Der FC Basel empfängt am Dienstag (20.45 Uhr) in der Champions League Paris Saint-Germain. Das Hinspiel mit drei Treffern an die Torumrandung nährt die Hoffnung des Schweizer Meisters, gegen die französische Übermannschaft zu punkten. Nur scheinen seine Spieler momentan nicht in der Verfassung dazu zu sein – zudem ist Michael Langs Einsatz unsicher.
Seydou Doumbia verdreht die Augen, derart oft wird er mit der Frage konfrontiert, warum er in der Champions League nicht treffe. Er, der mit 13 Toren in der Königsklasse der erfolgreichste Basler ist. Einen Tag vor dem vierten Spiel in der Champions League (Dienstag, 20.45 Uhr) gibt der Ivorer die Antwort, die er darauf immer gibt: «Ich muss weiter arbeiten. Der Rest ergibt sich dann schon von selber.»
Allein mit Arbeit hat sich der Rest für den FC Basel bisher nicht ergeben. Renato Steffen ist der einzige Torschütze, der Flügel traf im Hinspiel gegen Ludogorets Razgrad, aus dem der FCB einen Punkt mitgenommen hat. Den bisher einzigen.
«Wir gehen mit der Einstellung ins Spiel, gewinnen zu wollen. Wir müssen es besser machen, noch konsequenter und noch geradliniger agieren.»
Und wer sich das Hinspiel gegen Arsenal vor Augen führt, als der FCB chancenlos war und 0:2 verlor, der kommt zum Schluss: Wenn der FCB gegen einen der zwei grossen Namen punkten will, dann gelingt ihm das eher gegen Paris Saint-Germain als gegen die Londoner. Zumal der FCB im Prinzenpark vor zwei Wochen stark aufspielte und mit Treffern an die Torumrandung gleich dreifaches Pech beklagte.
Die Zuversicht aus dem Hinspiel
«Wir können viel aus diesem Hinspiel in Paris mitnehmen», sagt Abwehrchef Marek Suchy. Und Trainer Urs Fischer glaubt: «Wenn wir nochmals eine solche Leistung zeigen und ein wenig mehr Abschlussglück haben, ist vielleicht etwas möglich.»
Fischers Wort «vielleicht» deutet zwar nicht darauf hin, dass die Basler von einem Punktgewinn absolut überzeugt sind. Aber es dürfte ihnen bewusst sein, dass die Partie am Dienstagabend die letzte realistische Möglichkeit ist, gegen einen Grossen etwas Zählbares mitzunehmen.
Nur stimmt die Form der Basler für einen solchen Exploit nicht. Seit Wochen sind kaum mehr Fortschritte zu erkennen – weder im Mannschaftsverbund, noch bei den einzelnen Spielern.
Rundendrehen im Abschlusstraining vor dem Heimspiel gegen Paris Saint-Germain – die Mannschaft des FC Basel, die in den jüngsten Auftritten nicht mehr so unwiderstehlich wirkt wie zu Beginn der Saison. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
In den letzten vier Meisterschaftspartien hat der zu Saisonbeginn unwiderstehliche Titelhalter zweimal unentschieden gespielt. Und er hat immer wieder längere Spielphasen gezeigt, in denen die Gegner in der Super League das Geschehen mehr mitprägten, als es dem FCB lieb sein konnte. Das war beispielsweise beim 2:2 in Lugano so, oder am Samstag beim 2:0 gegen die Grasshoppers.
Die Schwierigkeiten im Angriff
Die Basler führen die Tabelle mit zwölf Punkten Vorsprung noch immer unangefochten an. National reicht es, um nach 13 Partien ungeschlagen zu sein, auch wenn die Spieler nicht restlos überzeugen. Vor allem im Angriff hapert es: Doumbia hat seit mehreren Auftritten kein Tor mehr erzielt, die österreichische Spitze Marc Janko wirkt seit Längerem irgendwie lustlos und wartet, zwischendurch von einer Verletzung zurückgeworfen, seit August auf seinen fünften Treffer.
» Ein Blick zum Pariser Gegner nach dessen 1:0-Sieg gegen Lille in der Ligue 1
Zudem durchläuft Steffen, genesen von der Krankheit der letzten Tage, eine schwierigere Phase, nachdem ihm der Saisonstart noch leicht vom Fuss ging. Sinnbildlich die Szene in Paris, als er alleine auf Torhüter Alphonse Aréola zulief und die Möglichkeit zur Führung vergab.
«Es ist etwas anderes, wenn du in der Super League alleine vor dem Tor bist. Da haben wir doch schon den einen oder anderen Treffer erzielt, da sind solche Abschlüsse eine andere Selbstverständlichkeit», sagt Trainer Fischer zum Spagat zwischen dem Ligaalltag fast ohne Gegner und den internationalen Spielen.
Leichtigkeit, momentan nur im Training: Renato Steffen (links) scherzt mit Trainer Urs Fischer. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Birkir Bjarnason ist ein weiterer Akteur, der seiner Form hinterherläuft. Der Isländer macht mit Auftritten beim Schweizer Fernsehen auf sich aufmerksam, auf dem Rasen verrennt er sich aber immer und immer wieder in den Gegenspielern. Zudem scheint Mohamed Elyounoussi in den aktuellen Überlegungen Fischers keine Rolle zu spielen, Jean-Paul Boëtius schon gar nicht.
Im Ensemble der Offensiven überzeugt derzeit nur Matias Delgado. Und neben dem Captain sind die defensiven Mittelfeldspieler die einzigen, die in dieser Phase konstante Leistungen abliefern: Taulant Xhaka ist der gewohnt sichere Wert, Geoffroy Serey Die findet immer mehr zu seinem Spiel und Luca Zuffi taucht zumindest nicht ab, auch wenn er nicht mehr ganz so unwiderstehlich wirkt wie in der abgelaufenen Spielzeit.
Muss die Abwehr ohne Michael Lang auskommen?
In der Abwehr ist das Gelingen auf der linken Seite massgeblich davon abhängig, ob Eder Balanta und allen voran Adama Traoré einen guten Tag erwischen, wie im Hinspiel gegen Paris – oder einen schwachen, wie im Emirates Stadium gegen Arsenal.
Auf der rechten Seite stellt sich die Frage, ob Michael Lang einsatzbereit ist oder nicht.
Im Spiel gegen die Grasshoppers ist der Ostschweizer mit dem linken Fuss abgeknickt und hat am Montagmorgen das Abschlusstraining nicht mitgemacht. «Sein Einsatz ist offen», sagt Fischer, «wir testen ihn morgen Dienstag nochmals und entscheiden dann.» Langs nomineller Ersatz ist Omar Gaber, der Ägypter, der noch kein Spiel in der Champions League absolviert hat und in der Meisterschaft an Lang kaum vorbeikommt.
Birkir Bjarnason: Seit mehreren Spielen läuft der Isländer seiner Form hinterher. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Mit Gaber und Traoré sind die Seiten für den Pariser Angriff nicht unüberwindbar besetzt. Für die Cavanis, Lucas’ und Di Marias dieses Teams, das letztmals vor fünf Wochen verloren hat und das die Spielidee seines neuen Trainers Unai Emery immer mehr verinnerlicht.
Urs Fischers Zweckoptimismus
Obwohl nicht viel für den FCB spricht, versucht sich Fischer in Zweckoptimismus: «Wir gehen mit der Einstellung ins Spiel, gewinnen zu wollen. Wir müssen es besser machen, noch konsequenter und noch geradliniger agieren.»
Rechnerisch ist es weiterhin möglich, dass der FC Basel auch im Frühjahr noch in der Champions League spielt. Realistischerweise darf er nur noch auf den dritten Platz hoffen, mit dem er in die K.o.-Phase der Europa League einzöge und das Ziel «Europäisch überwintern» erreichte. Aber auch dieser Rang ist ihm nicht sicher.
Der Weg dahin führt aller Voraussicht nach über das Auswärtsspiel gegen Ludogorets Razgrad. «Irgendwann kommt dieses entscheidende Spiel», sagt Fischer. «Wenn wir aber schon morgen Punkte mitnehmen, wäre das nur förderlich.»