Marcelo Diaz und Gaston Sauro haben bereits miteinander die Leibchen getauscht, bevor sie zum FC Basel gekommen sind. Und es ist nicht ganz einfach herauszufinden, wer aufgeregter ist: Die Spieler, die so schnell als möglich in Europa ihre Qualitäten unter Beweis stellen wollen – oder der Club, weil er sie verpflichten konnte.
Von zwei alten Bekannten zu sprechen, wäre vielleicht etwas zuviel des Guten. Aber ein klein wenig Kontakt hatten sie schon vor ihrer Ankunft in der Schweiz, Marcelo Diaz und Gaston Sauro, die beiden südamerikanischen Neuzugänge des FC Basel.
Im Halbfinal der Copa Libertadores waren sie aufeinander getroffen. Der Chilene Diaz als Herzstück von Universidad de Chile, der Argentinier Sauro als Ersatzspieler seines Stammclubs Boca Juniors. Da wussten sie schon, dass sie sich demnächst als Kollegen wieder treffen würden. Kurzmitteilungen hätten sie sich deswegen vor den Spielen geschrieben, erzählt Sauro: «Und wir haben die Trikots getauscht.»
Diaz’ ungläubiges Lachen
Ab diesem Sonntag nun werden sie dasselbe Leibchen tragen: Jenes des FCB. Beide haben sie in Basel einen Vertrag bis Juni 2016. Und auch wenn sie eben erst auf einem für sie fremden Kontinent gelandet sind, in einer anderen Alltags- und Fussball-Kultur, in einer Stadt mit fremder Sprache und unbekanntem Lebensrhythmus. Auch wenn sie beide direkt ohne Pause aus ihrer eben abgelaufenen Meisterschaft in der Heimat kommen: Für beide steht fest, dass sie dieses rotblaue Trikot so schnell als möglich tragen wollen.
Diaz muss sogar ungläubig lachen, als er bei seiner Vorstellung gefragt wird, ob er sich nicht eine kurze Auszeit zur Regeneration nach einer strapaziösen Saison gönnen möchte. Dabei hat der 25-Jährige mit Universidad die chilenische Liga erst am 30. Juni siegreich beendet, hat in der Copa Libertadores und zudem in Chiles Nationalmannschaft gespielt.
Es gibt keinen Zeitplan für Diaz und Sauro
Ein Programm, das manchen ermüden könnte. Nicht so Diaz. Der hat kurz nach Ankunft in Basel, so wird es überliefert, gleich zehnmal bei Trainer Heiko Vogel deponiert, dass er so schnell als nur möglich spielen wolle. Da mag Sauro natürlich nicht hinten anstehen: «Ich will mich rasch integrieren und der Mannschaft helfen.»
Wie schnell das geschehen wird? Heiko Vogel hat zwar ebenfalls festgestellt, «dass die beiden auf einen Einsatz brennen». Doch der FCB-Trainer mag sich nicht festlegen, wann er erstmals auf seine Südamerikaner bauen wird: «Aber natürlich will ich sie sehr zeitnah integrieren.»
Wenige Wochen Vorsprung entscheiden für den FCB
Es sind zwei aussergewöhnliche Transfers, die da dem FCB gelungen sind. Bei Mittelfeldspieler Diaz, weil wohl nur wenige Wochen Vorsprung zugunsten der Basler entschieden haben. «Zum Glück war ich bereits Anfangs März in Chile», sagt Chefscout Ruedi Zbinden rückblickend, «Mitte März wären die spanischen und italienischen Clubs zur Stelle gewesen.»
So stellt der rund 4,5 Millionen Franken teure Zuzug von Diaz so etwas wie eine neue Stufe dar, die die Basler im Transferbereich erklommen haben. Einen Leistungsträger eines südamerikanischen Spitzenclubs zu verpflichten, das wäre für den FCB ohne die jüngsten Erfolge in der Champions League undenkbar gewesen.
Sauro ist im Gegenzug der erste Spieler, den die Basler direkt von einem argentinischen Grossclub verpflichten konnten. Früher hätten die Boca Juniors den FCB nicht einmal in ihr Vorzimmer gelassen. Inzwischen aber haben sich die Basler einerseits einen Namen auch in Südamerika erarbeitet. Und andererseits haben die Boca Juniors ihre Geschäftspraktiken überdacht.
Für Zbinden ist Sauro der bessere Abraham
Nun war der 22-jährige Sauro bei Boca zwar bloss Ergänzungsspieler. «Aber», meint Zbinden, «bei Inter Mailand hätte es auch ein paar Ersatzspieler, die wir gerne verpflichten würden.» Und auf vergleichbarer Stufe mit den Norditalienern sieht Zbinden die Boca Juniors: «Spieler, die dort den Nachwuchs durchlaufen, sind taktisch hervorragend geschult. Und wer mit Riquelme in der ersten Mannschaft von Boca trainiert, der muss etwas auf dem Kasten haben.»
Rund 1,5 Millionen Franken hat der FCB in Sauros Wechsel investiert – gut investiert, ist Zbinden überzeugt. Vom Spielertyp her vergleicht er Sauro mit dessen Vorgänger in der Innenverteidigung, David Abraham: «Etwas langsamer zwar, weil er etwas grösser ist, dafür kopfballstärker.» Und: «Mir scheint es, er sei weiter als Abraham, als er vor drei Jahren zum FCB gekommen ist.»
Marcelo Diaz und Gaston Sauro im Kurzinterview
Warum haben Sie sich für den FC Basel entschieden?
Marcelo Diaz: Ich bin vor allem deswegen gekommen, weil mich der Trainer gewollt hat. Zweitens hat sich der Club wirklich um mich bemüht. Drittens ist Basel ein grosser Verein, der immer um Titel und regelmässig in der Champions League spielt. Das ist auch mein erstes grosses Ziel: Das Erreichen der Champions League.
Gaston Sauro: Ich komme vom besten Team Argentiniens in den besten Verein der Schweiz. Und ich will hier Meister werden und in der Champions League spielen. Ich habe in den letzten Jahren mitbekommen, was der FCB geleistet hat, schliesslich haben viele Argentinier in Basel gespielt. Wir schauen viel die Champions League in Argentinien – und Basel war oft dabei.
Was wussten Sie im Vorfeld von Ihrem neuen Club?
Diaz: Den FCB habe ich erst in der vergangenen Saison verfolgt, vorher habe ich den Club nicht gekannt. Ich bin aber überzeugt, dass Basel der richtige Ort ist, um meine internationale Karriere zu lancieren.
Sauro: Ich habe mich bei David Abraham erkundigt, und er hat mir geraten, nach Basel zu wechseln. Er hat mir erzählt, der FCB sei ein grosser Club, sehr gut organisiert, mit vielen Zuschauern im Stadion – fast schon argentinisch. Und dass Basel sei eine sehr schöne, ruhige Stadt sei.
Wie lange geben Sie sich Zeit, um sich in Basel einzugewöhnen?
Diaz: Ich möchte so schnell als möglich mit der Mannschaft spielen. Für meine Frau und meinen dreieinhalb-jährigen Sohn wird es wohl schwieriger, sich zurecht zu finden. Ich bin schliesslich beim Fussballspielen eingespannt. In Chile habe ich Englisch-Stunden genommen. Noch bin ich zu schüchtern, um zu sprechen, aber ich will mein Englisch so schnell als möglich verbessern.
Sauro: Ich bin nach Basel gekommen, um regelmässig zu spielen. Das schwierigste wird sein, sich in der neuen Kultur zurecht zu finden. Meine Freundin wird mich nach Basel begleiten. Ich spreche Italienisch, will aber so schnell als möglich Deutsch lernen, um mich integrieren zu können.