Die Feier ist verraucht und Embolo fast schon in Leipzig

Die Meister wurden auf dem Barfüsserplatz schon von mehr Fans gefeiert, dafür wurde es eine sehr lange Partynacht des FC Basel. Und während der machte Breel Embolo kein Hehl daraus, dass es heisst, Abschied zu nehmen.

Breel Embolo des FC Basel feiert mit dem Pokal und mit den Fans den Meistertitel auf dem Barfuesserplatz in Basel in der Nacht auf Donnerstag, 26. Mai 2016. Der FC Basel hat zum siebten Mal in Folge den Meistertitel gewonnen. ()

(Bild: FC Basel 1893 POOL/Sacha Grossenbacher)

Die Meister wurden auf dem Barfüsserplatz schon von mehr Fans gefeiert, dafür wurde es eine sehr lange Partynacht des FC Basel. Und während der machte Breel Embolo kein Hehl daraus, dass es heisst, Abschied zu nehmen.

Das letzte Wort auf dem Casino-Balkon gehörte dem Zeremonienmeister. In Volkstribunmanier grölte Davide Callà der rotblauen Fangemeinde zu, und die strapazierte Aargauer-Züri-Schnuure überschlug sich fast: «Wir versprechen, dass es immer und immer wieder der Name des FC Basel 1893 ist, der auf dem neuen Pokal eingraviert wird!»

Bis eine Stunde nach Mitternacht hatten die Fans ausharren müssen, ehe die Mannschaft auf den Pritschen zweier Oldtimer-Lastwagen und angeführt von den Rhygass-Negro-Guggemusikern durch die Steinenvorstadt am Barfüsserplatz angelangt war. Durch eine weniger dichte Menge als auch schon.

5000, vielleicht auch 6000 oder ein paar mehr bildeten in der Nacht auf Donnerstag den Chor unter dem Casino-Balkon, und als das Repertoire ein letztes Mal durchgenommen war, beendete Callà den Zauber und rief: «Danke Basel!»

Heuslers Mitgefühl für den FCZ und die Eröffnung der nächsten Jagdsaison

Irgendwann war dann auch die letzte bengalische Fackel auf dem Barfi verglüht, der letzte fettige Pouletschenkel vom Buffet im Stadt-Casino geklaubt, und die ersten Videoschnipsel von den Meisterfeierlichkeiten kursierten längst im Netz.

Auf dem Weg zur Afterparty der Mannschaft im vollgepackten «Noon» sinnierte Bernhard Heusler noch über das Schicksal des FCZ und die Welle, die nun in Zürich über dem Absteiger zusammenbricht. Die Sorge um die Auswüchse des Fussball-Business stellte der FCB-Präsident dann aber hinten an und liess seiner Freude über den siebten Meistertitel in Folge und den 19. der Clubgeschichte ihren Lauf.

Es soll ja nicht die letzte Meisterschaft gewesen sein, und für den Moment spricht nicht sehr viel dafür, dass die Serie reisst. Im Stadion hatte Heusler ja schon die «Jagd auf den zweiten Stern» eröffnet, sprich den 20. Meistertitel. Was soll sich dieser alles dominierende FC Basel auch anderes vornehmen?

Einer, der künftig nicht mehr dabei ist, der es aber oft genug erlebt hat, Meister zu werden, ist Behrang Safari. Und der altgediente Schwede sagte, was er schon bei x spontanen und offiziellen Meisterfeiern gesagt hat: «Davon kann man als Spieler nie genug bekommen.»

Eine Party bis zum Sonnenaufgang

Gefeiert wurde dann, bis die Sonne wieder aufgegangen war und dem glückseligen Walter Samuel eine allerletzte La-Ola-Welle in den Ruhestand hinterhergeschickt wurde.



Wenn der Morgen nicht mehr graut, sondern längst da ist: Walter Samuel macht sich auf den Heimweg nach der Meisterfeier des FC Basel, grüsst ein letztes Mal und beim Detailhändler wird frisch angeliefert.

Wenn der Morgen nicht mehr graut, sondern längst da ist: Walter Samuel macht sich auf den Heimweg nach der Meisterfeier des FC Basel, grüsst ein letztes Mal und beim Detailhändler wird frisch angeliefert. (Bild: Samuel Waldis)

Es feierten auch alle Verletzten – von denen es beim FC Basel derzeit reichlich gibt –, und Nicolas Unternährer hielt tapfer an Krücken durch. Kein Muskelfaserriss, beteuerte der Physiotherapeut glaubhaft: Unternährer hat sich beim Thai-Boxen ein Stück vom Hüftknochen abgebrochen. Aua. Die Verletzungshäufung bei der Meistermannschaft befindet sich dem Vernehmen nach in schonungsloser interner Aufarbeitung.

Völlig ausgeruht zum Feiern kam Breel Embolo (kein Muskelfaserriss, dafür Patellasehnenentzündung) und er war entsprechend aufgedreht. So rief der 19-Jährige dem 73-jährigen Karl Odermatt mit einem lässigen Augenzwinkern zu: «Karli, wie gosch heim? Mitem Taxi oder mitem Auto?» Die FCB-Legende, unlängst nach einer Alkoholkontrolle des Führerscheins verlustig gegangen, quittierte mit erhobenem Zeigefinger.

22 Millionen Franken für Embolo – schreibt «Bild» 

Keine grossen Umschweife machte Embolo in der Meisternacht. Ja, meinte er, es sei schon besser, sich jetzt von ihm zu verabschieden. Der Abgang des Stürmerjuwels rückt näher. Kein Hehl machte Embolo daraus, dass es die Bundesliga sein wird, mehr wollte er dann aber nicht mehr sagen.

Es verdichten sich jedoch die Hinweise, wonach es RB Leipzig werden soll. Die «Bild-Zeitung» berichtet bereits von einer Einigung des Spielers und seiner Berater mit dem Bundesliga-Aufsteiger. Demnach steht eine Ablösesumme von umgerechnet 22 Millionen Franken im Raum, und dazu soll eine Beteiligung bei einem Weiterverkauf kommen.

Die ostdeutsche Metropole Leipzig und der vom Red-Bull-Konzern alimentierte Retortenclub klingen zwar nicht nach ganz grosser, glamouröser Fussballwelt. Dafür kann sich Embolo ausrechnen, im Freistaat Sachsen regelmässig zum Einsatz zu kommen.

Und der FC Basel hat mit einem Beteiligungs-Modell gerade beste Erfahrungen gemacht: Vom Rekordtransfer Granit Xhakas von Borussia Mönchengladbach zu Arsenal – die Rede ist von bis zu 50 Millionen Franken Ablösesumme – schneidet sich der Schweizer Meister ein Riesenstück ab. Um die zehn Millionen Franken sollen es sein. Ein Grund für den FC Basel zum Weiterfeiern.

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