Borussia Dortmund zeigt beim 3:0 in Freiburg eine überragende Leistung. SC-Trainer Christian Streich räumt einen taktischen Missgriff ein, gut gelaunt waren aber dennoch auch die Freiburger Fans – und Roman Bürki, der bei seinem Ex-Verein gefeiert wurde.
Als Schiedsrichter Daniel Siebert die Partie abpfiff, schien es, als atme mancher Freiburger Spieler erleichtert auf. Zu gut wusste man beim Aufsteiger, dass diese Partie auch leicht mit einem wirklich demütigenden Ergebnis zu Ende hätte gehen können, wenn die Dortmunder Offensiven ein klein wenig konsequenter gewesen wären. So aber blieb es bei einem 0:3, eine ehrenhafte Niederlage also, alles in allem.
«Wir haben 90 Minuten nach vorne gespielt, nicht nachgelassen und deshalb verdient gewonnen», freute sich BVB-Keeper Roman Bürki, der noch «ein grosses Kompliment für die Begrüssung» an die Freiburger Fans loswerden wollte. Als Bürki, der vor seinem Wechsel nach Dortmund ein Jahr in Südbaden gespielt hat, zum Aufwärmen aufs Spielfeld kam, war er von der Freiburger Nordtribüne mit freundlichem Applaus begrüsst worden. Einige hundert SC-Fans hatten sogar seinen Namen skandiert. Bürki schien aufrichtig gerührt.
Die entspannten Freiburger mit ihren 30 Punkten
Am Samstag sah man rund um das Freiburger Stadion allerdings überhaupt nur entspannte Gesichter. Diejenigen, die aus Dortmunder Trikots herausragten, freuten sich über einen 3:0-Auswärtssieg in einer Saison, in der man in der Fremde bereits vier Mal verloren hatte. Die Träger der Freiburger Trikots waren derweil aus anderen Gründen zufrieden: Wer 30 Punkte auf dem Konto hat und sich nach dem Spiel übergangslos ins Fastnachts-Getümmel in der City werfen kann, kann schon mal grosszügig darüber hinwegsehen, wenn er gegen ein Top-drei-Team verliert.
Wie ein solches hatte der BVB diesmal auch gespielt, gegen die gut geölte Dortmunder Angriffsmaschinerie hatte Freiburg in keiner Phase des Spiels eine Chance. Schon nach 13 Minuten stand es 1:0 für den BVB – Sokratis traf nach einem Eckball von Raphaël Guerreiro per Kopf. Die beiden anderen Dortmunder Treffer schoss Pierre-Emerick Aubameyang (55./70.), der für seine Saisontreffer 18 und 19 jeweils nur den Fuss hinhalten musste, nachdem Marco Reus und Erik Durm zentimetergenaue Vorarbeiten geliefert hatten. Zuvor hatte der Gabuner 471 Minuten lang nicht getroffen.
Streich bezeichnet seine Taktik als Fehler
«Die haben uns heute unsere Grenzen aufgezeigt», staunte SC-Spieler Nicolas Höfler. Und Verteidiger Christian Günter war noch nach der Partie schwindlig: «Man hatte heute einfach immer das Gefühl, zwei Gegenspieler gegen sich zu haben.» In der Pressekonferenz gab sich dann Freiburgs Trainer, der auch im neunten Spiel gegen den BVB keinen Punkt holen konnte, zumindest eine Mitschuld an der Niederlage: «Der Fehler lag bei mir. Ich hätte weggehen müssen vom 4-4-2. Ich habe es nicht getan in der Vorbereitung auf das Spiel und habe falsch gehandelt.»
Die Dortmunder Überlegenheit, so Streich, wäre vielleicht nicht ganz so drastisch ausgefallen, wenn er mit einer Fünferkette agiert und so die Defensive gestärkt hätte. Allerdings wäre gegen den wie aus einem Guss spielenden Tabellen-Dritten wohl jede Taktik zweitrangig gewesen. Wenn es der BVB schafft, seine individuelle Qualität auf den Platz zu bringen, gibt es in der Liga nicht viele Mannschaften, die dagegenhalten können.
Da allein Aubameyang, Reus, Durm und Ousmane Dembélé mehr als ein halbes Dutzend weiterer grosser Chancen hatten, hätte man nach Ende der Partie allerdings durchaus auch die Frage verhandeln können, ob eine Mannschaft, die auch kommende Saison in der Champions League spielen will, sich solch eine Schlampigkeit auf den letzten Metern leisten kann.
Das unterkühlte Verhältnis der Trainer hält sich
Doch dazu war die Freude nach der manchmal etwas hysterischen Negativpresse der letzten Wochen im Dortmunder Lager einfach zu gross. BVB-Coach Thomas Tuchel schein dementsprechend gelöst, als er seinen Kommentar zum Spiel verkündete: «Wir hatten grossen Respekt vor Freiburg, umso höher ist das zu bewerten, was wir gezeigt haben.» So sah es auch sein Freiburger Kollege Streich: «Sie hatten einfach die beste Mannschaft auf dem Platz, da war heute für uns nicht viel drin.»
In der Analyse waren sich beide Trainer also einig. Dass sie sich nach der Pressekonferenz nicht die Hand geben, ist allerdings kein Zufall. Streich und Tuchel haben ein schwieriges Verhältnis, seit Zeiten, in denen sie noch A-Jugendtrainer im Südwesten waren.
Sinnbild für den Nachmittag im breisgau: Jubelnde Dortmunder, hadernde Freiburger (rechts Torhüter Alexander Schwolow). (Bild: Keystone/PATRICK SEEGER)