Am Samstag trifft die Schweiz im Achtelfinal der Europameisterschaft auf Deutschland, Polen oder Nordirland. Während der Gruppenspiele hat Vladimir Petkovics Team kontinuierlich zugelegt – und statistisch gehört die Mannschaft zu den Topnationen.
Am Ende liegen sich Granit Xhaka und Olivier Giroud freudig in den Armen. Einerseits, weil sie nach der Europameisterschaft in Frankreich Teamkollegen bei Arsenal werden. Andererseits, weil das 0:0 zwischen der Schweiz und Frankreich zum Abschluss der Gruppenphase keinen Verlierer kennt. Sondern nur Gewinner – allen voran Xhaka selbst, der im zentralen Mittelfeld seit Beginn des Turniers eine ganze Mannschaft an die Hand nimmt:
3 – Granit Xhaka brachte in jedem Gruppenspiel seiner #SUI die meisten Pässe an (102 v #ALB, 94 v #ROU & 84 v #FRA). Chef. @Arsenal
— OptaFranz (@OptaFranz) 20. Juni 2016
Frankreich reicht dieses Unentschieden zum landesweit erwarteten Gruppensieg. Der Schweiz reicht es zum zweiten Platz und damit zur landesweit erwarteten Qualifikation für den Achtelfinal. Die Mannschaft Vladimir Petkovics erreicht mit dem starken Auftritt auf dem lausigen Rasen in Lille ein Minimalziel. Bereits ein dritter Platz wäre für dieses Team, dessen Gerüst Spieler aus den grossen Ligen Europas bilden, eine Enttäuschung gewesen.
Polen oder Deutschland – Nordirland ist unwahrscheinlich
Die fünf Punkte in drei Spielen erreichten die Schweizer mit zwei erzielten Treffern, einmal ist Torhüter Yann Sommer bezwungen worden: vom Elfmeterschützen Bogdan Stancu beim 1:1 gegen Rumänien. Die Quote erinnert an die Weltmeisterschaft 2006, als sich die Schweizer aus dem Turnier verabschiedet hatten, ohne einen Gegentreffer aus dem Spiel kassiert zu haben.
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Damals scheiterten die Schweizer im Achtelfinal an der Ukraine, einem Gegner, der in Reichweite lag. Zehn Jahre danach trifft die Schweiz auf der gleichen Turnierstufe am Samstag auf den Zweiten der Gruppe C. Diese führt Deutschland punktgleich vor den Polen an, momentan Dritte sind die Nordiren mit einem Zähler Rückstand.
Die Nordiren sind als Gegner unwahrscheinlich. Denn um Zweiter zu werden, müssten sie gegen Deutschland gewinnen, dessen Torhüter Manuel Neuer noch keinen Gegentreffer hinnehmen musste. Viel wahrscheinlicher ist ein Duell gegen Polen, das zum Abschluss der Gruppenspiele auf die enttäuschende Ukraine trifft – oder ein Spiel gegen Deutschland.
Schweizer Bilanz gegen mögliche Gegner | ||||
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Deutschland | 9 | 6 | 36 | 5:3 (2012, Testspiel) |
Polen | 1 | 5 | 4 | 2:2 (2014, Testspiel) |
Nordirland | 1 | 1 | 2 | 0:0 (2004, Testspiel) |
Entweder kommt es in Saint-Etienne also zum brisanten Nachbarschaftsduell gegen den Weltmeister. Oder zum Spiel gegen die Nordosteuropäer mit Spielern wie Lukasz Piszczek (Dortmund), Jakub Blaszczykowski (Fiorentina), Grzegorz Krychowiak (Sevilla) und Robert Lewandowski (Bayern München).
Hoffnung macht nicht das Frankreich-Spiel, sondern der Turnierverlauf
«Wir nehmen jeden Gegner», sagt Breel Embolo – schwer wird die Aufgabe aber in jedem Fall. Und es wird kaum reichen, sich den starken Auftritt gegen Frankreich ins Gedächtnis zu rufen, denn der Sieg war für die Schweizer ohne einen Schuss auf Hugo Lloris’ Tor ausser Reichweite.
Vielmehr muss der Schweiz Hoffnung geben, dass sie sich seit Turnierbeginn kontinuierlich verbessert hat. «Wir haben in jedem Spiel einen Schritt vorwärts gemacht», sagt Goalie Sommer, «gegen Rumänien haben wir uns gesteigert und gegen Frankreich viel Ballbesitz gehabt.»
Die Zahlen der Schweizer Gruppenspiele | |||
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Abschlüsse (auf das Tor) | 17 (7) | 19 (6) | 6 (0) |
Abschlüsse Gegner (auf das Tor) | 7 (2) | 14 (4) | 13 (4) |
Ballbesitz | 55 % | 61 % | 58 % |
Pässe | 553 | 528 | 492 |
Passquote | 92 % | 86 % | 92 % |
Passquote Gegner | 88 % | 74 % | 87 % |
Gelaufene Kilometer | 108,7 | 106,5 | 107,8 |
Gelaufene Kilometer des Gegners | 102,7 | 102,7 | 106,4 |
Vor allem die Pass- und Ballbesitzquote im Spiel gegen Frankreich stechen heraus. Xhaka spricht auch deswegen in der Nachbetrachtung von einer «grossartigen Leistung», die Valon Behrami mit «Stolz» erfüllt. Über das ganze Turnier betrachtet gehören die Schweizer bei diesen beiden Kennzahlen gar zu den Top-5.
Passquote und Ballbesitz – die Topnationen an der Europameisterschaft (Stand: nach dem 0:0 zwischen der Schweiz und Frankreich) (Bild: Screenshot uefa.com)
Was den Schweizern in Frankreich bisher fehlt, ist die Torgefahr. Das hat sich nicht nur im Spiel gegen Frankreich gezeigt, in dem keiner den Ball auf das Ziel brachte. Auch gegen Albanien und Rumänien fielen die Tore lediglich nach Eckbällen.
Standards zu verwerten ist einerseits eine Qualität, die die Schweizer mit dem Höchstwert von sieben Toren bereits in der Qualifikation auszeichnete. Damit die Mannschaft aber die Achtelfinals übersteht, braucht es mit grosser Wahrscheinlichkeit auch Treffer aus dem Spiel.