Die Basler Männer mit der Doppelaufgabe – die Einzelkritiken

Drei Basler waren in der Thuner Arena in einer Doppelmission unterwegs. Und ein Japaner konnte zwar noch nicht beweisen, dass er ein Überflieger ist, hob aber trotzdem schon mal ab. Die Einzelkritiken zum 3:2 des FC Basel beim FC Thun.

Speed, gepaart mit Nickligkeit: Derlis Gonzalez, FCB-Flügelspieler. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Drei Basler waren in der Thuner Arena in einer Doppelmission unterwegs. Und ein Japaner konnte zwar noch nicht beweisen, dass er ein Überflieger ist, hob aber trotzdem schon mal ab. Die Einzelkritiken zum 3:2 des FC Basel beim FC Thun.

Tomas Vaclik | 4,5
Erhielt einen Schuss auf seinen Kasten, den er halten musste. Den hielt er. Erhielt ausserdem zwei Schüsse auf seinen Kasten, die er nicht halten musste. Die hielt er nicht. Sonst gut bei Flanken – und immer gedankenschnell, wenn es darum ging, Thuner Steilzuspiele aufzusammeln, bevor sie gefährlich werden konnten.

Fabian Schär | 4
Erzielte natürlich auch von uns nicht unbemerkt den siegbringenden Treffer zum 3:2. Erhält dafür auch den gehörigen Bonus. Kommt aber trotzdem nicht über eine Vier hinaus, weil die Hauptaufgabe des Innenverteidigers halt doch noch das Verteidigen ist. Und da hüpfte er beim 1:2 unter dem Thuner Freistossball hindurch und beobachtete Berat Sadik bei dessen 2:2 mit dem einen Meter Höflichkeitsabstand zu viel.

Taulant Xhaka | 4,5
Besetzt unter Sousa gleich zwei Positionen im selben Spiel. Gibt bei Ballbesitz den dritten Innenverteidiger, um bei Ballverlust vor der Abwehr den Staubsauger zu mimen. Tat das in Thun in defensiver Hinsicht ganz ordentlich, hatte aber auch zwei, drei Fehlpässe der fieseren Sorte im Repertoire. Kommt dann an seine (körperlichen) Grenzen, wenn der Gegner den FCB mit einem Konter erwischt – und Xhaka (1.72 m) zum Beispiel eine hohe Flanke gegen einen Mittelstürmer wie Berat Sadik (1.92 m) verteidigen soll.

Marek Suchy | 4
Ist beim 1:2 zwar ganz nah dran, aber trotzdem weit davon entfernt, das Tor zu verhindern. Beim 2:2 dann einer von drei Basler Bewunderern von Sadiks Schusstechnik. Wirkt vielleicht nur so, scheint aber in Sousas System defensiv weit weniger Zweikämpfe zu bestreiten als noch unter Yakin. Wirkt darum auch weniger chef-mässig.

Philipp Degen | 4,5
War wie Xhaka in einer Doppelfunktion unterwegs: Bei Ballbesitz rechter Mittelfeldspieler, bei Ballverlust rechter Verteidiger. Löste vor allem seine offensive Aufgabe in der ersten Halbzeit gut bis sehr gut, mit der Flanke zum 2:0 als Höhepunkt. Wurde in der Defensive allerdings auch ein, zweimal mit einem Doppelpass erwischt, zum Beispiel bei Gonzalez‘ Lattenschuss für Thun kurz vor der Pause.

Behrang Safari | 4
Hatte die selbe Aufgabe wie Degen – einfach auf der linken Seite. War ganz Safari-like offensiv allerdings weitaus weniger auffällig. Kompensierte das lange durch gutes Zweikampfverhalten, ehe er doch reichlich unbedarft den Einwurf herschenkte, der zum 2:2 führte.

Mohamed Elneny | 4
Startete ballsicher wie eh und je. Wählte dann aber nach circa einer halben Stunde offenbar das falsche Zuspiel, was wiederum Trainer Sousa heftig rufend und gestikulierend auf den Plan rief, und ward danach nie mehr so richtig gesehen. Rutschte ab der 62. Minute für wenige Momente ins linke Mittelfeld, weil der Basler Trainer den Zentrumsspieler Diaz für Flügelmann Gashi brachte, wurde dann aber aus der ihm wenig bekannten Position durch die Auswechslung gegen Kakitani erlöst.

Durfte gegen seine ehmaligen Kollegen ran – und gab prompt den Assist zum Basler 3:2: Luca Zuffi.

Durfte gegen seine ehmaligen Kollegen ran – und gab prompt den Assist zum Basler 3:2: Luca Zuffi. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Luca Zuffi | 4,5
Durfte gegen seine ehemaligen Teamkollegen von Beginn weg ran, während WM-Fahrer wie Geoffroy Serey Die auf der Tribüne Platz nehmen mussten und WM-Fahrer wie Marcelo Diaz oder FCB-Dauerbrenner wie Fabian Frei nur auf der Bank sassen. Einer jener Basler Zentrumsspieler, die die Partie in den ersten dreissig Minuten für den FCB komplett im Griff hatten, um sie in der Folge immer mehr den Thunern zu überlassen. Polierte seine Bilanz mit dem Freistoss-Assist zu Schärs 3:2 auf.

Derlis Gonzalez | 4
Liess gleich in der ersten Minute Gegenspieler Wittwer mit einem Schmetterantritt stehen und machte so Lust auf das, was dann leider nicht so richtig kam. Sehr schön sein Pass auf Degen vor dem 2:0, eher kläglich sein Abschlussversuch nach Degens Vorarbeit wenige Minuten zuvor. Bewies, dass er nicht nur schnell ist, sondern im Zweikampf durchaus zu der unangenehmeren Sorte Fussballer gehört. Sah nach mehrfachem Foulspiel Gelb – und hinterliess trotzdem den Eindruck, dass er in der Rückwärtsbewegung noch vieles lernen kann.

Skhelzen Gashi | 4,5
Behauptete vor dem 2:0 den Ball in robuster Art und Weise, spielte ihn dann noch im Liegen weiter auf Gonzalez – und war schliesslich wieder am Fünfmeterraum mit dem Kopf zur Stelle, um das 2:0 zu erzielen. Darf sich deswegen die wöchentliche Auszeichnung «Liebling des Trainers» an den Spind pinnen. Verlor wie die gesamte Mannschaft nach der Pause jeden Zugriff auf die Partie und wurde schliesslich nach einer Stunde gegen Diaz ausgetauscht.

Marco Streller | 4
Weiss in seinem Alter, dass es im Berner Oberland gemeinhin als unhöflich gilt, Gastgeschenke auszuschlagen und erzielte deswegen nach des Thuner Goalies Einladung die Basler Führung. Gab ansonsten das Gegenstück zur restlichen Mannschaft: Hatte in der ersten Halbzeit ganz wenig Einfluss aufs Spiel, steigerte sich dann aber nach der Pause, was wiederum deswegen ohne Einfluss blieb, weil all seine Nebenleute von Minute zu Minute schwächer wurden.

Marcelo Diaz | 4
Kam in der 62. Minute für Gashi, setzte sich schnell einmal den Ball für inen direkten Freistoss zurecht und diesen sogleich direkt rein in die Thuner Mauer. Ward danach bloss noch einmal gesehen, als er einen Punkt des rechtwinkligen FCB-Spieler-Dreiecks gab, das sich beim 2:2 ehrfurchtsvoll um den Torschützen Sadik aufstellte.

Natürlich, Fussball ist eine universelle Sprache. Und trotzdem kann so ein Dolmetscher verdammt nützlich sein. Yoichiro Kakitani erhält Anweisungen auf Englisch mit Simultanübersetzung.

Natürlich, Fussball ist eine universelle Sprache. Und trotzdem kann so ein Dolmetscher verdammt nützlich sein. Yoichiro Kakitani erhält Anweisungen auf Englisch mit Simultanübersetzung. (Bild: Keystone/Peter Klaunzer)

Yoichiro Kakitani | –
Machte die japanischen Journalisten froh, als er in der 78. Minute endlich ein erstes Mal für den FCB aufs Feld durfte. Ersetzte Elneny und hob kurz darauf schon im gegnerischen Strafraum ab. Hatte wohl die Hand Stefan Glarners an der Schulter gespürt, erhielt trotzdem keinen Elfmeter. Handgezähltes Verhältnis von Ballberührungen zu Interviews am Ende des Abends – 1:6. Auf dem Platz zu kurz im Einsatz, um benotet zu werden.

Breel Embolo | –
Wurde in der 87. Minute für Philipp Degen in die Schlacht geworfen, um nach dem Thuner Ausgleich das Ruder nochmals herum zu reissen. Hatte kaum Ballberührungen und war klar zu kurz im Spiel, um benotet zu werden.

––
Bewertungsdurchschnitt: 4,2.

Nicht eingesetzt: Vailati (Tor), Delgado, Frei, Aliji.

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