Marcelo Diaz und Gaston Sauro werden am Freitagabend in Genf (19.45 Uhr, mit Livetweet der TagesWoche) auf der Bank des FCB sitzen, wenn die neue Saison mit der Partie bei Servette beginnt. Einziger «Neuling» dürfte David Degen in der Startformation sein.
Heiko Vogel will nicht klagen darüber, wer ihm im ersten, auf Freitagabend vorgezogenen Saisonspiel nicht zu Verfügung steht. «Wir wussten frühzeitig, dass Diaz und Sauro spät zu uns stossen werden, wir wussten, dass wir Spieler für Olympia abstellen, und deshalb trifft uns das nicht unvorbereitet.»
Super-League 2012/13, 1. Runde
Die mögliche Startelf des FCB
Sommer; Steinhöfer, Kovac, Dragovic, Park; D. Degen, Cabral, Yapi, Stocker; A. Frei, Streller.
Livetweet vom Spiel ab 19.30 Uhr auf tageswoche.ch
Weiter spielen, Sa, 19.45 Uhr: Thun–Lausanne. So, 13.45: FC Luzern–FC Zürich, GC–Sion. So, 16.00: St. Gallen–Young Boys.
Konkret heisst das für den Trainer des FC Basel, dass neben den verletzten Spielern (Ajeti) und den noch nicht paraten (Voser, Jevtic) zwei Akteure bei SFV-Selektionär Pierluigi Tami in der Vorbereitung auf das olympische Fussballturnier weilen (Fabian Frei, Fabian Schär), einer bei Hany Ramzy und den Ägyptern (der allerdings verletzte Mohamed Salah), und Marcelo Diaz und Gaston Sauro in Genf noch keine Rolle in der Startelf spielen werden.
«Das kann ich definitiv ausschliessen», sagt Vogel ohne grosse Umscheife. Die beiden Südamerikaner, in die der FCB einige Hoffnung setzt, werden im Stade de Genève aber auf der Bank sitzen. Beide sind erst seit wenigen Tagen in der Schweiz, spüren noch den Jetlag und haben ausserdem erst sehr wenige Trainingseinheiten mit ihrer neuen Mannschaft hinter sich.
Als Belohnung die Startelf
Gegen eine Aufforderung zum Sprung ins kalte Wasser spricht aus Trainersicht nach vier intensiven Trainingswochen noch ein anderer Aspekt: «Die anderen Spieler haben sich während der Vorbereitung gequält, gute Leistungen gezeigt, und dafür sollen sie auch belohnt werden.»
Die Elf, die für den Schweizer Meister in Genf beginnen wird, stellt sich unter diesen Umständen fast von selbst auf. Aussenverteidiger Philipp Degen wird ebenso hinten anstehen müssen wie Stürmer Jacques Zoua. Yann Sommer im Tor, Markus Steinhöfer, Radoslav Kovac, Aleksandar Dragovic und Joo Ho Park in der Abwehr, Cabral und Gilles Yapi im Zentrum, David Degen und Valentin Stocker auf den Flügeln sowie Alex Frei und Marco Streller im Angriff – so darf man mit den Rotblauen in Genf rechnen.
Grenzenloser Optimismus
Knapp 3000 Teilnehmer an einer Umfrage des FCB sind mit der grossen Mehrheit von 86 Prozent der Meinung, dass der Meister seinen Titel erneut verteidigt.
Gerade einmal sieben Wochen und zwei Tage liegt die rauschende Meisterfeiernacht am 23. Mai zurück, aber Heiko Vogel ist schon neuerliche Lust darauf anzumerken, dass es nun wieder um Punkte geht. Und er rechnet schon einmal ein heisses Halbjahr vor, das im besten Fall für den FC Basel 33 Spiele und jede Menge englischer Wochen bis Anfang Dezember mit sich bringen wird. Schon am Montag geht es nach Tallinn (Hinspiel der 2. Runde am Dienstag, 17.45 Uhr Schweizer Zeit), zum ersten von sechs Ausscheidungsspielen, mit denen sich der FCB ein fünftes Mal für die Champions League qualifizieren will.
Stürmer vom argentinischen Meister, Kusunga verletzt
Was ihn und seine Mannschaft in Genf sportlich erwarten wird, davon hat sich Vogel am vergangenen Samstag bei der Inaugenscheinnahme des Testspiels von Servette in Vevey gegen Lausanne (1:1) ein Bild gemacht. Er hat gesehen, dass Trainer Joao Alves in einem 4-2-3-1 operiert und mit Kevin Gissi als Sturmspitze. Der 19-Jährige ist der Sohn des Argentiniers Oscar Gissi, der von 1989 bis ‘98 bei Chênois spielte, besitzt den Schweizer Pass und gewann mit seinem Verein Arsenal de Sarandi völlig überraschend die Clausura, die Frühjahrsmeisterschaft in Argentinien.
Eine unglückliche Generalprobe, bei der Alves am Mittwoch seine zweite Garnitur laufen liess, erlebte der vom FCB ausgeliehene Genséric Kusunga. Bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Porto, vor fast 9000 Zuschauern im Stade de Genève, verletzte sich der Verteidiger kurz vor Schluss am Knie und fällt für mehrere Wochen aus.
In Genf riss am 20. Mai die stolze Serie des FC Basel von 26 Spielen ohne Niederlage. Bei der 1:2-Niederlage verzichtete Vogel damals – als der FCB längst als Meister feststand und vier Tage nach dem Cupfinalsieg – auf sechs Stammkräfte. Bei den Genfern nicht mehr dabei sind die beiden Torschützen Yartey und Eudis sowie Verteidiger Roderick.
Genfer Aufbruchstimmung
Seither hat sich in Genf einiges getan. Einen Konkurs hat der neue Präsident Hugh Quennec mit dem Einsammeln von 8,5 Millionen abgewendet, das Budget für die mit Ach und Krach erlangte neue Lizenz wird mit fünf Millionen beziffert und die Aufbruchstimmung bei den Grenats, die sich am Ende einer aufwühlenden Saison auf einem Europacupplatz wiederfanden, hält an.
«Jeden Tag wird mir mehr bewusst, welch lange Tradition und Geschichte Servette hat», sagt der Mann, der schon den Eishockeyclub Servette zu neuer Blüte geführt hat. Allerdings realisiert der smarte Geschäftsmann auch: «Es erfordert Geschick, Präzision und Professionalität, einen Club wie Servette richtig aufzustellen. Und ein Fussballstadion mit 30‘000 Plätzen ist etwas anderes als eine Eisbahn mit 7000.»
Deshalb hat er einen Vertrauten, den 47-jährigen Mirko Müller, ebenfalls einen Mann aus der Wirtschaft mit Vergangenheit beim Warenprüfkonzern SGS und beim Transportriesen TNT, zum CEO bestellt. 3500 Saisonabonnemente sind bereits verkauft; der Rekord bei 3700 steht vor dem Fall, neue VIP-Räumlichkeiten wurden eingerichtet, und das alles deutet darauf hin, dass es Quennec ernst nimmt. 15 Spieler aus dem Kader seien in Genf ausgebildet worden, sagt der Präsident stolz, «und wir brauchen die Genevois, die sich mit dem Club und der Nachwuchsarbeit identifizieren.»
Alves und die chemische Verbindung
Der achte neue Spieler, den die Genfer an der Angel haben, kommt allerdings von Aussen. Der 19-jährige Brasilianer Kelvin aus den Reihen des FC Porto soll ausgeliehen werden. «Ich bin voller Hoffnung, dass die Mannschaft noch besser werden kann als vergangene Saison», hat Joao Alves der «Tribune de Genève» gesagt.
Der bald 60-Jährige, der in Portugal acht Vereine trainiert hat und mit Estrella Amadora 1990 den Pokal gewann, geht mit Servette in seine vierte Saison. So lange war er noch bei keinem anderen Club. Und obwohl ihm Quennecs Vorgänger Majid Pishyar zwischenzeitlich den Stuhl vor die Tür gesetzt hatte, sagt Alves heute: «Zwischen mir und Servette gibt es eine chemische Verbindung.»
Noch bezeichnet Alves Servette als einen Club, der sich selbst sucht: «Wir sprechen von einem Verein, der sich gerade erst finanziell gerettet hat.» Was unter Pishar passierte und was Quennec nun vorantreibt, das ist für den Trainer ein «Unterschied wie Tag und Nacht». Aber er sagt auch: «Wir wollen zurück zum grossen Servette mit der alten Konstanz und den Mitteln, um Meister zu werden. Aber zu dieser Grösse man wächst nicht in zwei, drei Monaten.»