Die andere Finalserie des FCB, die das Wallis in Sorge versetzen sollte

Alle reden nur von der phänomenalen Endspiel-Geschichte des FC Sion. Dabei hat der FC Basel, wenn es am Sonntag (14 Uhr) um den Schweizer Cup geht, ebenfalls etwas vorzuweisen: Er hat im Joggeli auch noch nie ein Finale verloren.

Les joueurs valaisans, droite, se rassemblent face au drapeau valaisan a l'effigie de la coupe de suisse, lors de la rencontre de football de Super League entre le FC Sion et les BSC Young Boys ce lundi 25 mai 2015 au stade de Tourbillon a Sion. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott) (Bild: Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT)

Alle reden nur von der phänomenalen Endspiel-Geschichte des FC Sion. Dabei hat der FC Basel, wenn es am Sonntag (14 Uhr) um den Schweizer Cup geht, ebenfalls etwas vorzuweisen: Er hat im Joggeli auch noch nie ein Finale verloren.

Cupfinal. Das heisst im Wallis, dass eine ganze Region in Wallung gerät. Da ist diese Serie. Die zwölf Endspiele, die der FC Sion seit 1965 erreichte und von denen er keines verlor. Und jetzt kommt die dreizehnte Gelegenheit. Eine, die über den von diesem Verein begründeten Cup-Mythos über die sportliche Affiche gegen den Schweizer Meister hinaus aufgeladen ist mit reichlich Lokalchauvinismus. 

Die «Eroberung des dreizehnten Sterns» heisst das Motto, an das die Spieler von den Fans im letzten Meisterschafts-Heimspiel mit einem überdimensionalen Transparent und einer noch grösseren Flagge erinnert wurden. Der Kanton feiert 2015 das 200-Jahr-Jubiläum des Beitritts zur Schweizerischen Eidgenossenschaft, und das Wallis besteht aus 13 Bezirken, die mit den 13 Sternen im Wappen symbolisiert sind – mehr patriotische Überlagerung geht für ein Fussballspiel nicht.

Holen sie den Schatz zurück ins Wallis? Links Sion-Präsident Christian Constantin in einer Karikatur auf der Website des FC Möhlin-Riburg, rechts Trainer Didier Tholot beim Cup-Triumph 2009.

Holen sie den Schatz zurück ins Wallis? Links Sion-Präsident Christian Constantin in einer Karikatur auf der Website des FC Möhlin-Riburg, rechts Trainer Didier Tholot beim Cup-Triumph 2009. (Bild: FC Möhlin-Riburg und Reuters)

Christian Constantin weiss auf dieser Klaviatur zu spielen. In Martigny, wo der Präsident zuhause ist und die Mannschaft trainiert, laufen die Spieler schon seit Wochen Tag für Tag an der Walliser Flagge vorbei. Constantin, im Tal nicht uneingeschränkt geliebt, ist ein Polemiker vor dem Herrn, wie er dieser Tage mit seiner erwartbaren Breitseite gegen Marco Streller und Endspiel-Schiedsrichter Nikolaj Hänni bestätigte.

Constantin weiss, wie man die Sandoz-Trophäe holt

Und Constantin weiss, was es für die Landsmannschaft bedeuten würde, auch im 13. Final zu triumphieren. Bei der Hälfte der bisherigen Cup-Siege war der am längsten im Schweizer Spitzenfussball amtierende Präsident an der Spitze des Vereins, den er massgeblich mit seinem Geld, aber auch seinem Geschick lenkt. Wahrscheinlich lässt er sich eines Tages eine Statue in Bronze giessen, die ihn mit der Sandoz-Trophäe zeigt.

Auch Didier Tholot, der Trainer, an dem «CC» in dieser Saison so lange festgehalten hat wie schon lange nicht mehr an einem Sion-Trainer, kennt das Gefühl, als Cupsieger ins Wallis heimzukehren. Der ehemalige Stürmer, der als Spieler sowohl eine Vergangenheit als Spieler des FC Sion (1997–1999) als auch des FC Basel (1999–2000) hat, stand 2009 beim legendären Cupsieg in Bern gegen die Young Boys an der Seitenlinie.

Beim Gedanken an 1982 schwillt den Baslern immer noch der Kamm

Viel mehr kann also gar nicht für den FC Sion sprechen, wenn er Sonntag vor 36’000 Zuschauern im ausverkauften St.-Jakob-Park aufläuft. Oft sind die beiden Vereine im Schweizer Cup nicht aufeinander getroffen; viermal erst, wobei dreimal die Sittener die Oberhand behielten.

* Wettbewerb wurde mit Hin- und Rückspielen ausgetragen
Die Begegnungen FC Basel–FC Sion im Schweizer Cup
Saison Runde Begegnung Resultat Bemerkung
1964/65 Halbfinal FCB-Sion 2:3 Sion anschliessend erstmals Cupsieger
1973/74 Viertelfinal Sion-FCB 1:0 und 2:2* Sion anschliessend zum zweiten Mal Cupsieger
1981/82 Final, in Bern Sion-FCB 1:0 Sion zum vierten Mal Cupsieger 
2012/13 Halbfinal Sion-FCB 0:1 Tor: Valentin Stocker (73.)
2014/15 Final, in Basel FCB-Sion ? 13. Final für Sion, 20. Final für Basel (elf Siege)

Den bittersten Moment erlebte der FCB 1982 im Final von Wankdorf. Der Name von Schiedsrichter Jean-Marie Macheret aus Rueyres-St-Laurent lässt traditionsbewussten FCB-Fans immer noch den Kamm schwellen, weil er beim Walliser Siegtor ignorierte, dass Torschütze Alain Balet vor seinem Kopfball Beat Sutter, den Stürmer aus Gelterkinden in Reihen des FCB, mit einem Ellbogencheck aus dem Weg räumte. Die Archivbilder des Schweizer Fernsehens lassen das jedoch lediglich erahnen.

Die Gelegenheit zu einer ersten Revanche bot sich erst 31 Jahre und zehn Sittener Cupsiege später, als der FCB im April 2013 den Halbfinal im Tourbillon durch ein Tor von Valentin Stocker mit 1:0 gewann – um anschliessend den Final gegen die Grasshoppers zu verlieren.



Dem FCB-Fan kommt da heute noch die Galle hoch: Alain Balet köpfelt im Cupfinal 1982 für den FC Sion zum entscheidenden Treffer ein. Am Boden Beat Sutter, den er zuvor mit dem Ellbogen niedergestreckt hat.

Dem FCB-Fan kommt da heute noch die Galle hoch: Alain Balet köpfelt im Cupfinal 1982 für den FC Sion zum entscheidenden Treffer ein. Am Boden Beat Sutter, den er zuvor mit dem Ellbogen niedergestreckt hat. (Bild: Keystone)

Von den damaligen Formationen ist zwei Jahre später nicht mehr viel übrig: Bei Sion Goalie Andris Vanins, Leo Lacroix und Vilmos Vanczak, beim FCB sind es immerhin fünf Akteure, von denen vier am Sonntag in der Startelf zu erwarten sind: Fabian Schär, Philipp Degen, Fabian Frei, Mohamed Elneny sowie Marco Streller im letzten Spiel seiner Karriere.

Die FCB-Serie der vier gewonnenen Finals im Joggeli  

Für den FCB, den Serienmeister mit der einmaligen Aneinanderreihung von sechs Titeln, ist dieses Endspiel gegen den FC Sion der vierte Cup-Final hintereinander. Auch das ist eine Rekordserie, die im Schweizer Cup nur ein weiterer Club in grauer Vorzeit vorweisen kann: Die Grasshoppers, der Rekordsieger im K.o.-Wettbewerb (19 Titel, der FCB kommt auf 11), schafften das von 1931 bis 1934 und von 1940 bis 1943 noch einmal (als sie alle diese Endspiele gewannen, unter anderem 1942 gegen Basel).

Was die Walliser in ihrem Hype um den Cup und die Serie jedoch weitaus mehr Sorgen bereiten sollte, mal vom Vorteil für den FCB abgesehen, in seinem vertrauten Heimstadion antreten zu können: Vier Endspiele hat der FC Basel im Joggeli gespielt – und alle vier gewonnen. 2002 gegen GC, 2003 gegen Xamax, 2008 gegen Bellinzona und 2010 gegen Lausanne (siehe Auflistung unten).

Das reicht zwar noch nicht ganz für einen Mythos, aber es heisst nichts anderes als: Eine Serie wird am Sonntag zu Ende gehen. 

Die Endspiele im Schweizer Cup seit 1925
Das Ranking der Cupsieger und Finalisten
Die Cupfinals des FC Basel
Jahr Ort Paarung Resultat Bemerkung
1933 Zürich FCB–Grasshoppers 4:3  
1942 Bern Grasshoppers–FCB 3:2 Wiederholungsspiel, 1. Spiel: 2:2
1944 Bern Lausanne-Sport–FCB 3:0  
1947 Bern FCB–Lausanne-Sport 3:0  
1963 Bern FCB–Grasshoppers 2:0  
1967 Bern FCB–Lausanne-Sport 3:0 Forfait
1970 Bern FC Zürich–FC Basel 4:1 nach Verlängerung
1972 Bern FC Zürich–FCB 1:0  
1973 Bern FC Zürich–FCB 2:0 nach Verlängerung
1975 Bern FCB–FC Winterthur 2:1 nach Verlängerung
1982 Bern FC Sion–FCB 1:0  
2002 Basel FCB–Grasshoppers 2:1 nach Verlängerung
2003 Basel FCB–Neuchâtel Xamax 6:0  
2007 Bern FCB–FC Luzern 1:0  
2008 Basel FCB–AC Bellinzona 4:1  
2010 Basel FCB–Lausanne-Sport 6:0  
2012 Bern FCB–FC Luzern 5:3 (1:1) nach Penaltyschiessen
2013 Bern Grasshoppers–FCB 5:4 (1:1) nach Penaltyschiessen
2014 Bern FC Zürich–FCB 2:0 nach Verlängerung
2015 Basel FCB–FC Sion 7. Juni  

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