Der FC Basel startet in eine Saison, in der Vieles neu sein wird: Spieler und Ausrüster zum Beispiel. Ein paar Konstanten bleiben trotzdem. Und auf Trainer Heiko Vogel wartet die Aufgabe, aus Alt und Neu ein stimmiges Ganzes zu formen. Möglich, dass der FCB demnächst noch einen Stürmer testet.
Er scheint ein Mann zu sein, der auch in hitzigen Situationen kühlen Kopf bewahrt. Rund 25 Grad Celsius melden die Wetterstationen der Region, als der FC Basel seine Vorbereitung auf die kommende Saison aufnimmt. Nicht warm genug für Mohamed Salah, um auf sein neues Trainerjäckchen zu verzichten. Der Ägypter ist sich andere Temperaturen gewöhnt (für Kairo waren 36 Grad angesagt). Vielleicht aber ist er auch einfach davon ausgegangen, dass es im Land seines neuen Arbeitgebers einfach kalt sein muss.
Es wird vorläufig sein Geheimnis bleiben. Denn akklimatisieren muss sich Salah in der Schweiz in vielen Bereichen. Zum Beispiel bei der Sprache. «Mit Händen, Füssen und dem Mund», hat Heiko Vogel am ersten Tag mit dem 20-Jährigen kommuniziert. Und der FCB-Trainer fügt an: «Er lernt jetzt Englisch.» Denn Salah mag ein Spieler sein, der den Baslern mit seiner ungeheuren Geschwindigkeit einige Freude bereiten dürfte. Wenn er dazu noch die taktischen Anweisungen Vogels verstünde, wäre das dabei aber sicher kein Nachteil.
Rund zehn Millionen Franken investiert der FCB in seine Neuzugänge
Salah ist einer von vier Neuzugängen, für die der FCB insgesamt knapp zehn Millionen Franken an Ablöse bezahlen dürfte. Und er ist einer von zweien, die beim Trainingsstart auch schon dabei waren. Der Chilene Marcelo Dìaz ist noch mit seinem Club Universidad de Chile in Meisterschaft und Copa Libertadores beschäftigt. Und beim Innenverteidiger Gaston Sauro lässt die Einigung mit den Boca Juniors immer noch auf sich warten. Allerdings erklärt Bernhard Heusler auch: «Wir sind sehr zuversichtlich.» Und wenn sich der FCB-Präsident zu so einer Aussage verleiten lässt, dann darf der Transfer als praktisch abgewickelt gelten.
Während die beiden Südamerikaner erst später zum Team stossen werden, ist einer von Beginn weg da, der insgesamt zum bereits vierten Mal zum FCB kommt: David Degen, der Zwillingsbruder von Philipp. Dieses Mal aber ist er ganz klar gekommen um zu bleiben. Nach einer Saison bei den Young Boys, die in seinen Worten «verknorzt war, unglücklich – es hat nicht viel zusammengepasst».
Die Gegenwart ist rotblau, die Zukunft soll rosig sein
Aber das ist Vergangenheit. Die Gegenwart ist rotblau. Und die Zukunft soll rosig sein. Nur zu gern möchte David Degen der Forderung seines Präsidenten nachkommen. Heusler erwartet eine «unterhaltsame Zusammenarbeit – und eine sportlich erfolgreiche».
Und so gibt David Degen zwar bei der fünfzehnten Journalistenfrage nach seinem Zwillingsbruder zu, dass er gerne gemeinsam mit Philipp auf dem Platz stehen würde. Aber erstens obliege diese Entscheidung – für Insider wenig überraschend – dem Trainer. Und zweitens sei er für diese drei Dinge nach Basel gekommen: «Leistung zeigen, Gas geben, Freude bereiten.»
Es ist davon auszugehen, dass die Degen-Brüder das zunächst in einem Team tun werden, das sich in der ersten Phase der Meisterschaft erst noch auf der Suche befindet. Klar möchte Trainer Vogel «von Beginn weg parat sein». Aber der 36-Jährige weiss auch, «dass wir ein paar Runden brauchen werden, bis sich die Automatismen eingeschliffen haben».
Vogel bleibt nicht viel Zeit
Denn es sind nicht nur Dìaz und Sauro, die den Trainingsauftakt verpasst haben. Auch die Nationalspieler Valentin Stocker, Yann Sommer, Aleksandar Dragovic, Joo Ho Park und Jacques Zoua werden erst mit Verspätung ins Training einsteigen. Und dann könnte es durchaus passieren, dass auch Alex Frei den Beginn des Trainingslagers verpasst. Der Stürmer erwartet stündlich die Geburt seines ersten Kindes.
Viel Zeit wird Vogel also nicht haben, um aus Alt und Neu etwas Ganzes zu formen. Zumal es in der Frühphase auch darum gehen wird, in (bestenfalls) drei Qualifikationsrunden die Gruppenphase der Champions League zu erreichen.
Nach Thorsten Finks Hals-über-Kopf-Abschied hatte Vogel eine intakte Mannschaft übernehmen können. Jetzt steht er erstmals vor der Mission, ein Team im Umbruch zu formen. «Das wird sicher die anspruchsvollere Aufgabe», urteilt der Geforderte selbst. Und hinterlässt dabei nicht im geringsten den Eindruck, davon beeindruckt zu sein.
Und doch wird sich Vogel unter diesen Umständen selbst bremsen müssen. «Viele Impulse sind mir im Kopf herumgeschwirrt», erzählt er von seinen taktischen Überlegungen vor dem Trainingsstart. Aber die darf er nicht alle umzusetzen versuchen. Zumindest nicht ganz zu Beginn. «Es ist wichtig, dass ich das Team nicht überfordere», ist ihm klar, «zunächst wird es darum gehen, ein Grundgerüst aufzubauen. Danach kann ich während der Saison an ein paar Stellschrauben drehen.»
Zurück zu den drei Streifen
Ziemlich heftig an den Schrauben gedreht hat der FCB, was seinen Ausrüster angeht. Erstmals seit der Saison 1996/97 wird der FC Basel wieder mit den drei Streifen auf dem Trikot auflaufen und nicht mit dem Swoosh. Der Wechsel von Nike zu Adidas stand zwar schon lange fest. Kommunizieren darf der FCB aber erst jetzt – zuvor hatte offenbar Nike auf Stillschweigen gepocht. Präsentiert wird das Adidas-Trikot der Presse am 29. Juni.
In einer Sache aber will der FCB weiter auf bewährten Pfaden wandeln: Auch in diesem Sommer werden Talente aus dem eigenen Nachwuchs in die Profimannschaft nachgezogen. Im Trainingslager am Tegernsee dürfen Mirko Salvi (Goalie), Simon Grether (Mittelfeld) und Stjepan Vuleta (Sturm) ein erstes Mal beweisen, ob sie das Zeug haben, die neuen Shaqiris und Xhakas zu werden.
Ein Abgang, ein möglicher Test
Einer, der es nie geschafft hat, beim FCB Fuss zu fassen, ist Genséric Kusunga. Der Innenverteidiger muss sich jetzt einen neuen Club suchen, er spielt in Vogels Plänen keine Rolle mehr. Möglich, dass es ihn wieder zurück zu seinem Stammclub zieht. Servette Genf hatte noch Ende letzter Saison das Interesse an seinem ehemaligen Captain angemeldet.
Zugänge hat der FCB derzeit keine mehr geplant. Trotzdem könnte demnächst ein junger Stürmer aus Costa Rica getestet werden. Ein Thema für die erste Mannschaft scheint er allerdings nicht zu sein. Überzeugt er in den Tests, dürfte er vom FCB wohl unter Vertrag genommen und danach innerhalb der Liga ausgeliehen werden.
Die Aufstiegsmannschaft von 1994 an der Eröffnungsparty
Am Samstag, 30. Juni wird der FC Basel seine grosse Saison-Eröffnungsparty feiern. Ab 13 Uhr werden im St.-Jakob-Park die erste Mannschaft und die neuen Trikots vorgestellt.
Danach wird die Aufstiegsmannschaft von 1994 gegen eine Adidas-Star-Auswahl antreten. «Wir wollen so diesen Herren dankeschön sagen», erklärt FCB-Präsident Bernhard Heusler, «wenn sie nicht aufgestiegen wären, würden wir heute wohl immer noch in der Challenge League spielen.»
Das genaue Programm ist auf der Website des FCB zu finden.
Die Zugänge auf die neue Saison
David Degen (Young Boys)
Marcelo Diaz (Universidad de Chile)
Simon Grether (Nachwuchs)
Mohamed Salah (Arab Contractors/Äg)
Mirko Salvi (Nachwuchs)
Germano Vailati (St. Gallen)
Stjepan Vuleta (Nachwuchs)
Gaston Sauro (Boca Juniors/Arg/noch nicht definitiv)
Die Abgänge
David Abraham (?)
Roman Buess (Aarau, Leihe)
Scott Chipperfield (Tarrawanna/Aus)
Massimo Colomba (Rücktritt/Goalietrainer)
Marcel Herzog (St. Gallen)
Benjamin Huggel (Rücktritt/U21-Trainer)
Genséric Kusunga (?)
Xherdan Shaqiri (Bayern München)
Fwayo Tembo (Sambia)
Granit Xhaka (Mönchengladbach)
Testspiele
23. Juni (Sa): FCB–Steaua Bukarest (Rottach-Egern)
26. Juni (Di): FCB–Unterhaching (Warngau)
28. Juni (Do): FCB-Rottach-Egern (Rottach-Egern)
4. Juli (Mi): Aarau–FCB (Zofingen)
8. Juli (So): FCB–Standard Lüttich (Schützenmatte)
Saisonstart
14. Juli (Sa): Servette–FCB (Stade de Genève)