Ivan Ivanov hat deprimiert um Vertragsauflösung beim FC Basel gebeten und sucht ebenso in der Heimat einen neuen Anlauf wie Yoichiro Kakitani, der in der Schweiz nicht zur Entfaltung gekommen ist. Für Shkelzen Gashi werden ebenfalls Abwanderungsszenarien entworfen.
Ivan Ivanov – der mit dem Verletzungspech
Zwischen den Worten von Urs Fischer war schon seit Längerem herauszuhören: Ivan Ivanov findet den Anschluss nicht mehr. Am 14. Dezember wurde die Vertragsauflösung bekanntgegeben. Damit ging Ivan Ivanovs Geschichte beim FC Basel sang- und klanglos zu Ende, bevor sie richtig losgehen konnte; als letzte Markierung in seiner rotblauen Leistungshistorie steht der 11. Dezember 2013.
Es war jenes Champions-League-Spiel auf Schalke, in dem der Bulgare nach 32 Minuten durchaus umstritten vom Platz gestellt wurde, eine Partie, die durch ein groteskes Tor nach multipler Abseitsstellung gegen den FCB entschieden wurde.
Ein paar Wochen später, in einem Testspiel im Trainingslager in Spanien, zog sich Ivanov einen Kreuzbandriss im Knie zu, der seiner Karriere einen heftigen Knick zufügte. Richtig erholt davon und von den Folgeverletzungen hat er sich bis zum heutigen Tag nicht.
Im August 2013 holte der FCB den bulgarischen Nationalspieler von Partizan Belgrad. Auch wenn Ivanovs Debüt mit der 1:2-Heimniederlage gegen den FCZ verloren ging, demonstrierte er bald einmal, dass er ein guter Ersatz für den für viel Geld zu Dynamo Kiew abgewanderten Aleksandar Dragovic sein kann.
Ein Tor im Cup-Derby für die Erinnerung
Elf Spiele in der Super League nur sind es geworden, dazu kommen sechs in der Champions League und eines im Cup, das immerhin in Erinnerung bleiben wird: Am 17. August 2013 musste der FCB gegen die Old Boys eine Verlängerung in Anspruch nehmen, in der Ivanov mit einem Kopfballtreffer das Derby entschied. Am Ende des Jahres wurde Ivanov in Bulgarien zum «Fussballer des Jahres» gewählt.
Seither ist er fast in Vergessenheit geraten, sieben Mal spielte er für die U21, suchte seine Form, fand sie nicht und bat den FCB schliesslich um die vorzeitige Beendigung des bis Sommer laufenden Vertrags. Es war abzusehen, dass sich die eingebaute Option zur automatischen Verlängerung nicht ergeben würde.
Ivan Ivanov will nun auf einem tieferen Leistungsniveau einen neuen Anlauf nehmen; mit seinen knapp 28 Jahren ist es dafür noch nicht zu spät. Bedauerlich, dass der Innenverteidiger in Basel nicht mehr zeigen konnte.
Shkelzen Gashi – der mit dem schweren Stand
Was ist eigentlich los, ist man immer geneigt zu fragen, wenn Shkelzen Gashi wahlweise durchwachsen spielt, auf der Bank sitzt, gar nicht im Aufgebot steht oder verletzt ausfällt. So wie nach dem Cup-Achtelfinal in Muttenz, wo er mit drei Toren auf sich aufmerksam machte, mit einer heftigen Knöchelprellung aber auch gleich wieder für längere Zeit nicht zur Verfügung stand.
Sechs Tore und drei Torvorbereitungen sind für ihn notiert – wenig, gemessen an der Erfolgsquote des Topscorers der Schweizer Liga in den zurückliegenden beiden Jahren.
So bleibt die Qualifikation mit der albanischen Nationalmannschaft für die EM-Endrunde der einsame Höhepunkt aus Gashis persönlicher Perspektive. Und vielleicht ist das auch ein Teil des Problems: Ist Gashi mit seinem Kopf wirklich beim FCB? Scrollt man ein bisschen seine Facebook-Timeline hinunter, fällt auf, dass da sein aktueller Arbeitgeber keine grosse Rolle spielt.
Die seltsame Geste
Schon im August hatte Gashi für ein bisschen Aufregung und Irritation gesorgt, erst mit zwei verschossenen Elfmeter, von denen er einen im Nachschuss verwertete. Sein anschliessender Torjubel wurde knapp drei Wochen vor Schliessung des Transferfensters als Abschiedsgeste gewertet.
Seither hat Gashi im rotblauen Dress nicht mehr viel gerissen, hatte er unter Trainer Urs Fischer einen – sagen wir – nicht einfachen Stand. Im aktuellen Spiel der Mannschaft kommen Gashis Stärken als kaltblütiger Strafraumschleicher nicht mehr recht zur Geltung.
Nun geht das Transferfenster wieder auf, und komplett vom Hocker würde man nicht fallen, wenn sich die Wege von Gashi und Basel wieder trennten. An dem 27-Jährigen, der einen Vertrag bis 2018 hat und vom FCB im Sommer 2014 für rund zwei Millionen Franken bei GC ausgelöst wurde, sollen angeblich italienische Clubs interessiert sein. Unter anderem Lazio Rom mit seinem Sportchef Igli Tare. Der ist Albaner – würde also irgendwie passen.
Yoichiro Kakitani – der mit verpasstem Anschluss
Und noch ein Abgesang auf einen jungen Mann, der vor eineinhalb Jahren wie aus einer anderen Welt in Basel auf dem Podium neben FCB-Präsident Bernhard Heusler landete, der nicht ohne Stolz von Yoichiro Kakitanis Transfer schwärmte. Nationalspieler, aufgehender Stern im Land der aufgehenden Sonne, ein Frauenschwarm, dem in einer TV-Reality-Show gehuldigt wurde.
Dass der Wechsel der Kulturen seine Risiken und Nebenwirkungen bergen könnte, darüber waren sie sich beim FCB im Klaren, dass die Integration dann nach einem schnellen Anfangserfolg so schleppend verlaufen würde, haben sich die Verantwortlichen anders vorgestellt. Zumal sie dem Spieler alle Unterstützung zukommen liessen, wie etwa einen persönlichen, festangestellten Dolmetscher.
Vielleicht war das auch zu viel Rundum-Sorglos-Betreuung. Von Paulo Sousa erst über den grünen Klee gelobt, fiel Kakitani jedenfalls bald aus den Traktanden – und aus dem Nationalmannschaftskader. Rasch verflüchtigte sich auch die Schar der eigens wegen ihm und meist aus Deutschland angereisten japanischen SportjournalistInnen.
Auch der zweite Anlauf misslingt
Unter Urs Fischer nahm Kakitani einen, zunächst ermutigenden, neuen Anlauf. Um dann mit der nächsten Verletzung wieder länger auszufallen, anschliessend wieder mühsam den Anschluss suchend und sich bei seinen wenigen Einsätzen (sieben in 32 Wettbewerbsspielen) nicht aufdrängend.
Nach diesem dritten, erneut für beide Seiten unbefriedigenden Halbjahr war absehbar, dass Kakitani keine Zukunft in Basel hat – dafür ist der Konkurrenzkampf beim FCB inzwischen auf einem so hohen Niveau angelangt, dass für die Langzeitintegration eines Spielers kaum mehr Raum, Ressourcen und Geduld bleiben.
So folgt nach einem «Transfer mit der Pincette», wie Sportdirektor Georg Heitz den ungefähr 1,5 Millionen Franken teuren Kakitani einst nannte, nun der Versuch, ein Missverständnis sauber zu beenden. Kakitani ist vor Weihnachten in seine Heimatstadt Osaka gereist, hält sich bei seinem vormaligen Club Cerezo fit, und es ist davon auszugehen, dass der 25-Jährige nicht mehr zum FCB zurückkehren wird.
Auch in diesem Fall gilt: Jammerschade eigentlich, dass es dem Club nicht gelungen ist, Kakitanis Talente zur Entfaltung zu bringen. Und der Spieler selbst wird sich, wenn er denn noch einmal das Ausland sucht, wohl schon selbst etwas mehr Mühe geben müssen.
Die Einzelkritiken zu den FCB-Spielern im ersten Halbjahr 2015/16
» Die Zuspieler: Luca Zuffi und Matias Delgado | » Die Führungsspieler des FCB: Vaclik, Suchy, Samuel und das Warten auf Kuzmanovic | » Die Verletzten: Degen, Safari und der vielversprechende Akanji | » Die Scorer: Janko und der fabelhafte Elneny | » Die Cupspieler: Chance für die zweite Reihe | » Die wenig Überzeugenden: Boëtius und Hoegh | » Die Vielseitigen: Xhaka, Bjarnason und Lang | » Die Zurückgekehrten: Aliji und Salvi | » Die Ausgemusterten beim FCB: Ivanov, Gashi und das Missverständnis Kakitani