Ganz hinten überzeugt Goalie Yann Sommer, ganz vorne trifft Giovanni Sio bereits wieder. Und in der Mitte sucht Matias Delgado verzweifelt den Kuss der Muse – oder einfach einen vernünftigen Spielrhythmus. Die FCB-Einzelkritiken zum 1:1 beim FC Luzern.
Yann Sommer | 5,5
Hielt fast mehr, als es zu halten gab. Stellvertretend seine beste Szene, als er in der 53. Minute Lezcanos Kopfball aus rund fünf Metern spektakulär parierte. Wehrte beim Ausgleich in der Nachspielzeit den Schuss von Thiesson noch ab und war beim Nachschuss von Rangelov schliesslich machtlos. Einzige Schwäche: ungewohnte Unsicherheiten in seinem Spiel mit den Füssen, insbesondere in einer Szene, als er Luzerns Oliver Bozanic den Ball direkt in die Füsse spielte, der davon allerdings nicht profitierte. Bildete mit Schär, Frei und Sio zusammen eine Art Achse der Guten in einem sonst wackligen Team.
Berang Safari | 3,5
Wieder eine durchwachsene Darbietung. Wurde mehrmals von Gegenspielern mit einfachen Körpertäuschungen stehen gelassen und zeigte erstaunliche Schwächen im Kopfballspiel. War im Spiel nach vorne zuweilen etwas übermütig und versuchte die Gegner zu tunneln – verlor dabei aber jeweils den Ball. Bezeichnend eine Aktion kurz vor Schluss, als er rechts an Sarr vorbeiziehen wollte; ein einfacher Lauf Richtung Eckfahne hätte dem FCB wertvolle Zeit gebracht – und keinen Ballverlust.
Ivan Ivanov | 4
Wird in diesem Leben wohl kein Sprinter mehr. Ist beim Gegentreffer zwar auf den Torschützen Rangelov angesetzt, wird allerdings durchaus verständlich durch den völlig blank stehenden Bozanic aus dem Konzept gebracht und verliert den direkten Gegenspieler aus den Augen. Hatte immerhin eine nicht ungefährliche Offensivszene in der 80. Minute – beim allerersten gut getretenen FCB-Eckball (-> Xhaka). Offenbarte zusammen mit Safari Abstimmungsprobleme: In gewissen Szenen schien beiden nicht klar zu sein, wer auf den Ball gehen soll – mit dem Resultat, dass sich lieber keiner um das Spielgerät bemühte.
Fabian Schär | 5
Gehörte zu den Besten der in Weiss spielenden Rot-Blauen. Verlor nicht einmal bei seinem – heute einzigen – traditionellen Vorstoss durch die Mitte den Ball. Zeigte kurz vor Ende des Spiels, wie man sich in Zeitlupentempo im gegnerischen Strafraum den Ball zuerchtbüscheln kann, um ihn mit dem schwächeren linken Fuss nicht im Tor unterzubringen. Hätte das Spiel in dieser Szene entscheiden können.
Philipp Degen | 4
Wurde in der 76. Minute durch Voser ersetzt, nachdem er mit dem Fuss umgeknickt war. Zeigte eine unauffällige Partie und hatte seine Seite und Gegenspieler Dimitar Rangelov im Griff. So positiv unauffällig er defensiv war, so negativ unauffällig war er offensiv.
Fabian Frei | 4,5
War im Mittelfeld der präsenteste Spieler des FCB, arbeitete nach hinten und nach vorn und verzeichnete wenig Fehler. War allerdings nicht mehr zu sehen, als die Luzerner in der Schlussphase alles nach vorne warfen – und die Basler ein wenig eigenen Ballbesitz ganz dringend gebraucht hätten.
Taulant Xhaka | 3,5
Grätschte sich in der 23. Minute stellvertretend für die ganze Mannschaft auf Höhe Mittellinie den Frust vom Leib. War danach mit Gelb belastet und musste sich in Szenen zurückhalten, in denen ein taktisches Foul angesagt gewesen wäre. Trat offensiv auf seiner Position zu wenig in Erscheinung, war aber immerhin für den gefährlichsten FCB-Eckball verantwortlich – zwanzig Minuten vor Spielende.
David Degen | 4
Machte seine Aufgabe angesichts seiner angespannten Situation gar nicht schlecht. Provozierte mit hartnäckigem Pressing jenen Prellball, mit dem Sio zum 1:0 davoneilte und erspielte zusammen mit Zwillingsbruder Philipp gar zweimal mit sehenswerten Doppelpässen den einen oder anderen Meter Raumgewinn. Wurde von Sio kurz vor Schluss in aussichtsreichster Position übersehen.
Matias Delgado | 2,5
Wollte vor allem in der ersten Halbzeit zuviel, als er praktischen bei jedem Ballkontakt den Genius auspacken und den direkt gespielten Pass in die Tiefe spielen wollte. Das Resultat war in aller Regel ein Ballgewinn für die Luzerner. Trat bis zu seiner Auswechslung in der 59. Minute ausser einem Eckball jeden stehenden Ball – allerdings häufig in die grosse Leere. Ist nach seinem ersten Meisterschaftsspiel in der Starformation noch meilenweit davon entfernt, das zu sein, was sich der Verein und die Fans von ihm erhoffen.
Mohamed Salah | 3,5
Wirkt in der heimischen Liga deutlich weniger gefährlich und spritzig als in den Europacup-Spielen. War in Luzern weit entfernt davon, wie gegen Razgrad der entscheidende Mann zu sein und durfte in der 82. Minute Diaz Platz machen.
Giovanni Sio | 5
Erzielte in der 32. Minute trotz der Luzerner Wolkendecke aus heiterem Himmel das 1:0. Kontostand zu diesem Zeitpunkt nach seiner Auswechslung in Bulgarien in Minute 65: zwei Treffer nach rund 90 Minuten. Steht somit bereits bei gleich vielen Torerfolgen wie Raul Bobadilla, dessen Ersatz er seit nunmehr zwei Spielen zur vollsten Zufriedenheit des FCB gibt. War auch in der Ballbehauptung ein Gewinn und zeigte einzig in einer Szene Entscheidungsschwierigkeiten, als er knapp vor der Grundlinie und nahe am Tor nicht wusste, ob er schiessen oder zu David Degen zurücklegen sollte.
Mohamed Elneny | 3,5
Kam in der 59. Minute für Matias Delgado. Ein krasser Fehlpass in der Nachspielzeit, der den Beginn einer ganzen Reihe von Luzerner Standards einläutete.
Kay Voser | –
Kam in der 76. Minute aussserplanmässig für Philipp Degen und war zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.
Marcelo Diaz | –
Ersetzte in der 82. Minute Mohamed Salah und spielte den erwähnten nennenswerten Pass auf Voser. War ansonsten zu kurz im Spiel, um benotet zu werden.