Beim 4:3 der ägyptischen Olympiaauswahl im Rankhof gegen den FC Basel erzielt Mohamed Salah zwei Tore und zeigt, warum der FCB grosses Interesse an der Verpflichtung des wieselflinken Stürmers hat.
Die Neugierigen, die sich am Freitagabend ins Stadion Rankhof aufgemacht haben, um einen potentiellen neuen Spieler des FC Basel unter die Lupe zu nehmen, mussten sich gedulden. Mohamed Salah sass zunächst auf der Auswechselbank der ägyptischen Olympiaauswahl.
Was es dann in den zweiten 45 Minuten dieses Freundschaftsspiels (siehe auch Box unten) zu sehen gab, war durchaus beeindruckend. Auf dem rechten Flügel eingewechselt, demonstrierte der Linksfuss sogleich seine Qualitäten. In der 56. Minute servierte ihm sein Clubkollege Aly Fathy nach einem zügigen Gegenstoss der Ägypter mit einem Querpass den Ball, Salah gewann gegen Park mit seinem Speed den entscheidenden halben Meter Vorsprung und drückte den Ball zur 2:1-Führung über die Linie.
Damit liess es der polyvalent einsatzbare Offensivspieler in einem hochstehenden, unterhaltsamen und live nach Ägypten übertragenen Freundschaftsspiel nicht bewenden. In der 85. Minute unterlief Radoslav Kovac einer seiner fast schon klassischen Fehler, Salah – mittlerweile auf den linken Flügel gewechselt – roch die Situation und donnerte den Ball aus acht Metern ungerührt in die Maschen. Der 1,75 Meter grosse Stürmer, von Statur und Frisur ein wenig an Carlitos erinnernd, überzeugte nicht ist nur mit seiner Schnelligkeit und Technik, sondern auch mit seinem Torinstinkt (siehe auch Videozusammenschnitt einiger seiner Tore).
Vogel ist angetan von Mohamed Salah
Bereits am Mittwoch, einen Tag vor der Mannschaft, war Mohamed Salah in Basel eingetroffen. Der FC Basel ist offenbar nicht nur interessiert an einem der grössten Offensivtalente des ägyptischen Fussballs, sondern fest entschlossen, diesen Transfer auch in trockene Tücher zu bringen.
Trainer Heiko Vogel führte am Donnerstag im Hotel Basler Tor in Muttenz bereits ein ausführliches Gespräch mit Mohamed Salah. «Ich habe einen sehr positiven Eindruck von Persönlichkeit und Charakter gewonnen» so der FCB-Trainer, «Salah wirkte schüchtern, aber er hat klare Vorstellungen von seinen Zielen und dem Fussball, den er spielen will.»
Vogels Gefühl nach diesem Gespräch («Ich glaube, es würde ihm gefallen für den FCB zu spielen») bestätigte Mohamed Salah. Als Übersetzer im Untergeschoss des Rankhof fungierte freundlicherweise Hany Ramzy. Der heute 43-Jährige begann seine Europa-Karriere einst bei Xamax und spielte für Werder Bremen und den 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga.
Zwei Tore als Kostprobe
«Mohamed Salah ist nicht nur schnell, sondern spielt intelligent und mit Auge», sagt Ramzy, der seit 2009 die ägyptische Olympia-Auswahl trainiert. Salah, der am Freitagmorgen in der Gardeobe bereits Bekanntschaft mit der Mannschaft des FC Basel gemacht hat, sagte am Abend nach dem Abpfiff: «Es war ein besonderes Spiel für mich, und mit den beiden Toren haben habe ich hoffentlich einen guten Eindruck hinterlassen.»
Das kann man so sagen. Und FCB-Präsident Bernhard Heusler und Sportkoordinator Georg Heitz dürften von der Gegentribüne aus eine ähnlich gute Impression erhalten wie der Trainer oder auch Verwaltungsrat und Ex-Stürmer Adrian Knup.
Mohamed Salah ist als Kompensation für den im Sommer zu Bayern München wechselnden Xherdan Shaqiri vorgesehen. Bis zu 15 Millionen Franken soll dieser Transfer dem FCB in die Kasse spülen, und er scheint gewillt, für Salah in diese Kasse zu greifen. In Ägypten werden – mit allem Vorbehalt an dieser Stelle kolportiert – drei Millionen Euro als Ablöse gehandelt.
Weiter hiess es in ägyptischen Medien, dass der Deal schon unter Dach und Fach sei. Das will beim FC Basel so niemand bestätigen; man hat sich zwar mit dem Club von Salah in Verbindung gesetzt, ein konkrete Offerte steht aber noch aus. Nach dem freien Wochenende beim FCB wird Salah von Montag mit der Mannschaft trainieren.
Sieben Tore in 15 Spielen
«Wir kennen Mohamed Salah nicht erst seit Freitag, aber sind so professionell, dass wir weitere Eindrücke walten lassen wollen», so Vogel, «er ist ein sehr interessanter Spieler, und die zwei Tore zeigen seine Qualität.»
Salahs Verein Al-Mokawloon Al-Arab, auch bekannt unter dem vom Sponsor entlehnten Namen Arab Contractor Sporting Club, ist ein Club aus Nasr City in der Peripherie der Hauptstadt Kairo. In dieser Saison erzielte Salah, der auch bereits in der A-Nationalmannschaft zweimal zum Einsatz kam, in 15 Spielen sieben Tore.
Dass Salah nach seinem Auftritt im Nationaltrikot beim FCB mittrainieren wird, darf als grosses Entgegenkommen gewertet werden und ist unter anderem dem Umstand geschuldet, dass die ägyptische Premier League nach der Tragödie in Port Said am 1. Februar mit 74 Toten bei einem Ligaspiel abgesagt wurde und stattdessen durch ein Turnier der besten Teams ersetzt wird.
Espanyol Barcelona auch interessiert
Schon im vergangenen Sommer gehörte Newcastle United zu den Interessenten an Mohamed Salah. Nun buhlt auch Espanyol Barcelona um den jungen Mann, der am Freitag im Rankhof keinen Zweifel daran liess, in welche Richtung es gehen soll: «Basel spielt um Meisterschaften und Pokalsiege und die Champions League – und die ist mein grosses Ziel. Beim FC Basel sehe ich die Chance, spielen zu können. Vom Gefühl her stimmt es also.»
Klappt der Transfer, und grosse Zweifel scheinen da zumindest für Hany Ramzy nicht mehr zu bestehen («Ich glaube, das geht okay»), dann wird neben den Schweizer Nationalspielern in Reihen des FCB auch bei Mohamed Salah ein Terminproblem entstehen. Der Saisonbeginn fällt in Vorbereitung und das eigentliche Fussballturnier bei den olympischen Spielen in London (25. Juli bis 11. August). Verteidigt der FC Basel seinen Titel in der Super League erneut – woran ebenfalls immer weniger Zweifel bestehen – muss der Schweizer Meister bereits in der zweiten Qualifikationsrunde für die Champions League einsteigen (17. Juli und 24. Juli), und auch die dritte und vorletzte Runde (31. Juli und 7. August) fällt ins Olmympia-Turnier.
Verzeihliche Fehler
Drei Tage nach dem bitteren Aus und dem 0:7 von München liess Heiko Vogel seine schwer geschlagenen Champions-League-Helden pausieren. Nach einer Trainingseinheit am Freitagvormittag war der Cheftrainer dann auch nicht sonderlich bestürzt über vier weitere Gegentore. «Verzeihliche Konzentrationsfehler» nannte er, was er im Rankhof gesehen hatte, zumal gegen eine starke U23 Ägyptens, die im Sommer wie auch die Schweiz am olympischen Fussballturnier in London (25. Juli bis 11. August) teilnehmen wird.
Nicht unerwähnt wollte Vogel den Schiedsrichter lassen. Über den Handspenalty gegen Kovac sagte er: «Da lache ich mich kaputt», und vor dem 1:2 blieb in den Augen des FCB-Trainer eine Notbremse an Zoua ungeahndet. «Da kann man mal sehen» so Vogel in mild tadelndem Ton, «was ein Schiedrichter dazutun kann – auch in einem Freundschaftsspiel.» Jacques Zoua zeichnete sich nichtsdestotrotz noch als zweifacher Torschütze aus in einer FCB-Mannschaft, die «grob fahrlässig» (Vogel) mit ihren vielen Chancen umging oder im hervorragenden Schlussmann der Ägypter ihren Meister fanden. So wie Gilles Yapi bei seinem vergebenen Foulpenalty.
FC Basel–Ägypten U23 3:4 (1:1)
Rankhof. – 500 Zuschauer. – SR Amhof.
Tore: 11. Zoua 1:0 (Fabian Frei, Stocker), 28. Elneny 1:1 (Handspenalty, Kovac), 56. Mohamed Salah 1:2 (drückt aus fünf Metern einen Querpass von Aly Fathy über die Linie), 66. Marawan Mohsen 1:3 (haltbar erscheinender Diagonalschuss), 81. Zoua 2:3 (Kopfball auf Eckball Shaqiri), 85. Salah 2:4, 93. Shaqiri 3:4 (Foulpenalty; P. Degen).
FCB: Herzog; P. Degen, Kovac, Kusunga, Steinhöfer (46. Park); Andrist, Huggel, Yapi, Stocker (73. Shaqiri); F. Frei (83. Buess), Zoua.
Olympia-Auswahl Ägypten: El-Shennawy; Gaber, Hegazi, Damit (90. Alaaeldin), Fathy (76. Ramadan); Shokry (46. Abdelbaset), El Din (65. Gomaa), Hossam Hassan, Elneny (87. Moustafa Hassan); Mohsen (81. Mohamed), Magy (46. Salah).
Bemerkungen: FCB ohne Sommer, Abraham, Dragovic, G. Xhaka, Streller, A. Frei (geschont), Chipperfield, Voser (im Aufbau), Jevtic (verletzt; erneut an der Schulter operiert), Pak (Nationalmannschaft; Freitag: Nordkorea–Palästina 2:0, Montag: Turkmenistan–Nordkorea). – 64. El-Shennawy pariert Foulpenalty (Andrist) von Yapi.
Nächste Spiele: Mittwoch, 21. März, 19.45 Uhr, Schweizer Cup, Viertelfinal: FCB-Lausanne Sport. Samstag, 24. März, 17.45 Uhr, Super League, 26. Runde: FCB–Servette Genf.