Bei den Starwings geht es nach der Niederlage gegen Genf darum, die Saison zu beenden und die neue Spielzeit zu planen. Wegen der Gewaltaffäre um die Spieler Miroslav Petkovic und Rokas Uzas beginnt unter erschwerten Bedienungen die Suche nach einem neuen Trainer, neuen Spielern und einem neuen Präsidenten.
Seit Samstagabend ist klar: Die 57:71-Niederlage gegen den Meister aus Genf bedeutet für die Starwings Basket Regio Basel mit grösster Wahrscheinlichkeit das Verpassen der Playoffs (siehe Box).
Ab sofort steht die Saison der Birstaler im Zeichen der Vorbereitung für die kommende Spielzeit – und der endgültigen Nachbearbeitung einer Geschichte, mit der es der Verein ungewollt bis in den Boulevard schaffte: Im Februar kam es beim Auswärtsspiel in Lugano zwischen den beiden Spielern Miroslav Petkovic und Rokas Uzas zu einer tätlichen Auseinandersetzung. Die Schuldfrage wird von einem Gericht beurteilt werden, nachdem Uzas Strafanzeige gegen Petkovic erstattet hat.
Die schwierige Ausgangslage
Die besten vier Mannschaften der Basketball Nationalliga A qualifizieren sich für die Playoffs. Auf diesen vierten Platz weisen die Starwings nach der Niederlage gegen die Lions de Genève acht Punkte Rückstand auf (siehe Tabelle) – bei sechs ausstehenden Runden. Zwar liegen die beiden nächsten Mannschaften in Reichweite der Birstaler, in den restlichen vier Partien treffen sie aber auf Teams, mit denen sie zuletzt grosse Mühe bekundeten. Die Qualifikation für die Playoffs ist demnach mit grösstmöglicher Wahrscheinlichkeit verpasst.
Die direkten Folgen für die Starwings: Der eine wurde fristlos entlassen (Petkovic) und der andere hat auf Geheiss des Vereins einer Vertragsauflösung zugestimmt (Uzas). Der Litauer fliegt am Montag in seine Heimat zurück.
Über die Folgen der Auseinandersetzung kann nur spekuliert werden
«Die Geschichte ist für den Vorstand vom Tisch», sagt Präsident Martin Spörri und dürfte damit meinen, dass sie in der Vereinsleitung zu Ende ausdiskutiert wurde. Das heisst jedoch nicht, dass die Affäre den Club nicht weiterhin beschäftigen wird.
Da geht es einerseits um Geldfragen, denn in Vertragsverhandlungen mit den Sponsoren wird sich zeigen, wie diese auf die Angelegenheit reagieren, schätzt Spörri: «Für die Sponsoren ist das nicht sonderlich angenehm.»
Doch nicht nur bezüglich der Sponsoren könnte die Geschichte um die beiden Streithähne, die im Mannschaftsgefüge beide die Rolle des «Königs» (Trainer Viktor Mettler) einnehmen wollten, unangenehme Folgen haben: Die Starwings suchen für die kommende Saison einen neuen Trainer, der den Posten des ehrenamtlich arbeitenden Mettler übernimmt. Als Arbeitnehmer werden potentielle Kandidaten wissen wollen, bei wem sie ein Arbeitspapier unterzeichnen.
Auch neue Spieler werden Fragen stellen
Das gleiche gilt für neue Spieler, von denen es in der kommenden Spielzeit einige zu sehen geben wird in der Sporthalle Birsfelden. Uzas ist bereits weg, mit dessen Landsmann Povilas Cukinas dürfte der Vertrag nicht verlängert werden und der eine oder andere Schweizer ist bei der Ligakonkurrenz im Gespräch.
Namentlich Joël Fuchs, nach Petkovics Entlassung der neue Captain des Teams, wird mit dem Schweizer Rekordmeister Fribourg Olympic in Verbindung gebracht. Noch hoffen die Starwings, den Zürcher halten zu können, sind sich aber der Schwierigkeit dieses Unterfangens bewusst: «Wenn ich Spieler wäre, würde ich mich für Fribourg entscheiden», sagt Mettler.
Behalten möchte Mettler den Litauer Arunas Vasiliauskas, der vor allem in der Defensive wichtig, in der Offensive allerdings fehleranfällig ist. Mettler sagt, dass «Vasiliauskas der talentierteste aller Litauer ist» und dass er «noch nie einen besseren Profi» in seinen Reihen hatte.
Der Präsident geht, allerdings nicht wegen der Affäre Petkovic-Uzas
Neben Vasiliauskas dürfte der Verein auch darum bemüht sein, den Vertrag mit dem Amerikaner Justin Rutty zu verlängern. Ansonsten ist vieles offen bezüglich der Zusammenstellung des Kaders.
Darauf hat die Affäre Petkovic-Uzas keinen direkten Einfluss, zumindest zeichnet es sich momentan nicht ab, dass Spieler deswegen den Verein verlassen würden. Doch wenn es um die Verpflichtung neuer Spieler geht, dann könnte die Angelegenheit zur Hypothek werden für den Verein, der Leidtragender einer Geschichte ist, für die er direkt nichts kann.
Das weiss auch Präsident Spörri, der sein Amt im August an der ordentlichen Generalversammlung niederlegen will. «Das hat nichts mit den jüngsten Geschehnissen zu tun, ich habe das bereits an der letzten GV kommuniziert», erstickt Spörri alle Spekulation über falsche Zusammenhänge im Keim.
Die Schuldenlast bleibt gleich
Gesucht ist also auch ein Nachfolger für Spörri, der seit rund drei Jahren die Geschicke des Vereins leitet und diesen wohl verschuldet übergeben wird. «Wir konnten diese Saison nicht gross Schulden abbauen», sagt Spörri und bestätigt die Grössenordnung der Schuld von 100’000 Franken.
Auf das hängige Lizenzverfahren haben diese Schulden einen Einfluss: «Wir werden die finanziellen Vorgaben der Lizenzkommission nicht erfüllen können. Aber mit gewissen Auflagen werden wir die Lizenz wohl kriegen, denn sonst könnten auch andere Vereine nicht in der NLA spielen», gibt sich Spörri optimistisch. Die Zuversicht rührt auch daher, dass es sich die Liga seiner Meinung nach «kaum wird erlauben können, dem einzigen Deutschschweizer Verein die Lizenz zu verweigern».
Es ist nicht anzunehmen, dass die Gewaltaffäre um Petkovic und Uzas negativen Einfluss auf das Lizenzverfahren haben wird. Immerhin, denn der Verein ist deswegen an genügend anderen Fronten beschäftigt.