Die Grasshoppers und die unendliche Geschichte um Salatic

Veroljub Salatic wollte zum FC Sion wechseln, GC erklärt die Verhandlungen für gescheitert. Die Zürcher sind in der Person von Axel Thoma bemüht, die Normalität herbeizureden. Einige Aussagen des Sportchefs deuten jedoch in eine andere Richtung.

Veroljub Salatic wollte zum FC Sion wechseln, GC erklärt die Verhandlungen für gescheitert. Die Zürcher sind in der Person von Axel Thoma bemüht, die Normalität herbeizureden. Einige Aussagen des Sportchefs deuten jedoch in eine andere Richtung.

Axel Thoma ist von den drei Protagonisten der einzige, der in keinem Moment ein Lächeln im Gesicht hat. Pierluigi Tami freut sich auf sein Debüt als Trainer in der Super League, Captain Daniel Pavlovic scherzt mit einem Seitenhieb an seinen Coach, dass die Vorbereitung nun genug lange gedauert habe. Nur Thoma, der Sportchef der Grasshoppers, er ist nicht zu Spässen aufgelegt.

Der Grund ist die scheinbar unendliche Geschichte um Veroljub Salatic: Der ehemalige Captain der Grasshoppers hatte sich mit Tamis Vorgänger Michael Skibbe überworfen und war deswegen suspendiert worden. Per Gerichtsentschluss hatte er sich das Trainingsrecht erkämpft und war schliesslich gar wieder in der Meisterschaft eingesetzt worden.

Die Gespräche mit Sion sind gescheitert – vorerst

Die Sache schien beendet und nach Skibbes Abgang schliesslich definitiv vom Tisch zu sein. Und Thoma war auch deswegen zu Beginn seiner Amtszeit als Sportchef der Meinung, der Fall Salatic sei abgeschlossen.

Inzwischen aber hat der Spieler den Wunsch geäussert, zum FC Sion zu wechseln. Und wohl auch weil sich der ehemalige Captain in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» nicht eben positiv über seinen langjährigen Arbeitgeber ausgelassen hatte, waren die Grasshoppers bereit, am Freitagmorgen mit den Wallisern zu verhandeln.

«Doch noch nicht so ganz beim FC Sion» 

Erfolgreich waren die Gespräche nicht. «Zum jetzigen Zeitpunkt muss ich sagen, dass wir keine Einigung erzielt haben. Und ich gehe davon aus, dass es dabei bleibt», sagt Thoma.

Es wirkt reichlich absurd: Erst wollte der Club Salatic loswerden, was der vor Gericht verhinderte. Jetzt will der Spieler gehen – und nun kann sich GC nicht durchringen, ihn ziehen zu lassen.

Gleich nach der Verhandlung habe er mit Salatic ein gutes Gespräch geführt und gespürt, dass der Spieler «im Herzen und im Kopf doch noch nicht so ganz beim FC Sion ist». Und Thoma fügt an: «Ein bisschen etwas brennt auch noch für GC.»



Zwar steht GC-Trainer Pierluigi Tami im Hintergrund im Scheinwerferlicht der Kamera. Das grosse Medieninteresse gilt aber Sportchef Axel Thoma.

Zwar steht GC-Trainer Pierluigi Tami im Hintergrund im Scheinwerferlicht der Kamera. Das grosse Medieninteresse gilt aber Sportchef Axel Thoma. (Bild: Samuel Waldis)

Ein bisschen etwas brennt auch noch für GC. Diese Aussage sagt vielleicht mehr aus als alle andere Voten, die die Grasshoppers vor dem Rückrundenstart gegen den FC Basel (Sonntag, 16 Uhr, Letzigrund) zu ihrem Spieler abgeben.

Seine Aussagen im «Tagi» jedenfalls lasen sich am Donnerstag so, als ob Salatic seinen Abgang mit aller Macht forcieren wolle. Unter anderem sagte der Mittelfeldspieler: «Er (Trainer Tami, Red.) ist sicher nicht der Grund, dass ich das heutige GC verlassen möchte. GC stärkt mir nicht den Rücken, ich habe grossen Imageschaden erlitten, und weiter wird Politik betrieben. Das nervt mich einfach. Und darum will ich eine neue Herausforderung.» Wie viel von Salatic mag nach diesen Sätzen wohl noch für GC brennen?

GC will sich bald Gedanken machen

Thomas Worte jedenfalls deuten darauf hin, dass in diesem möglichen Transfer doch noch etwas gehen könnte, auch wenn der Deutsche offiziell nicht davon ausgeht: «Es gibt auch noch eine Gegenseite, vielleicht kriege ich noch einen Anruf. Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Und irgendwann ist dann auch mal Schluss.»

Wenn die Verhandlungen mit Sion definitiv scheitern sollten, dann will sich der Verein Gedanken über die Konsequenzen machen, die die heiklen Aussagen im «Tagi» für Salatic haben könnten. Vorher nicht. Im Moment verlangt die Führung vom Spieler einfach ein Höchstmass an Professionalität.

«Image am Boden»

Auch die angedeuteten Konsequenzen deuten nicht unbedingt darauf hin, dass die Harmonie zwischen Spieler und Verein bereits in den nächsten Tagen wieder hergestellt werden kann. Obwohl der Sportchef bemüht ist, die Geschichte herunterzuspielen: Der ursprüngliche Fall Salatic sei eigentlich schon lange abgeschlossen. Was jetzt passiere, sei eine übliche Transferepisode, wie sie im Fussball halt vorkomme.

Thomas Aussagen sind der Versuch, einer aussergewöhnlichen Geschichte soviel Normalität wie möglich zurückzugeben. Es sei ja schliesslich auch nicht alles schlecht, was Salatic mache. Aber: «Sein Image ist auch am Boden», sagt der Sportchef gegen Ende der Diskussionsrunde im ersten Stock des GC-Campus.

Durch die Fensterfront sieht man in diesen Minuten Verteidiger Stéphane Grichting, wie er sein Auto parkt und sich auf den Weg in die Garderobe macht. Es gibt sie also auch noch, die Normalität bei den Grasshoppers. 

liveticker

fixtures

table

calendar

Nächster Artikel