Die drängendsten Fragen zum Wiederbeginn der Super League

Wer Meister wird, ist ja klar. Aber wissen Sie, wieviele Elfmeter der FC Basel im ersten Halbjahr zugesprochen bekommen hat? Ob man sich Sorgen um die Schlagkraft und die Finanzen beim Liga-Krösus machen muss? Wie es bei der Konkurrenz aussieht, und auf was wir uns bei der Wiederaufnahme des Punktspielbetriebs freuen dürfen? Unsere Antworten.

Zuerich, 30.11.2014, Fussball Super League - FC Zuerich - FC Basel, Basler Jubel nach dem Spiel, grosse Enttaeuschung bei den Spielern des FC Zuerichs. (Dominik Baur/EQ Images) (Bild: EQ Images/Dominik Baur)

Wer Meister wird, ist ja klar. Aber wissen Sie, wieviele Elfmeter der FC Basel im ersten Halbjahr zugesprochen bekommen hat? Ob man sich Sorgen um die Schlagkraft und die Finanzen beim Liga-Krösus machen muss? Wie es bei der Konkurrenz aussieht, und auf was wir uns bei der Wiederaufnahme des Punktspielbetriebs freuen dürfen? Unsere Antworten.

Kann dem FC Basel die Meisterschaft überhaupt noch streitig gemacht werden?

Im Prinzip nicht. Wenn der FCB in der Winterpause vorne stand, wurde er in den letzten elf Jahren – rein statistisch gesehen – in 83 Prozent der Fälle auch Meister. Andererseits: Eine, sagen wir, 0:1-Niederlage zum Auftakt bei den Grasshoppers, ein Remis daheim gegen Sion im ersten Heimspiel, eine Niederlage anschliessend im Spitzenkampf bei den Young Boys – und schon wäre der schöne Acht-Punkte-Vorsprung futsch.

Allerdings muss dafür auch die Konkurrenz auf Zack sein. Zweifel sind angebracht. Denn eine FCB-Negativserie scheint so wahrscheinlich wie ein Euro-Franken-Kurs von Einszwanzig. Und ob der FC Zürich wirklich durchziehen kann? Und YB wird ja sowieso nie wieder Meister. 

Deshalb hier noch eine Bonus-Frage-Antwort: Wer wird Meister 2016? Genau.

Wer steigt ab?

Diese Frage ist schwieriger zu beantworten, als jene nach dem Titel. Neben dem Kampf um Platz 2, das Qualifikationssprungbrett für die Champions League (neben dem Meister als Fixstarter), verspricht der Abstiegskampf immerhin echte Spannung. Ziemlich faszinierend, wie viele Teams sich für den einen Platz des Absteigers aufzudrängen scheinen.

Variante 1: In Liechtenstein fallen im Februar und März so viele Spiele wegen eines unter einer meterhohen Schneedecke liegenden Rheinparks aus, dass der FC Vaduz seine Nachtragspartien in kürzester Frist bestreiten muss und dem Aufsteiger die Luft ausgeht. Und er auch der Absteiger wird.

Variante 2: Der FC Aarau setzt seinen Abwärtstrend unbeirrt fort (vier Niederlagen ohne eigenen Treffer vor Weihnachten) und/oder auch das Brügglifeld schneit zu (was macht eigentlich das Stadionprojekt Torfeld Süd?).

Möglicherweise erleidet aber auch der FC Sion Schiffbruch bei seinem ewigen Konzept: «Wir haben immer ganz ordentliche Spieler, aber nie eine Mannschaft, und wer ist eigentlich gerade Trainer?»

Oder der FC Luzern kommt auch mit Sportchef Rolf «Dampfplauderer» Fringer nicht vom Fleck. Oder aber die Grasshoppers setzen ihren Weg der Selbstdemontage lustvoll fort. Zwischen dem Letzten Luzern (13 Punkte) und GC (19) liegen nur sechs Zähler. Machen Sie da mal eine bessere Prognose.

Was bedeutet der Aderlass beim FCB?

Geoffroy Serey Die beim VfB Stuttgart untergebracht zu haben, bedeutet einerseits, dass ein bei Teilen der Fans sehr beliebter Recke nach der Rückkunft aus Äquatorialguinea nicht bei Thomas Häberli in der U21 untergebracht werden muss. Und andererseits natürlich auch eine Entlastung der Lohnliste.

Letzteres gilt auch für den ausgeliehenen Giovanni Sio, der auf Korsika bei frühlingshaften zwölf Grad Celsius Spielpraxis sucht. Und Marcelo Diaz wird beim Hamburger SV zwar nicht als «Heilsbringer» (Sportchef Peter Knäbel) bezeichnet, soll aber ruckzuck eben jener Retter sein, den die Hanseaten offenbar dringend brauchen.

Mit den nach Vaduz (Aliji, 7 Liga-Einsätze) und Wil (Gonçalves, 0 Einsätze) Ausgeliehenen wurde das Basler Kader auf 23 Akteure gestrafft. Die Zug um Zug nachrückenden Youngsters, wie den eben erst 17 Jahre alt gewordenen Mittelfeldspieler Robin Huser, rechnen wir da mal nicht mit.

Vor allem im Zentrum wurde der Dichtestress beseitigt; etwaige Ausfälle von Fabian Frei oder Mohamed Elneny müssten sich mit Taulant Xhaka, Dario Zuffi oder Matias Delgado beheben lassen. Einziges Risiko: Käme der FCB international so weit wie 2014 (Viertelfinal) oder 2013 (Halbfinal), könnten Engpässe entstehen wie einst in Valencia, als auf der Bank fünf Spieler 20 Jahre oder jünger waren.

» Die Winter-Transfers der Super League in der Übersicht

Muss man sich um den FCB finanziell Sorgen machen?

Hier und da wurde der Transfer von Diaz zum HSV als Verlustgeschäft oder Abschreiber klassifiziert, weil circa 4,5 Millionen Franken Anschaffungskosten ein Transfer-Erlös von geschätzten 2,5 Millionen, mit den Variablen vielleicht auch 3 Millionen gegenübersteht.

Nicht vergessen darf man dabei, was der FCB in den zwei Jahren mit dem Chilenen erreicht hat (2 Meistertitel, 2 Champions-League-Teilnahmen) und die damit verbundenen Einnahmen. Unter dem Strich könnte man also auch eine Erfolgsrechnung daraus machen.

Sorgen muss man sich wirklich keine machen. Für 2014 wird erneut ein Rekordumsatz an der 100-Millionen-Franken-Grenze vermeldet werden. Und für 2015 hat der FCB schon wieder 23’600 Jahreskarten verkauft und liegt damit über der Zahl zum Vorjahreszeitraum.

30 Millionen Euro von der hohen Kante hat Schatzmeister Stephan Werthmüller noch rechtzeitig vor dem Kurs-Crash in Franken umgetauscht. Der Kursverlust, den der FCB nun zum Beispiel bei der Überweisung der Achtelfinalprämie für die Champions League zu gewärtigen hat – rund eine halbe Million Franken – wird wahrscheinlich schon durch die paar Prozent Beteiligung am Weitertransfer von Xherdan Shaqiri von den Bayern zu Inter Mailand weitestgehend kompensiert.

So geht das bei der heutzutage üblichen Ausgestaltung der Wechselverträge immer weiter. Die FCB-Kasse klingelt, wenn Granit Xhaka mit Gladbach erfolgreich ist, und wenn es im Sommer tatsächlich zum Wechsel von Aleksandar Dragovic von Kiew zu Manchester United kommen sollte, wird das strukturelle Defizit des FCB von jährlich rund 10 Millionen Franken gleich noch einmal kleiner und kleiner.

Auf was darf man sich freuen?

In Basel zunächst einmal – grosse Vorfreude – auf die Werbung, die man neuerdings über sich ergehen lassen muss, wenn man Videos auf der Website des FCB anklickt. Dann – ganz grosse Vorfreude – auf den nigelnagelneuen Hospitality-Bereich im St.-Jakob-Park, wo etwa in der Cooking-Lounge (Eintrittspreis: 4900 Franken/Jahr) künftig die (Küchen-)Show garantiert ist, egal, wie draussen das Spiel läuft. Fürs weniger zahlungskräftige Publikum wurde die Hattrick-Bar in Rotblau gestrichen und heisst neu auch so.

Sie sehen richtig: Präsidentengattin und Mitfinanziererin Heliane Canepa im Trainingslager mit den FCZ-Profis. Mit einem Klick auf das Bild geht es zur ganzen Story.

Sie sehen richtig: Präsidentengattin und Mitfinanziererin Heliane Canepa im Trainingslager mit den FCZ-Profis. Mit einem Klick auf das Bild geht es zur ganzen Story. (Bild: blick.ch)

Bei so viel Glamour müssen sich die Mitbewerber auf dem Markt zur Decke strecken. Beim FCZ ist das einfach, denn dort haben sie mit den Canepas das schillerndste Präsidenten-Ehepaar, das es je in der Schweiz gegeben hat.

Nach Ancillos legendärer Elfmeter-Show zu San Siro hat sich seine Frau Heliane nun im Trainingslager in der Türkei ins Zeug gelegt mit aktiver Anteilnahme am gymnastischen Programm der Profis. Vornehm zurückhaltend sieht anders aus. Die Canepas könnten eigentlich nur noch ausgestochen werden, wenn die Rihs-Brüder mit den Young Boys an der Tour de Suisse aufs Velo steigen würden.

Da muss Christian Constantin trotz aller Transfer-Anstrengungen (Ziegler kam, Serey Die nicht, Salatic kommt vielleicht) erkennen, dass mit dem FC Sion nicht viel Staat zu machen ist. Darum kümmert sich das Enfant terrible des Schweizer Fussballs jetzt um Olympische Spiele im Wallis. Da gibt es beim Bau des Olympischen Dorfes als Chef eines Architekturbüros wahrscheinlich auch mehr zu verdienen.

Ach ja, einen Messi hat die Liga jetzt auch: den – nicht lachen jetzt – Kiwi-Messi. Marco Rojas spielt ab sofort beim FC Thun, nachdem er sich zuletzt bei der Weltauswahl von Greuther Fürth nicht durchsetzen konnte.

Wie steht es eigentlich um den in der Restschweiz so gerne zitierten FCB-Bonus?

Der Blick auf die Penalty-Statistik sagt: Naja, es geht so. Gerade mal einen (Foul-)Elfmeter hat der FCB bislang unter Sousa erhalten (Marcelo Diaz schoss beim 4:1 gegen den FCZ daneben). Deren fünf die Gegner, wobei Tomas Vaclik gegen die Young Boys einen gehalten hat.

Trotzdem muss die Mär vom FCB-Bonus noch nicht ganz zu Grabe getragen werden. Wahrscheinlich haben sich die Schiedsrichter die FCB-Bonus-Elfmeter einfach für das Frühjahr aufgespart. Bis dahin können sich die Basler ja noch etwas inspirieren lassen:

Und zum Schluss: Gibt es bei den Grasshoppers irgendeinen Stein, der noch auf dem anderen geblieben ist?

Lassen Sie uns überlegen: Präsident gewechselt, Sportchef gewechselt, Verwaltungsrat mehrheitlich demissioniert, Trainer gewechselt, Captain suspendiert, begnadigt, degradiert und wohl bald wegtransferiert, damit wohl auch den Berater der meisten Spieler vom Campus geschickt… Irgendwo in Niederhasli soll es noch einen Platzwart geben, der nicht entlassen worden ist. Sonst kommt uns auch nichts in den Sinn.

Ah, doch: Den Titel «Rekordmeister», den werden die Grasshoppers (27 Meistertitel) behalten. Beim derzeitigen Pokalhunger des FCB (17 Meisterschaften) wohl ziemlich genau noch für zehneinhalb Jahre.

Was danach bei Ricardo Cabanas los sein wird, wollen wir uns lieber gar nicht erst vorstellen.

Artikelgeschichte

Korrektur 7.2.15, 0:00 Uhr: Aliji hat nach Vaduz gewechselt, nicht nach St. Gallen, wie es in der ersten Version hiess.

Korrektur II: 7.2.15, 17:25 Uhr: Natürlich hat der FCB in der ersten Serie einen Elfmeter erhalten (Diaz verschiesst gegen Zürich)! In der ersten Version hiess es noch: 0 Elfmeter für den FC Basel.

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