Der trotzige Sieg des Imperators Djokovic

Die Fans, die Experten und Roger Federer in Spitzenform – Novak Djokovic widersetzt sich allen Schwierigkeiten und demonstriert, dass er der Beste unter den Besten ist.

Novak Djokovic of Serbia reacts after defeating Roger Federer of Switzerland in their men's singles final match at the U.S. Open Championships tennis tournament in New York, September 13, 2015. REUTERS/Lucas Jackson

(Bild: LUCAS JACKSON)

Die Fans, die Experten und Roger Federer in Spitzenform – Novak Djokovic widersetzt sich allen Schwierigkeiten und demonstriert, dass er der Beste unter den Besten ist.

Novak Djokovic wusste, was er geleistet hatte in dieser fiebrigen Spätschicht, in dieser langen Endspielnacht im Big Apple. Und er wusste, was er tat, in jenem Moment, da er zum zweiten Mal der König von New York geworden war, der Meister aller Klassen auch dieses Jahres im Tourzirkus. Ganz kühl und ganz demonstrativ wies Djokovic, der trotzige Fighter, in der Sekunde des grossen US-Open-Triumphs über Roger Federer einfach nur auf sich selbst, ohne Freudengeheul, ohne spektakuläre Gestik und Mimik.

Es war ein Fingerzeig für alle in der Arthur Ashe-Arena und draussen vor den Fernsehschirmen, wer er, Novak Djokovic, gerade ist: Der Imperator, der auf dem Planeten Tennis herrscht. Die mächtige Nummer 1 seines Sports. Der Mann, der sich gegen alle Widerstände, alle Stimmungen, alle Gegnerschaft durchsetzen kann. Einfach der Beste unter den Besten. «Es war eine grosse Bestätigung für mich, dieser Sieg», sagte der Serbe nach dem 6:4, 5:7, 6:4, 6:4-Sieg über Federer in der finalen Abendshow der Offenen Amerikanischen Meisterschaften.

Ein 200-minütiges Gesamtkunstwerk

Selbst eine fanatisch auf Federers Sieg eingestimmte Kulisse hatte den stahlharten Wettkämpfer aus Belgrad kalt gelassen, jenen Djokovic, der ein 200-minütiges Gesamtkunstwerk aus Beharrungskraft, Widerspenstigkeit und Willensstärke auf den harten Betonboden schrieb, nicht zuletzt wegen 19 abgewehrter Breakchancen Federers. Buchstäblich wie ein Allein-Unterhalter wirkte er, der Frontmann, allein mit sich und seiner Mission, allein gegen die Zuschauerwand, die seine Doppelfehler beklatschte und in seine Aufschläge hineinbrüllte.

Doch in diesem Solo für Novak zeigte der Gipfelbewohner eben auch seine gewachsene Klasse in den entscheidenden Spielen und Augenblicken, seine Verteidigungskünste, seine Unbeirrtheit dann, wenn es wirklich zählt. «Meisterlich» fand Trainer Boris Becker den Auftritt seines Schützlings, der seinen zehnten Grand Slam-Titel unter Widrigkeiten einsammelte: «Heute hat jeder gesehen, aus welchem Holz Novak geschnitzt ist», sagte der deutsche Übungsleiter.

Roger Federer of Switzerland returns a shot to Novak Djokovic of Serbia during their men's singles final match at the U.S. Open Championships tennis tournament in New York, September 13, 2015. REUTERS/Eduardo Munoz

Und doch: Djokovic, einst der Mann, der die Herrschaft von Federer und Nadal durchbrach, regiert die Szene noch unnachgiebiger als die beiden Seriensieger von einst. Mit einem nie gesehenen Punktevorsprung in der Weltrangliste und Siegen bei fast allen relevanten Turnieren des Jahres. Gegenwärtig hält Djokovic drei der vier Grand Slam-Trophäen, den WM-Titel und fünf der neun Masters 1000-Pokale in seinem Besitz.

Federer (34) sagte nach dem verlorenen Match unter dem Jubel der Fans, er werde auch im «nächsten Jahr wieder da sein». Djokovic dann allerdings auch. Er ist 28, sechs Jahre jünger als Federer. Und könnte schon 2016 ein weiteres Stück an Federer und dessen 17 Grand Slam-Titel herangerückt sein. «Djokovic hat das Potenzial, alle Rekorde im Tennis zu brechen», sagt Experte McEnroe.

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Highlights der Partie:

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