«Der Zusammenhalt ist der Verdienst von Heiko Vogel. Amen.»

Alex Frei schwärmt vom FC Basel, von seinen Mitspielern, seinem Trainer und gibt am Tag danach noch einmal ausführlich Auskunft darüber, wie der Triumph über Manchester United möglich wurde. 

Zwei, die sich verstehen: FCB-Trainer Heiko Vogel (rechts) und Alex Frei, sein Torgarant. (Bild: Freshfocus)

Alex Frei schwärmt vom FC Basel, von seinen Mitspielern, seinem Trainer und gibt am Tag danach noch einmal ausführlich Auskunft darüber, wie der Triumph über Manchester United möglich wurde. 

15 Stunden nach dem unvergesslichen Spiel gegen Manchester United standen Heiko Vogel und Alex Frei schon wieder den Medien zur Verfügung. Das Interesse am FC Basel ist riesengross, sogar einige Engländer waren geblieben und Sky Sports baute seine Kamera noch einmal im Mediencenter des St.-Jakob-Park auf. Der übliche Rahmen solcher Runden, ein Kreis von Stühlen, wurde gesprengt, Vogel und Frei zogen aufs Podium vor die Mikrofone um, was der Vertrautheit der beiden Portagonisten jedoch keinen Abbruch tat. Immer noch aufgewühlt, aber aufgeräumter Stimmung gaben sie Auskunft. Und als Alex Frei zur Auskunft über Heiko Vogel aufgefordert wurde, meinte der Trainer trocken und mit dem im eigenen Schalk zu seinem Stürmer: «Sag etwas Gutes – oder schweig.»

Alex Frei über…

…den Triumph gegen Manchester United:

«Langsam beginne ich zu realisieren, was uns gelungen ist. Wir haben als Mannschaft etwas Grossartiges geleistet. Etwas, das sich vor allem der Verein verdient hat. Und ich denke, dass die gesamte Fussballschweiz hungrig danach war, dass ein Verein endlich einen Schritt mehr macht als nur sechs Gruppenspiele in der Champions League. Ich glaube auch, dass ein Team, das in zwei Spielen fünf Tore gegen Manchester United schiesst, das Weiterkommen verdient hat. Ich habe nach dem 3:3 im Hinspiel gedacht, dass Manchester uns ernster nimmt. Ich weiss nicht, ob sie uns noch einmal unterschätzt haben – oder ob wir wirklich so saugut waren. Ich hoffe, es war das Zweite. Und meine Teamkollegen dürfen das nahtlos am Samstag gegen Neuchâtel Xamax beweisen (Anm. d. Red.: Alex Frei ist am Sonntag nach seiner vierten Gelben Karte gesperrt; ebenso wie David Abraham, Cabral und Genséric Kusunga). Ich glaube, es ist nicht einfach diesen Switch zu machen. Von einem Stadion mit 36’000 Zuschauern, die gebrannt haben, hin zu einem Stadion mit 3000 Zuschauern und Kunstrasen.»

…die Voraussetzungen für einen derartigen Triumph:

«Ein Verein kommt so weit, indem er einen Weg hat, von dem er überzeugt ist. Es spricht auch für den Verein und die ganze Mannschaft, dass der Übergang von Thorsten Fink zu Heiko Vogel praktisch nahtlos war. Von den Resultaten her muss man fast sagen, es wurde noch besser. Das ist der Verdienst eines Wegs, der eingeschlagen wurde. Man hat hier eine Strategie, einen Plan. Der FCB ist einer der wenigen Vereine, in denen ich war, in dem wenig los ist – im positiven Sinn natürlich.»

…den Glauben an den Sieg:

«Geglaubt haben wir alle. Dass Streller nach neun Minuten das 1:0 schiesst, kommt uns das natürlich ungemein entgegen. Dann siehst du, dass Rooney das Tor aus einer hundertprozentigen Chance nicht macht. Da habe ich gemerkt: Wow, das Glück ist wieder auf unserer Seite! Und das 2:0 war für ManU der Dämpfer zur richtigen Zeit. Aber erst als Rio Ferdinand im Offside gestanden ist, habe ich gewusst: Jetzt ist es vorbei.»

…die Nähe von Triumph und Drama:

«Ich glaube, dass wir als Verein den Menschen, allen Fans des FCB, ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk gemacht haben. Wenn man sich umschaut, dann sieht man, dass sich wildfremde Menschen in den Armen liegen und sich über das Wunder freuen, das wir erreicht haben. Das zeigt, welche Emotionen der Fussball wecken kann. Das ist schön. Wir dürfen bei allem Erfolg aber etwas nicht vergessen: Nemanja Vidic hat sich wahrscheinlich zweimal das Kreuzband gerissen. Das ist bitter. Da sieht man, wie nahe Glück und Pech, Erfolg und Misserfolg im Fussball zusammenliegen. Mir tut es sehr, sehr leid für Vidic, denn das sind schlimme Verletzungen.»

…Trainer Heiko Vogel:

«Für meine weitere Zukunft werde ich für meine eigene Trainerkarriere nur das Positive herausnehmen. Jeder Trainer hat gute und schlechte Eigenschaften. Das ist einfach so. Aber bei Heiko stimmen nicht einfach nur die Resultate. Man sieht auch, dass es sein Verdienst ist, wie sehr dieses Team noch einmal zusammengewachsen ist. Wie sehr jeder für den anderen geht. Und wie keiner, der wenig spielt, sich beschwert. Jeder weiss, welchen Teil zum Erfolg er beizutragen hat. Und das ist das Verdienst von Heiko Vogel. Amen.»

…das Verhalten der United-Spieler:

«Nervös wurden die Spieler der United nicht. Sie waren angespannt, ja. Ich glaube, sie konnten den Schalter nicht mehr umlegen. Wir hatten sie so weit im Griff, dass sie gemerkt haben: Es geht nichts mehr, wir können nicht mehr zulegen. Klar, eine Mannschaft wie ManU gibt sich nie auf. Aber sie haben gewusst, dass nichts mehr geht, dass ihre kreativen Elemente nicht das bringen, was sie sich vorgestellt haben. Ein Nani hat sehr gut gespielt. Aber er konnte nicht das Entscheidende beitragen, das sie sich von ihm erhofft hatten. Ein Wayne Rooney auch nicht.»

…das Interesse ausländischer Clubs an den FCB-Talenten

«Tja, auch die alten Spieler sind interessant (lacht). Aber nein, ich kann Sie beruhigen: In meiner Karriereplanung ist kein weiterer Transfer vorgesehen. Ich will auch nicht irgendwelche Floskeln bemühen, von wegen: Im Fussball ist alles möglich und blablabla. Ich habe es sehr gut hier in Basel. Und ich habe einen tollen Trainer. Dass die jungen Spieler jetzt interessant sind, ist ja klar. Aber die Transferplanung ist für einen Jungen heute nicht einfacher geworden. Gehe ich zu einem grossen Club – oder versuche ich mich im Ausland bei einem kleineren Verein, den ich nochmals als Sprungbrett benutze? Es gibt viele Argumente, die für einen Verbleib beim FCB sprechen.»

…das Lob von Alex Ferguson:

«Immerhin hat er mich nicht mehr mit Stéphane Chapuisat verwechselt (lacht). Wobei der Vergleich mit Chapi natürlich auch für mich gesprochen hat. Natürlich nehme ich das Lob gerne zur Kenntnis. Aber ich renne deswegen nicht halbnackt durch die Stadt und brülle: Sir Alex hat mich geadelt!»

…seinen Lieblingsgegner im Achtelfinal:

«Franzosen können wir ja keine bekommen, weil die alle Gruppenzweite sind. Also würde ich gerne ein grosses spanisches Stadion erleben, das mir noch in der Sammlung fehlt.»

…die Verdauung eines solchen Husarenstücks:

«Das werden wir so schnell als möglich tun. Wir werden allen klar machen, dass Siege gegen Manchester nicht unsere Realität sind. Unsere Realität ist die Super League. Denn wenn wir auch nächste Saison in der Champions League spielen wollen, müssen wir erst Meister werden. Ausserdem: Die grossen Clubs in Europa wissen, dass es gar nicht so schwierig ist, ein gutes Spiel an einem Abend wie gestern gegen Manchester abzuliefern. Aber es ist nicht ganz so einfach, wenn du am Sonntag darauf vor 3000 Zuschauern auf Kunstrasen auflaufen musst. Und in solchen Spielen entscheidet es sich, ob die grossen Clubs einen Spieler verpflichten – oder nicht.»

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