Die einen hätten Elfmeter gegeben – die anderen auch

Es gab nur einen Mann, der im Cup-Halbfinal in der 43. Minute einen Elfmeter gegen den FC Basel hätte pfeifen können. Blöderweise für Winterthur war Schiedsrichter Alain Bieri auch der Einzige, der kein Foul von Yann Sommer gesehen hatte.

Kein Penalty, dafür Gelb wegen Reklamierens für Alphonse Bengondo. Kristian Kuzmanovic versteht, wenn nicht gleich die Welt, so doch sicher Schiedrichter Alain Bieri nicht mehr. (Bild: EQ-Images/Pascal Muller)

Es gab nur einen Mann, der im Cup-Halbfinal in der 43. Minute einen Elfmeter gegen den FC Basel hätte pfeifen können. Blöderweise für Winterthur war Schiedsrichter Alain Bieri auch der Einzige, der kein Foul von Yann Sommer gesehen hatte.

Der einzige Streitpunkt im Cup-Halbfinal zwischen dem FC Winterthur und dem FC Basel war bei näherer Betrachtung gar keiner. «Ganz klar Penalty», sagte Kristian Kuzmanovic im Gang zwischen FCW- und FCB-Kabine zur heiss diskutierten Szene aus der 43. Minute: «Er läuft auf mich zu, er reisst mich um.» Gegenspieler Yann Sommer meinte zur gleichen Situation: «Ich war froh, als ich keinen Pfiff gehört habe.» Und sagte damit: Ganz klar Penalty.

Sehr wahrscheinlich, dass auch alle anderen 8500 Menschen auf der Schützenwiese auf den Punkt gezeigt hätten, als FCB-Goalie Sommer den Winterthurer Flügel Kuzmanovic mit zwei Armen wedelnd daran hinderte, an ihm vorbei zu ziehen. Alle, bis auf einen: Schiedsrichter Alain Bieri, der kein Foul gesehen haben wollte.

Erinnerungen an Wil

Penalty hätte er pfeifen müssen, gar Rot hätte er Sommer dazu geben können. Aber weil es eben nicht so geschah, konnte der nach dem Schlusspfiff mit einem Lachen sagen: «Platzverweis und Elfmeter im Cup – die Erfahrung habe ich ja schon gemacht.» Im Achtelfinal in Wil war der Basler Schlussmann nach einer Notbremse vom Platz geflogen, der FCB gewann das Spiel trotzdem 3:2 in der Verlängerung.

Wie damals kam Sommer auch gegen Kuzmanovic zu spät gegen einen alleine auf ihn losziehenden Stürmer. Herauslaufen müsse er, verteidigte sich Sommer danach: «Ich muss den Winkel zumachen, sonst ist seine Chance, das Tor zu treffen zu gross.» Wenn der Angreifer dann aber vor dem Torwart am Ball sei, «dann stehst du irgendwo zwischen allem – Gegner, Ball, Tor – im Schilf. Dem Gegenspieler in den Weg zu laufen ist dann deine letzte Möglichkeit, ihn noch irgendwie zu stören.»

Huggel nervt sich, Vogel rechnet

Wie das Sommer genau tat, schilderte Benjamin Huggel nach seinem letzten Cup-Halbfinal als aktiver Spieler äussert präzise: «Oben gibt es eine Berührung, unten nicht.» Und sagte damit eigentlich auch nicht mehr als: Ganz kar Penalty. Etwas allerdings stiess Huggel dann doch sauer auf: «Jedes Wochenende heisst es: Der Schiedsrichter bevorteilt den FCB hier und dort. Aber das stimmt eindeutig nicht.»

Genau das wollte wohl auch Heiko Vogel sagen, als er an den Karsamstag erinnerte. «In Luzern wird ein klarer Elfmeter für uns nicht gepfiffen», rechnete der FCB-Trainer vor, «heute wird einer gegen uns nicht gepfiffen. So gleicht sich das im Fussball immer aus.»

Wobei die Winterthurer wohl auch zwölf geschenkte Penaltys in ihrem nächsten Spiel in der Challenge League gegen Etoile Carouge nicht über Bieris Fehlentscheid im Cup-Halbfinal hinwegtrösten könnten. Kuzmanovic jedenfalls blieb nur die Trauer über eine geraubte Chance. Denn er war sich ganz sicher: «Wenn wir per Penalty zum 1:1 ausgleichen können, gibt das doch ein ganz anderes Spiel, dann sind die Chancen wieder bei Fünfzig-Fünfzig.»

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