Die Grasshoppers stellen wieder die Brust raus

Fast zehn Jahre ist es her, seit die Grasshoppers das letzte Mal als Leader ins Joggeli gereist sind. Jetzt kommt der Rekordmeister wieder mit Selbstvertrauen nach Basel. Im Zentrum seines Spiels könnte einer stehen, der vom FCB nach Zürich ausgeliehen ist: Taulant Xhaka, der gar nicht mehr zurück zu den Rotblauen will.

Team of Grasshopper Club (GC) celebrate after they won their Swiss Super League soccer match against BSC Young Boys (YB) in Zurich October 21, 2012. REUTERS/Arnd Wiegmann (SWITZERLAND - Tags: SPORT SOCCER) (Bild: Reuters/Arnd Wiegmann)

Fast zehn Jahre ist es her, seit die Grasshoppers das letzte Mal als Leader ins Joggeli gereist sind. Jetzt kommt der Rekordmeister wieder mit Selbstvertrauen nach Basel. Im Zentrum seines Spiels könnte einer stehen, der vom FCB nach Zürich ausgeliehen ist: Taulant Xhaka, der gar nicht mehr zurück zu den Rotblauen will.

Als Uli Forte in den Presseraum kommt, scheucht er erst Goalie Roman Bürki und Taulant Xhaka von ihren Stühlen, um seinen Stammplatz aussen links zu besetzen. Danach flachst der Trainer der Grasshoppers über wackelnde Stühle, stellt fest, seiner stehe äusserst stabil, der von Xhaka aber wirke nur wenig vertrauenswürdig. Kurz, die Stimmung auf dem GC-Campus gleich neben dem Industrie-Niemandsland von Dielsdorf ist blendend vor dem Aufeinandertreffen mit dem FC Basel vom Sonntag.

Es ist ja auch schon fast so etwas wie ein Ereignis mit historischer Note, das bevorsteht. Mehr als neun Jahre ist es her, seit GC als Leader in den St.-Jakob-Park gereist ist. Am 22. März 2003 war es, als sich FCB und Hoppers nach Toren von Ricardo Cabanas, Christian Gimenez, Mladen Petric (damals noch für GC) und dem heutigen FCB-Trainer Murat Yakin mit einem 2:2 trennten. Am Ende der Saison wurde GC zum vorerst letzten Mal Schweizer Meister.

GC als Favorit? «Schön wär’s», meint Trainer Forte.

Ganz so hoch wollen die Hoppers ihre heutigen Ziele (noch) nicht stecken. «Schön wär’s», sagt Forte, als ein Journalist im Witz feststellt, GC reise als Leader und damit als Favorit nach Basel: «Aber uns wird entgegen kommen, dass der FCB gegen vorne spielt. Das können wir zu unserem Vorteil nutzen.»

Das sind noch immer die Worte eines Underdogs. Dabei ist es eindrücklich, welche Wandlung die Zürcher von der letzten Saison auf diese Spielzeit hin durchlebt haben: Aus einer Mannschaft, die dem Abstieg nur wegen der Irrungen und Wirrungen in Neuchâtel und Sion entrinnen konnte, wurde der Tabellenführer.

Zuletzt allerdings ist etwas Sand ins GC-Räderwerk geraten. Gegen die in den Niederungen der Tabelle angesiedelten Romands von Servette und Lausanne gab es in zwei Spielen bloss einen Punkt. Dass sein Team nun ein grundsätzliches Problem hat, glaubt Forte nicht, im Gegenteil: «Das war gut, weil das Team gesehen hat, dass es nicht von alleine läuft.»

«Unter Sforza war es fast zu locker»

Also waren die guten Resultate seiner Mannschaft nicht auch einer Anfangseuphorie geschuldet? Auf keinen Fall, findet Forte: «Wir haben vorher neunmal in Serie gewonnen, das kann kein Zufall gewesen sein. Wir werden für unsere harte Arbeit in der Saisonvorbereitung belohnt.»

Die Routiniers Veroljub Salatic im zentralen Mittelfeld und Stéphane Grichting in der Innenverteidigung gelten als Grund für die neu gefundene Stabilität im GC-Spiel. Für Taulant Xhaka aber hat der Wandel zum Besseren vor allem mit einer Person zu tun: Trainer Uli Forte: «Er fordert viel Disziplin, viel mehr als zuvor Ciriaco Sforza, unter dem es fast zu locker war.»

Mit dieser Disziplin und harter Arbeit habe sich auch die Mentalität geändert. «Früher sind wir mit dem Gedanken ins Spiel gestiegen, dass wir ja sowieso verlieren», erzählt der 21-Jährige, «heute reisen wir mit breiter Brust nach Basel und wollen gewinnen.»

Eine Rückkehr nach Basel ist für Xhaka kein Thema

Xhaka tritt dabei gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber an. Der FCB hat den älteren Bruder des Schweizer Nationalspielers Granit im vergangenen Winter an GC ausgeliehen. Doch Taulant will die Partie nicht nutzen, um sich wieder für ein Engagement bei seinem Stammverein aufzudrängen.

«Eine Rückkehr zum FCB ist für mich kein Thema», sagt er, der unter der Woche noch immer in seiner Heimatstadt Basel lebt. Er habe in seinem Vertrag eine Option, die ihm erlaube, noch eine weitere Saison bei GC zu spielen, sagt Xhaka: «Und wenn Trainer und Vorstand einverstanden sind, möchte ich das auch tun. Ich will mich hier durchsetzen und dann einen ersten Schritt in Richtung Ausland wagen.»

Spätestens dann dürfte der FCB aber wieder ein Wörtchen mitreden. Xhakas Vertrag mit den Rotblauen läuft noch bis Sommer 2015.

Für Forte ist Xhaka der «Tauli»

Xhakas Begeisterung für die Hoppers dürfte nicht nur mit den vielen Einsatzminuten zu tun haben, die er im GC-Dress bekommt; von 15 Ligaspielen hat er in dieser Saison 13 bestritten. Xhaka erhält unter Forte auch die Chance, wieder auf seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld zu spielen, nachdem ihn Ex-FCB-Trainer Thorsten Fink zum Aussenverteidiger umfunktioniert hatte. «Der Tauli», sagt Forte, der Xhaka konsequent mit Kosenamen anspricht, «ist im Zentrum aufgewachsen.»

Und dort durfte er in den letzten Partien wieder spielen: Zentral vor Veroljub Salatic, der seit seiner Rückkehr aus Zypern in diesem Sommer im GC-Dress eine überragende Nummer 6 gibt. Ausgerechnet dieser Salatic aber, der in dieser Saison keine Minute eines Ligaspiels verpasst hat, wird in Basel wegen einer Gelbsperre fehlen.

Sein Stellvertreter als Anker des Zürcher Spiels wird der von Basel nach Zürich ausgeliehene Taulant Xhaka sein. Er wäre nicht der erste FCB-Spieler im GC-Dress, der seinem Stammclub das Leben schwer macht.

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