 90 Minuten gegen Aarau erstmals eine echte Feuerprobe. Wirkte mit seinen 19 Jahren interessanterweise viel besser im Spiel als gegen die offensiv harmlosen Aargauer, was aber vielleicht auch daran lag, dass er sich nun ganz auf seine defensiven Aufgaben konzentrieren durfte. Ein kühler Auftritt in heisser Atmosphäre.

Taulant Xhaka | 4,5
Kam für Sio, als Marco Streller ausgeglichen hatte und es darum ging, vor allem hinten dicht zu halten. Sorgte dafür, dass die Salzburger im dichten Verkehr vor dem Basler Sechzehner stecken blieben.

Breel-Donald Embolo | –
Ersetzte den angeschlagenen Arlind Ajeti in der 88. Minute und stand so dank fast schon episch langer Nachspielzeit immerhin sieben Minuten auf dem Platz. Trotzdem viel zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

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Bewertungsdurchschnitt: 4,6
Nicht eingesetzt beim FCB: Germano Vailati, Simon Dünki, Marcelo Diaz und Albian Ajeti.

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