In einer Vorrunde, die der FC Basel in der Meisterschaft dominierte, sowie in der Europa League, in der er als Gruppensieger überwintert, führten neben Captain Matias Delgado zwei Tschechen sowie ein weiterer Argentinier das Team an. Und ein mit grossen Erwartungen Zurückgekommener muss in der Rückrunde vom vermeintlichen zum eindeutigen Führungsspieler werden.
Tomas Vaclik
Offiziell gehört Tomas Vaclik nicht zum Dreiergespann um den Captain und die beiden Vize-Captains. Aber in einer Vorrunde, die auch geprägt war von Verletzungen oder Ausfällen aufgrund von Sperren, kommt auch die nominelle Nummer 4 in der Hierarchie zum Zug. Beispielsweise in der fünften Runde der Super League, beim 3:1-Sieg gegen den FC Thun, wurde dem Tschechen die Aufgabe übertragen. Vaclik hat sich beim FC Basel zum Führungsspieler entwickelt, was neben seiner ruhigen und reflektierten Persönlichkeit auch mit der Position des Torhüters zu tun hat. Er dirigiert die Abwehr, steht ohnehin meistens auf dem Feld, hat das Spiel immer im Blick.
Vaclik ist hinterster Mann der statistisch besten Abwehr der Liga. 20 Tore hat der FCB in der Vorrunde kassiert, etwas mehr als einen Treffer pro Spiel also. Die 26-jährige Nummer 2 der tschechischen Nationalmannschaft hat wesentlich dazu beigetragen, beispielsweise beim 3:1-Sieg gegen den FC Luzern mit einem gehaltenen Elfmeter gegen Remo Freuler – Vacliks dritte erfolgreiche Penaltyabwehr im FCB-Dress.
Vacliks Tief, für das Fischer eine Erklärung hat
Doch es gab auch Phasen, in denen Vaclik nicht überzeugte. Beispielsweise beim Auswärtsspiel in Florenz oder bei der ersten Saisonniederlage gegen die Young Boys. Urs Fischer hatte eine Erklärung für das kleine Tief Vacliks: «Tomas hatte bis dahin auch den einen oder anderen Big-Save, die uns Punkte gerettet haben. Der Torhüter ist aber der, der mit Fehlern zuweilen Gegentore zulässt. Die Feldspieler können sich jeweils gegenseitig korrigieren. Was Tomas meines Erachtens fehlt, ist Beschäftigung.»
Viel beschäftigt wurde Vaclik auch gegen Ende der Vorrunde nicht, und einige Spiele verpasste er gar verletzt. Kein Wunder, zeigte er doch in der Interviewzone einst die Spuren der gegnerischen Stollen auf seinem Oberkörper. Beim Europa-League-Heimspiel gegen Belenenses fehlte er wegen Knieproblemen, Ende November kommunizierte der Verein, dass Vaclik bis Ende Jahr mit einem Muskelfaserriss im Adduktorenbereich ausfallen würde.
Marek Suchy
Im Gegensatz zu seinem Landsmann Vaclik ist Marek Suchy offizieller Vertreter des Captains Matias Delgado. Weit über zehn Mal hat Suchy in dieser Vorrunde die Binde getragen. Der 27-Jährige hat sich diesen Status in erster Linie mit seinen Leistungen auf dem Feld erarbeitet. In dieser Vorrunde war er mit 27 Berücksichtigungen einer der vier am meisten eingesetzten Spieler. Für einen Verteidiger nicht weiter verwunderlich, gehörte er auch zu den Akteuren mit den meisten Verwarnungen. Sieben Mal sah Suchy die gelbe Karte und verpasste deswegen das für Basel unbedeutende letzte Spiel in der Europa League.
Die Verwarnung beim 2:2 gegen Florenz darf man auch als geschickt bezeichnen, denn Fischer kann so im Sechzehntelfinal sicher wieder auf Suchy zählen. Wichtig genug, fehlten dem Trainer in seinem ersten Halbjahr beim Schweizer Meister doch die meisten seiner Innenverteidiger irgendwann mal verletzt. Suchy hatte deswegen vier verschiedene Zentrumsparnter, einer von ihnen der Aussenverteidiger Michael Lang.
Unabhängig davon, mit wem er das Zentrum bildete: Suchy gehörte zu den sichersten Werten dieser ersten Saisonhälfte und ist seit seinem Wechsel nach Basel im Winter 2013/14 eine der grossen Konstanten des FC Basel.
Walter Samuel
Einer von Suchys vier Partnern war Walter Samuel. Der 37-Jährige kam 14 Mal zum Einsatz und gab der Abwehr Stabilität, war im Cup-Viertelfinal gegen den FC Sion allerdings einer von zwei Spielern, die im Elfmeterschiessen scheiterten. Der Argentinier hat in seiner Karriere alles gesehen: Er ist sechsfacher Meister und zweifacher Pokalsieger in Italien, Sieger der Copa Libertadores, des U20-Weltmeistertitels und der Champions League. In Basel angekommen, wurde er Schweizer Meister. Dieser Titel verändert sein Palmarès in der öffentlichen Wahrnehmung zwar nur unwesentlich. Dafür erreichte der Linksfuss mit dem FC Basel eine persönliche Marke: In Posen hat er zum 100. Mal in einem internationalen Pokalwettbewerb gespielt – neben Adonis Ajeti, der zum ersten Mal überhaupt bei den Profis des FCB zum Einsatz kam.
Samuel steht im letzten Jahr seiner Karriere. Im Sommer, hat er angekündigt, will der 52-fache argentinische Nationalspieler seine Laufbahn beenden, ein Führungsspieler, der nicht nur während der Spiele, sondern vor allem auch in der Kabine und im Training seinen Mannschaftskollegen viel mitgeben kann.
Zdravko Kuzmanovic
Der 51-fache serbische Internationale war im Sommer von Inter Mailand zum FC Basel zurückgekehrt. Mit viel Aufsehen war seine Ankunft im Trainingslager am Tegernsee verbunden: Da fand einer zum FCB zurück, der Basel nach einem grossen Poker mit 19 Jahren in Richtung Florenz verlassen hatte und während sechs Jahren in den Ligen Italiens und Deutschlands Erfahrung sammelte.
Ein Mann mit dieser Vergangenheit hat den Anspruch, in der Schweizer Liga regelmässig zu spielen und zu den Führungspersonen zu gehören. Diesem Anspruch wurde Zdravko Kuzmanovic in der Vorrunde aber nur selten gerecht. Dass er trotz seines Renommees selten zum Einsatz kam, hatte auch mit zwei Verletzungen zu tun: Im August zog er sich einen Muskelfaserriss zu und fiel vier Wochen aus. Am Ende des Jahres zog er sich eine Entzündung im Schambeinbereich zu, zurückzuführen auf das Training auf Kunstrasen.
Das erste halbe Jahr seines Fünfjahresvertrags, in dem er weder ein Tor schoss noch eines vorbereitete, hat sich Kuzmanovic anders vorgestellt. Es bleibt ihm die Rückrunde, um das Bild des hochgelobten, aber vorerst wenig überzeugenden Rückkehrers zu korrigieren und vom vermeintlichen zum eindeutigen Führungsspieler zu werden.
Das Vakuum, das Kuzmanovic bisher hat entstehen lassen, hat auf natürliche Weise ein anderer ausgefüllt: Mohamed Elneny. Kraft seines zurückhaltenden Charakters und der Sprachbarriere ist er nicht der grosse Wortführer, stattdessen hat er sich mit seinen Leistungen aufgeschwungen zu den Leadern dieses Teams.