Da kommt etwas auf den FC Basel zu: Der FC Sevilla, kommende Woche im Achtelfinal der Europa League der Gegner, verliert zwar beim FC Barcelona 1:2, bekommt von «Welttrainer» Luis Enrique jedoch ein schwärmerisches Zeugnis ausgestellt. Die Andalusier, für die das Endspiel in Basel das erklärte Ziel ist, überzeugten im Camp Nou mit einer Mischung aus Spielkontrolle und Überrumpelungstaktik.
Die Szene, die Sevilla ein besseres Ergebnis kotstete: Barça-Verteidiger Gerard Pique trifft kurz nach Seitenwechsel gegen Sevillas Torhüter Sergio Rico.
(Bild: Reuters/ALBERT GEA)Voller Rasse und Klasse: Das Duell Barcelona gegen Sevilla oder Lionel Messi (links) gegen Adil Rami.
(Bild: Reuters/ALBERT GEA)Ein weiteres Beispiel von Lionel Messi unwiderstehlicher Präzision: Sein Freistosstor zum Ausgleich gegen Sevilla...
(Bild: Reuters/ALBERT GEA)...und aus einer zweiten Perspektive: Lionel Messis Freistosstor gegen Sevilla
(Bild: Keystone/ALBERTO ESTEVEZ)Spektakuläre Rettungsaktion: Sevilla-Captain Coke.
(Bild: Reuters/ALBERT GEA)Am Führungstor beteiligt: Sevillas dänischer Mittelfeldspieler Michael Krohn Deli (links) gegen Arda Turan.
(Bild: Keystone/ALEJANDRO GARCIA)Nationalspieler Víctor Machín Pérez, genannt Vitolo, brachte Sevilla in Barcelona in Führung.
(Bild: Keystone/ALBERTO ESTEVEZ)Timothée Kolodziejczak (rechts), französisch-polnischer Spieler in Reihen des FC Sevilla, hier gegen Barcelonas Arda Turan.
(Bild: Reuters/ALBERT GEA)Der FC Sevilla fordert Barcelona im Camp Nou: Vicente Iborra gegen Sergio Busquets.
(Bild: Reuters/ALBERT GEA)Sevilla fordert Barcelona im Camp Nou: Adil Rami gegen Neymar.
(Bild: Reuters/ALBERT GEA)Es kommt nicht sonderlich oft vor, dass im Pressesaal des Camp Nou weniger über Messi, Neymar oder Suárez geredet wird als über den Gegner. Schon gar nicht, wenn der FC Barcelona mit dem 34. Spiel in Folge ohne Niederlage gerade einen Uraltrekord von Real Madrid aus der Saison 1988/89 eingestellt hat. Aber Trainer Luis Enrique wollte davon nichts wissen. Immer wieder kam er auf den Rivalen zu sprechen. Mehrfach wiederholte er: «Das ist die Mannschaft, die uns bisher am besten bespielt hat.»
» Der FC Basel empfängt den FC Sevilla am Donnerstag, 10. März, um 19.00 Uhr im St.-Jakob-Park zum Achtelfinal-Hinspiel, und das Rückspiel findet am 17. März, (21.05 Uhr) in Sevilla statt. » Zu den Vorverkaufsinformationen
Es ist auch die Mannschaft, die Barça als letzte besiegt hat, im Hinspiel am 3. Oktober 2015. Und es ist die Mannschaft, die in zehn Tagen zur Europa League im St. Jakob Park gastiert. Der Sevilla Fútbol Club, oder um es mit Edelfan Luis Enrique zu sagen: «Eine der besten Mannschaften Europas».
Folgt man den Eindrücken vom Sonntagabend, dann kommt tatsächlich Einiges zu auf den FC Basel, auch wenn die Andalusier das Spiel beim Tabellenführer letztlich 1:2 (1:1) verloren und ihr Trainer Unai Emery alles Lob von sich wies: «Nach einer Niederlage kann man nicht zufrieden sein.»
Sevilla erstarrte nicht vor Barças Sturmhydra
Emery brauchte ja keine Elogen, sondern Punkte. Um elf Zähler war Konkurrent Villarreal auf dem Champions-League-Qualifikationsplatz zu Beginn der Partie enteilt, und so spielte Sevilla – wiewohl noch ohne Auswärtserfolg in dieser Saison – gar nicht erst auf Remis, sondern gleich auf Sieg.
In dieser Formation begann der FC Sevilla in Barcelona:
Da Barça seinerseits fest entschlossen war, das Wochenende der Derbypleite von Erzrivale Real Madrid mit einem eigenen Triumph abzurunden, entwickelte sich von Beginn an eine Partie mit Cup-Charakter. Auf beträchtlichem Unterhaltungsniveau ging es hin und her.
Sevilla erstarrte zu keinem Moment vor Barças dreiköpfiger Sturmhydra, sondern schaffte es, mit dynamischen Kombinationen phasenweise das Spiel zu kontrollieren, ausserdem die Gastgeber permanent mit Standardsituationen zu bedrohen und sie mit Blitzangriffen bisweilen zu überrumpeln.
Wie in der 20. Minute, als nach einem schnellen Einwurf auf links Mittelfeldmann Michael Krohn-Dehli zum eingerückten Aussenverteidiger Benoît Trémoulinas weiterleitete. Der Franzose, an diesem Abend mit einer durchweg exquisiten Vorstellung, flankte gekonnt. Aus dem Rückraum kam Vitolo und schloss zu Sevillas Führungstreffer ab.
Es brauchte schon einen Messi in Vollendung
Sevillas Problem: «Messi ist nicht umsonst der Beste der Welt», wie Vitolo später sagen sollte. Der Weltfussballer, der in der Anfangsphase schon einen Eckball an den Pfosten gesetzt hatte, bewies wieder mal, dass Freistösse in Strafraumnähe bei ihm mindestens so gefährlich sind wie Elfmeter, die er manchmal abspielt, manchmal aber auch vergibt.
Aus halblinker Position jagte er den Ball in der 31. Minute so geschliffen ins Torwarteck, dass nur Puristen einen Vorwurf an das Stellungsspiel von Sevillas Keeper Sergio Rico richten mochten – wer mit einem Messi-Heber über die Mauer rechnen muss, kann sich schliesslich nicht einfach bloss stur im Eck postieren.
Der 2:1-Sieg des FC Barcelona gegen den FC Sevilla in der Zusammenfassung:
Ansonsten hielt Spaniens aktueller Nationaltorwart Nummer drei unumstritten hervorragend, denn wie in jedem Heimspiel kam Barça schon auf seine Handvoll erstklassiger Torchancen. Abwehrchef Gerard Piqué nutzte eine davon in der 47. Minute zum Siegtor. Barça hat es sich neuerdings zur Angewohnheit gemacht, direkt nach dem Seitenwechsel besonders aufzudrehen.
Überraschender war also eher, was folgte: Einmal in Rückstand, fügte sich Sevilla nicht in sein Schicksal, wie die meisten Gegner im Camp Nou. Es schob die Linien weiter nach vorn und suchte den Ausgleich. Nur eine starke Abwehr von Barça-Goalie Claudio Bravo verhinderte ihn in der 52. Minute, nachdem Vicente Iborra per Hackenablage den agilen Mittelstürmer Kevin Gameiro freigespielt hatte.
Luis Enrique sah sich danach gezwungen, sukzessive die ursprünglich geschonten Stammspieler Alves, Iniesta und Rakitic einzuwechseln. Insbesondere Sevillas linke Seite mit Trémoulinas bekam er trotzdem nicht in den Griff. Doch letztlich überstand Barça auch den finalen Eckball-Reigen in der Nachspielzeit.
«Es ist wirklich kurios, dass sie auswärts noch nicht gewonnen haben»
Der ansonsten oft schmallippige Welttrainer des Jahres hätte danach wohl ewig über Sevilla sprechen können. Im Einzelnen: «Eine hypergut ausgearbeitete Mannschaft, physisch sehr stark, technisch gut im Passspiel, eine Mannschaft mit viel Gefahr über aussen, mit guten Antritten, mit einem superschnellen Gameiro.»
In der Tat wirkte Emerys Team auch ohne den gesperrten Spielmacher Éver Banega ausserordentlich komplett, ohne Schwächen. Nur eines versteht nicht mal Luis Enrique: «Es ist wirklich kurios, dass sie auswärts noch nicht gewonnen haben.»
Es hat eben auch schon ganz andere Darbietungen gegeben in dieser Saison. Und so sind alle Aussichten auf einen Champions-League-Platz in der Liga nun wohl endgültig passé. Es bleibt nur dieselbe Option wie im letzten Jahr: der Gewinn der Europa League.
Die Tabellensituation der Primera Division: