Die Empfehlung: Geniessen, so lange es noch geht

Mit dem FC Sion ist zum Wiederbeginn der Super League der einzige Club in Basel zu Gast, dessen Punktekonto es mit den Aussentemperaturen aufnehmen kann. Die Fans des FCB haben derweil noch ein halbes Jahr, um sich an diesem Basler Team satt zu sehen.

Jubel, Trubel, Heiterkeit mit beschränkter Haltbarkeit. In dieser Zusammenstellung wird es diese Basler Mannschaft nur noch ein halbes Jahr geben. (Bild: Keystone)

Mit dem FC Sion ist zum Wiederbeginn der Super League der einzige Schweizer Club in Basel zu Gast, dessen Punktekonto es mit den Aussentemperaturen aufnehmen kann. Die Fans des FC Basel haben derweil noch ein halbes Jahr, um sich an dieser Basler Mannschaft satt zu sehen.

So richtig warmgelaufen ist der Vorverkauf bislang nicht. 25’300 Tickets hat der FC Basel für sein Heimspiel gegen den FC Sion vom Sonntag verkauft (16 Uhr) – und das inklusive der eindrücklichen Zahl von rund 24’000 Jahreskarten. Das ist deutlich weniger als sonst, wenn der FCB in den zweiten Teil der Saison startet. Und es braucht keinen Doktortitel, um den Kausalzusammenhang zwischen der tiefen Fussballbegeisterung und den noch tieferen Aussentemperaturen herzustellen.

Zwischen minus 9 und minus 17 Grad sind für den Sonntag in Basel angesagt. Da passt es eigentlich sehr gut, dass die einzige Schweizer Mannschaft anreist, deren Punktzahl wenigstens einigermassen mit den Aussentemperaturen mithalten kann. Bei minus fünf Punkten stehen die Sittener nach einer beispiellosen Bestrafungsaktion durch den Schweizerischen Fussballverband für das Transfergebahren ihres einigermassen nervtötenden Präsidenten Christian Constantin.

43 Punkte Abstand – aber kein Qualitätsunterschied

Aber natürlich nimmt Heiko Vogel die 43 Punkte Unterschied, die in der Tabelle zwischen dem FCB und Sion stehen nicht als Massstab für die Qualität der Sittener. Schliesslich stünde Sion ohne den Strafabzug von 36 Punkten nur um sieben Zähler schlechter da als Basel. Und der Trainer des FCB glaubt sogar, dass die Walliser trotz des Abgangs von Giovanni Sio «mit ihren Neuzugängen mindestens ebenso stark sind, wie vor der Winterpause». Wobei Sion den Abgang des mit zwölf Skorerpunkten (7 Tore/5 Assists) mit Abstand torgefährlichsten Spielers schon schmerzen dürfte.

Im Gegensatz zum Wallis, wo sieben Abgängen acht Neuzugänge gegenüber stehen, ist der Transferwinter an Basel fast ereignislos vorbeigezogen. «Es spricht für die Spieler, dass sie etwas vollenden wollen, was sie mit aufgebaut haben», sagt Vogel. Und es sollte eigentlich ein Grund für die Fans des FC Basel sein, dieses halbe Jahr noch einmal richtig zu geniessen.

Denn eines steht fest: Diese Basler Mannschaft wird es in dieser Form noch knapp ein halbes Jahr geben. Xherdan Shaqiri bereitet seinen Abflug im Sommer vor, was ihm nicht verübelt werden sollte. Granit Xhaka könnte es ebenfalls fortziehen. Und das kongeniale Innenverteidiger-Duo David Abraham/Aleksandar Dragovic dürfte auch nur noch bis im Juni gemeinsam auflaufen.

Vogel will noch variabler werden

Da gilt es, sich an diesem Team, das zu stark für Manchester United war, satt zu sehen, so lange es noch geht. Zumal Vogel die Vorbereitung so zusammenfasst: «Wir haben daran gearbeitet, noch etwas variabler zu werden.» Das klingt ja schon mal vielversprechend.

Die Möglichkeiten zu Varianten besitzt Vogel auch mit Blick auf die Spieler, die ihm zur Verfügung stehen. Gilles Yapi und Valentin Stocker werden gegen Sion zwar noch fehlen. Aber auch sie werden bald den Konkurrenzkampf anheizen, der ausser im Sturm und in der Innenverteidigung bereits jetzt tobt.

Der Kampf um einen Platz im Team wird wohl ein gewichtiges Argument sein, wenn es darum geht die Genügsamkeit von der Mannschaft fern zu halten. Und die scheut Vogel wie der Teufel das Weihwasser: «Es gibt nichts Schlimmeres, als sich zurückzulehnen. Denn dann bleibt man stehen. Und Stillstand bedeutet Rückschritt.»

Eine Daumenverletzung und der Plan für einen Hausbau

Während sich der Rest der Liga damit zufrieden zu geben scheint, untereinander auszumachen, wer Zweiter hinter dem FCB werden darf, hebt Vogel den Mahnfinger: «Wir haben uns im Herbst ein Fundament erspielt. Doch wenn wir nicht Acht geben, steht am Ende der Saison kein Haus auf diesem Fundament. Wir aber wollen ein Haus bauen.»

Mit Blick auf den am Freitag dick einbandagierten Daumen des 36-Jährigen ist es vielleicht ganz gut, dass der rotblaue Hausbau nur im übertragenen Sinne stattfindet. Vogel hat sich beim Wohnungswechsel mit einem Schweizer Taschenmesser verletzt.

In der Handhabung von Schweizer Qualitäts-Klingen mag Vogel also noch Optimierungspotenzial besitzen. Weitaus wichtiger ist allerdings, dass er sich in seiner Kernkompetenz bewährt hat: im Umgang mit qualitativ hochstehenden Fussballern. Mitgenommen aus seiner ersten Zeit als noch junger Cheftrainer des FCB hat er vor allem eins: «Dass es unglaublich Spass macht.»

Diese Freude hat Vogel auch bei seinen Spielern in der Vorbereitung ausgemacht. Auch das klingt mit Blick auf den Sonntag ganz gut. Wenn nur diese Minustemperaturen nicht wären. Für die Spieler des FCB werde es vor allem darum gehen, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, sagt Vogel: «Auch wenn das Durstgefühl fehlt. Aber Getränke sind Energielieferanten. Und in der Kälte verbraucht man noch mehr Energie als sonst.»

Für die Zuschauer wird es mehr darum gehen, sich mit der richtigen Kleidung für das eisige Umfeld zu wappnen. Eher abzuraten ist hierbei wohl von der ausgefeilten Technik von St-Etienne-Goalie Jérémie Janot, die er «L’Equipe» verraten hat: «Am besten ist es, einen Surfanzug zu tragen. Und wenn es 15 Minuten vor Spielschluss richtig kalt wird, pinkelt man hinein und geht anschliessend gleich duschen.»

FC Basel–FC Sion (Sonntag 16.00 Uhr)
Voraussichtliche FCB-Aufstellung:
Sommer; Degen, Abraham, Dragovic, Steinhöfer; Shaqiri, Huggel, Xhaka, Fabian Frei; Alex Frei, Streller.
Basel ohne Stocker, Chipperfield, Voser (alle verletzt) und Yapi (im Aufbau). Abraham wegen eines Magen-Darm-Infekts fraglich.

 

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