Mit 21:19 gewinnt der RTV Basel gegen Pfadi Winterthur. Den Sieg gegen die eigentlich überlegenen Winterthurer verdanken die Realturner vor allem ihrem Torhüter, einer intensiven Videoanalyse und zu guter Letzt einer cleveren Spieltaktik.
Gegen den amtierenden Schweizer Cupsieger Pfadi Winterthur war eigentlich eine klare Demütigung der Realturner zu erwarten. Umso erstaunlicher ist das 21:19-Ergebnis und waren die drastischen Szenen, die sich vor den rund 600 Zuschauern in der St. Jakobshalle abspielten – zum Beispiel diese: Während Severin Kaiser aus dem Rückraum einen Pass von Rares Jurca zum Tor für den Basler Underdog zu 19:17 verwertete, stand den Winterthurern die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben.
Während die eine Hälfte bereits zu resignieren schien, brüllten die anderen wild umher, schlugen mit den Händen auf den Boden und warfen ihre Sportflaschen gegen die Wand.
Der RTV Basel führte fast ununterbrochen
Dabei stand der RTV schon bei Spielbeginn unter Druck. Unter Trainer Silvio Wernle hatten die Basler Handballer an den bekannten Schwächen in ihrer Verteidigung gearbeitet und Fortschritte gemacht, die sich sehen lassen konnten: Der Favorit Winterthur vermochte die Verteidigung der Realturner lange nicht zu durchbrechen.
Henry Martinez setzt sich durch. (Bild: http://www.fotogalerie-rv.ch-rob)
Gleich drei Torchancen verpassten sie, bis die Anfangsspannung sich mit dem ersten Treffer von Max Dannmeyer entlud. Dank ihrer konstanten Verteidigung führten die Realturner nach den ersten acht Minuten mit 4:0 und konnten die Partie schliesslich trotz einer kurzen Führung durch Pfadi Winterthur in der 47. Minute auch für sich entscheiden.
«Die Mannschaft hat grossartig gekämpft und grossartig gespielt», erzählte Wernle nach dem Spiel, «wir wissen, dass Pfadi Winterthur im Normalfall zwei Nummern zu gross ist. Sie haben aber viele verletzte Spieler und konnten sich kaum gemeinsam vorbereiten.»
Vorsprung durch Technik
Für Trainer Wernle waren die verletzten Spieler nur für einen Teil des Triumphs verantwortlich. Vor allem zum Sieg führten clevere Spielmanöver der Basler und im Vorfeld eine vertiefte Video-Analyse ihrer Kontrahenten: «Auf dem Video haben wir gesehen, dass sie verwundbar sind», erzählte Coach Wernle, «da war es ganz wichtig, dass wir an den Sieg glauben. Wenn wir Pfadi Winterthur irgendwann einmal schlagen wollten, dann musste das jetzt sein.»
Wernle schilderte die Erkenntnisse aus der Video-Analyse so: Im Angriff fehlten die Werfer der zweiten Reihe verletzungsbedingt, so dass Pfadi Winterthur stets auf höchstens acht Meter werfen musste und damit leichter zu bedrängen war. Auch in der Verteidigung fehlten Schlüsselspieler. Damit blieb den Winterthurern nur noch ein starkes Mittelfeld übrig.
Der grossartige Sebastian Ullrich
Im Zentrum des Erfolgs der Realturner stand dabei der Goalie Sebastian Ullrich. Dieser glänzte mit einer 55-prozentigen Haltequote, die phasenweise gar 59 Prozent erreichte. Darauf angesprochen erklärt sich der Verstärkungsspieler aus Deutschland jedoch stilvoll bescheiden: «Ich habe mir die Schützen vorher angeschaut, mich gut vorbereitet, und die Verteidigung vor mir war super. Danach war es einfach.»
«Ullrich war absolut der Mann des Matches. Er hat sensationell die Bälle gehalten – und vor allem die richtigen Bälle gehalten», sagt wiederum Silvio Wernle, «er war grossartig.»
Der RTV Basel: verdient gewonnen. (Bild: http://www.fotogalerie-rv.ch-rob)
RTV 1879 Basel – Pfadi Winterthur 21:19 (10:10)
Spielhalle St. Jakob. – 600 Zuschauer. – SR: Meier/Hennig.
Torfolge: 4:0 (8.), 4:1 (9.), 4:3 (14.), 5:3, 6:4, 6:6 (20.), 8:6, 8:7 (22.), 10:7 (25.), 10:10; 11:10, 12:11 (34.), 12:12 (42.), 13:12 (43.), 13:14 (47.), 16:14 (50.), 16:17 (54.), 19:17 (58.), 19:18, 20:18, 20:19, 21:19.
Strafen: dreimal 2 Minuten gegen den RTV 1879 Basel, viermal 2 Minuten gegen Pfadi Winterthur.
RTV 1879 Basel: Ullrich; Hylken, Goepfert (2), Stamenov (5), Ebi, Langhein, Wessner, Basler, Martinez (1), Kozina (6), Dannmeyer (3), Kaiser (2), Jurca (2/1).
Pfadi Winterthur: Bringolf/Vaskevicius (ab 23.); Maros (3), Corovic (3), Tynowski, Hess (6/1), Celestin, Gavranovic, Lier (1), Jud (5/3), Scheuner (1).
Bemerkungen: RTV 1879 Basel ohne Steiner (krank) und Vukelic (privat), setzt Kujan und Langhein nicht ein. Pfadi Winterthur ohne Sidorowicz, Vernier, Freivogel, Svajlen und Meier (alle verletzt), setzt alle Spieler ein. Ullrich hält vier Penalties von Jud (2./0:0 und 54./16:16), Hess (30./10:10), Corovic (30./10:10), Jud verwertet den Abpraller des abgewehrten Penaltys in der 54. Minute zum 16:17.
Time-Outs: RTV 1879 Basel: 24. (9:7) und 46. (13:13). Pfadi Winterthur: 8. (4:0) und 50. (16:14).