Den ersten nationalen Titel erringt der FC Basel im Jahr 1913. Doch die Erinnerung daran ist recht bald verblasst, weil der gewonnene Anglo-Cup mit Beginn des 1. Weltkriegs einschläft.
Es ist ein in Vergessenheit geratener Erfolg, den der FC Basel am 30. Juni 1913 feierte. Ein 5:0 im Endspiel um den Anglo-Cup, einem Vorläufer-Wettbewerb des 1925 initiierten Schweizer Cup. Dieser Sieg stellt den ersten nationalen Titel in der Geschichte des FC Basel dar, und er steht am Anfang einer Reihe von Erfolgen, die die Rotblauen just in Jahren von runden Geburtstagen errungen haben.
1933, zum vierzigsten Geburstag, gab es ersten offiziellen Titel nach einem 4:3-Sieg gegen die Grasshoppers im Endspiel um den seit 1925/26 ausgetragenenen Schweizer Cup. Zum sechzigsten Geburtsstag passend wurde 1953 der erste Meistertitel errungen. Vor genau 50 Jahren, zum siebzigsten Geburtstag 1963, schenkte sich der FCB den dritten Triumph im Schweizer Cup. 1973 wurde zum Achtzigsten die sechste Meisterschaft gefeiert und 2003, im 110. Jahr des Bestehens, der siebte Cupsieg.
Der Anglo-Cup – nur eine Randnotiz
Der Anglo-Cup aber, 1909 ins Leben gerufen als Cup-Wettbewerb nach englischem Vorbild, ist in den Chroniken nur eine Randnotiz. In seinem 2001 erschienenen Buch «FC Basel, Emotionen in Rotblau» widmet Josef Zindel dem Kapitel («Die andere FCB-Erfolggeschichte») immerhin zwei Seiten. Es war die Zeit, als sich der FCB in Person von Percy Humphreys den ersten Trainer leistete.
Auf der Website des FCB wird der Erfolg von 1913 nicht im Palmarès vermerkt, in der Übersicht der Saison 1912/13 fehlt jeder Hinweis, aber dafür hat sich in einer Vitrine des FCB-Museums, dem Fanshop im St.-Jakob-Shoppingcenter angegliedert, eine kleine Ecke für den 25 Zentimeter hohen Pokal gefunden (siehe Foto).
Lanciert worden war der Anglo-Cup 1909 vom Herausgeber des «Anglo-American», einem in Zürich erscheinenden Sportmagazin. Josef Zindel hält dazu fest, dass es sich seinerzeit vielleicht um einen der ersten Schweizer Sportwettbewerbe handelte, der sich die Bezeichnung des Sponsors zulegte.
Der FCB war der letzte Sieger
Vier Jahre lang nur gab es den Anglo-Cup, dreimal wurde er von den Young Boys gewonnen, die sich 1910 nach dem Gewinn der Meisterschaft erster Double-Gewinner im Schweizer Fussball nennen durften. Mit dem Sieg des FC Basel 1913 und dem Ersten Weltkrieg schlief der Wettbewerb ein. Es sollte noch einen weiteren, nicht offiziellen Pokal-Wettbewerb geben, den nach einer Genfer Firma benannten Och-Cup (1920/21 und 1921/22), ehe auf Initiative von Eugen Landolt, Präsident des FC Baden, der Schweizer Cup (ab 1925/26) ins Leben gerufen wurde.
«Basel ist eine der gediegensten Mannschaften, die wir seit langem gesehen haben.»
Was es zum ersten Titel-Gewinn in der inzwischen langen Erfolgsgeschichte des FC Basel zu sagen gibt, dem 5:0 gegen den B-Ligisten FC Weissenbühl aus Bern am 30. Juni 1913, hat das Magazin «Football» in seiner Ausgabe vom 2. Juli 1913 festgehalten. Der Originaltext:
Nach einem zum Teile sehr merkwürdigen Verlauf der Dinge hat die diesjährige Anglo-Cup-Saison vergangenen Sonntag ihren Abschluss gefunden. Wie jede umfangreichere Veranstaltung hat auch diese angenehme und unangenehme Ueberraschungen mit sich gebracht. Im ganzen aber dürfen die mit der Durchführung des heutzutage populären Wettbewerbes Beauftragten befriedigt auf ihrer Arbeit Früchte blicken. Das aufrichtige Interesse und liebenswürdige Entgegenkommen des Urhebers der Anglo-Competition und Stifter des Pokales verdient vollen Dank und die aufrichtige Anerkennung aller Schweizer Fussballer.
Herr David, der generöse Sportmann und Inhaber der Anglo-American-Magazine in Zürich hat nun, um das aufsteigende Interesse zu beschleunigen, sich entschlossen, dem jeweiligen Sieger den Cup sogleich zum bleibenden Besitztum zu überlassen, und nicht, wie in den einstigen Bestimmungen vorgesehen, die Trophäe erst nach dreimaligem Erringen in den endgültigen Besitz des betreffenden Clubs übergehen zu lassen. Wir zweifeln nicht, dass diese begrüssenswerte Neuerung ihren Zweck voll und ganz erfüllen wird.
Nicht weniger als 32 Clubs beteiligten sich diese Saison an der immer mehr begehrten Konkurrenz, und zum ersten Mal seit deren Bestehen gelang es einer B-Mannschaft, sich bis zum final durchzuarbeiten, um dann, allerdings von einem unserer Besten, erdrückt zu werden. Möge auch nächstes Jahr die Beteiligung an den Anglo-Cup-Spielen eine rege sein, um das Bestreben des begeisterten Veranstalters nicht getäuscht zu sehen.
Nun zum Verlauf des diesjährigen Finals:
Basel I – Weissenbühl I Bern 5:0 (2:0).
Wenn der F.C. Basel nicht vorher gegen St. Gallen und Winterthur hätte spielen müssen, so hätte man nach dem Final annehmen können, dass er beneidenswert leicht in den Besitz des Anglo-Cups gekommen sei. Den Bernern schien die Serie A-Umgebung nicht recht zu behagen; die Wenigsten nur fühlten sich einigermassen zu Hause.
Dank der ungünstigen Touren-Witterung fanden sich gegen 600 Personen auf dem Young Fellows-Platze in Zürich ein. Finanziell war also der Erfolg gesichert, und der frohen Laune des Publikums nach zu schliessen, auch der sportliche.
Weissenbühl beginnt. Vielversprechend rücken sie vor, aber bald, leider nur zu bald, macht sich bei ihnen eine Unsicherheit, die nach und nach in ein drückendes Verzagen ausartet, bemerkbar. Die Basler strengen sich nicht einmal just an, wenigstens im ersten Half nicht. Die Berner suchen ihre Rettung in zeitweisen Durchbrüchen, wobei der linke Flügel die Hauptrolle spielt. Diesen, den linken Half, die Backs und den Goalkeeper könnte man ohne Bedenken mit Erfolg in jeder A-Mannschaft aufstellen. Dem berühmten Halbrechten Münch schien irgend etwas nicht zu passen, er verlegte sich vornehmlich auf das Promenieren.
Bis zur Pause machen die Basler 2 Goals.
Nach Wiederbeginn scheinen die Berner ihre bis anhin gezeitigte Letharige abwerfen zu wollen. Sie zwingen die Blau-Roten, ihr Können zu beweisen, was diese denn auch in höchst wirkungsvoller Weise tun. Kombination und Ballbehandlung sind prima. Das ruhige, elegante Spiel Moll’s als Back links ist direkt ein Genuss.
Dass die Basler auch physisch überlegen waren, wurde zu wiederholten Malen recht aktuell demonstriert, im allgemeinen aber ist die Mannschaft eine der gediegensten, die wir seit langem gesehen. Drei Goals innerhalb sechs Minuten ist die Antwort auf Weissenbühls kecke Unternehmungslust. Nun ist alles hin; Mut, Hoffnung, Arbeitsfreude etc. lassen die Blau-Schwarzen schmählich im Stich. Der unermüdliche linke Flügel bildet gleichsam noch den zuckenden Nerv des Dahingeschiedenen.
Die Corners, von denen den Baslern eine ansehnliche Zahl zugesprochen, wurden allesamt vortrefflich geschlagen, allerdings ohne erfolgreich zu verlaufen. Ueberhaupt verfügen fast alle Spieler über einen gesunden Schuss, während dies bei Weissenbühl gerade der Hauptmangel ist. Dass man einen nassen Ball nicht immer an den gewünschten Platz befördern kann, ist begreiflich, dass man ihn aber nur einige Meter weit schiebt, besonders in bedrängter Lage, ist ein Zeichen von Schuss-Unvermögen. Dieser Fehler lässt sich aber mit etwas Wille und Training leicht beseitigen.
Das Amt des Schiedsrichters ruhte in den Händen von Herrn Sporrer vom F.C. Winterthur.
Mit einem three cheers auf den F.C. Basel überreichte der Präsident des Anglo-Cup-Comitees dem Sieger den neuen Becher. (C.R.)