Die heikle Dienstreise nach Tel Aviv

Mohamed Salah und Mohamed Elneny sind dabei beim Qualifikations-Trip des FC Basel nach Israel. Persönlich für die beiden ägyptischen Spieler und womöglich auch politisch ist der Wind erst einmal raus aus den Segeln, aber sportlich behält die Ausscheidung zur Champions League ihre Brisanz.

Die Spieler des FC Basel Mohamed Elneny, Mohamed Salah, Aleksandar Dragovic, Valentin Stocker und Markus Steinhoefer, von links, verteilen Autogramme anlaesslich der Eroeffnung des neuen FCB-Fanshops im Kaufhaus Manor in Basel am Donnerstag, 30. Mai 2013. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Mohamed Salah und Mohamed Elneny sind dabei beim Qualifikations-Trip des FC Basel nach Israel. Persönlich für die beiden ägyptischen Spieler und womöglich auch politisch ist der Wind erst einmal raus aus den Segeln, aber sportlich behält die Ausscheidung zur Champions League ihre Brisanz.

Mit Begleitschutz tauchte Mohamed Salah am Samstagabend in der St. Galler AFG-Arena auf. Rechts flankiert von Sportdirektor Georg Heitz, links von Mediensprecherin Andrea Roth. Ein Statement Salahs war angekündigt zur über Tage anhaltenden Erregung darüber, ob er denn nun nach Israel reist oder nicht. Aber, beschied Georg Heitz: «Mohamed Salah beantwortet keine Frage.»

Ohne Bobadilla

Ohne Raul Bobadilla ist der FC Basel nach Tel Aviv aufgebrochen. Daneben fehlen auch die verletzten Germano Vailati, für den Mirko Salvi Ersatzgoalie sein wird, Geoffroy Serey Die und Fabian Ritter. Bobadilla war schon am Samstag in St. Gallen von Trainer Murat Yakin nur auf die Bank gesetzt worden, obwohl Marco Streller kurzfristig verletzt ausgefallen war (Schlag auf das Schienbein im Training). «Seine letzten zwei Einwechslungen haben gezeigt, dass er der Mannschaft momentan nicht helfen kann. Die Raser-Geschichte hat Spuren hinterlassen. Er ist im Kopf nicht frei», sagte Murat Yakin vor dem Abflug. Streller sollte am Dienstag wieder einsatzfähig sein. (cok).

Mit dem, was Salah in Englisch kurz und prägnant zu verstehen gab, ist die Luft vorderhand raus aus der Debatte. «Ich werde mit dem Team reisen, Mohamed Elneny ebenso. Es ist unser Job, wir wollen in die Champions League, und wir haben Respekt vor den Zielen des Teams.»

Am heutigen Montagvormittag sitzt Salah also mit dem FC Basel in einer Maschine nach Tel Aviv. Um Salah drehte sich die durch traditionelle Medien und Social Media gespeiste Aufregung insbesondere, weil der Nationalspieler daheim in Ägypten eine Star ist und mehr als Kollege Elneny im Fokus steht. Im komplizierten Geflecht des Verhältnisses der Nachbarstaaten Israel und Ägypten wurde Salah ganz offensichtlich instrumentalisiert.

Interpretationen und Spekulationen

Welche Haltung er selbst hat, ob er überhaupt eine hat, war in den Tagen zwischen den beiden Spielen gegen Maccabi nicht herauszufinden. Salah sprach an einer Stelle von einer für ihn «schwierigen Situation». Von mehr nicht. Auch nicht am Samstagabend, da Fragen unerwünscht waren.

Alles andere bleibt also der Interpretation und Spekulation überlassen. Auch Salahs Schuhwechsel unmittelbar vor dem Anpfiff des Hinspiels vergangenen Dienstag, bei dem er das obligatorische Shakehands mit den gegnerischen Spielern verpasste.

Beim FC Basel hat man sich in den vergangenen Tagen stets um Deeskalation bemüht. Es hiess stets, die beiden Spieler hätten sich nie dahingehend geäussert, nicht in Israel spielen zu wollen. Was unterdessen intern besprochen wurde, wird nicht öffentlich gemacht. Präsident Bernhard Heusler wollte am Sonntag auch nicht darauf eingehen, ob Überzeugungsarbeit bei Salah und Elneny geleistet werden musste, und räumte, wie an anderer Stelle schon einmal, lediglich ein, dass es sich um einen «delikaten Bereich» handle und man sich von Seite des Clubs vor Aussagen hüte zu einem Problem, «das viel grösser ist als der kleine FC Basel».

Der Salah-Faktor im Bloomfield Stadium

«Es ist Fussball und nicht Politik», war der Schlusssatz von Mohamed Salah in den Katakomben der St. Galler AFG-Arena. Das ist schön gesagt, entspricht dem Denken, dass im um Neutralität bemühten Sport verankert ist und gleichzeitig nicht den Lebenswirklichkeiten entspricht.

Im Brustton der Überzeugung hat Salah dann am Samstag die klitzekleine Nachfrage beantwortet, ob er denn in Tel Aviv auch spielen werde: «Natürlich!» Das letzte Wort wird in diesem Fall wohl der Trainer haben.

Sportlich ist die Ausgangslage für das Rückspiel ohnehin angeheizt, mit einem dünnen 1:0-Polster aus dem Hinspiel treten die Basler am Dienstag (19.00 Uhr MESZ, SRF2 live) an, und sie werden sich darauf einrichten müssen, dass in der ohnehin heissen Atmosphäre des Bloomfield Stadium der Salah-Faktor hinzukommen wird. Der kleine Ägpyter muss verbale Reaktionen des israelischen Publikums gewärtigen, ob nun gerechtfertigt oder nicht. Dafür hat sich die Geschichte zu sehr verbreitet und verselbstständigt.

Heusler traut dem Team einen breiten Rücken zu

Angesichts dessen, was sportlich wie wirtschaftlich auf dem Spiel steht,  kann es sich Murat Yakin fast nicht erlauben, auf Salah und Elneny zu verzichten. Er könnte sie aber auch auf die Bank setzen, hoffen, dass die Partie nichtsdestotrotz eine Entwicklung nach Basler Geschmack nimmt und die beiden Ägypter sich quasi nur für eine Notfall-Einwechslung parat halten.

Aber vielleicht macht sich Yakin diese Gedanken gar nicht. «Das Ganze ist hochgespielt worden», sagte Yakin am Samstag. Bei seinem Besuch in Tel Aviv vor 14 Tagen zur Gegnerbeobachtung hatte er vor Ort die Auskunft erhalten, der Einsatz von Salah und Elneny werde nicht zu Problemen führen.

Wie auch immer: Für die beiden Ägypter wie für den Rest des kickenden Personals gilt, was Bernhard Heusler zur sportlichen Affiche meint: Der Präsident trauert den vergebenen Chancen des Hinspiels nach und ist ehrlich genug zuzugestehen, dass, «wenn es blöd läuft», auch ein 1:1 möglich gewesen wäre. «Jetzt braucht es in Tel Aviv einen breiten Rücken», sagt Heusler, «und das traue ich der Mannschaft auch zu.»

Die Kandidaten für die Playoffs

Noch muss der FC Basel die Hürde gegen Maccabi Tel Aviv nehmen, aber mit Abschluss der zweiten Qualifikationsrunde hat sich der Kreis der möglichen Gegner in der entscheidenden Playoffrunde eingeengt.

Die Setzliste wurde durch das überraschende Ausscheiden von Bate Borissow verschoben. Die Weissrussen, die 2008, 2011 und 2012 die Gruppenphase der Champions League erreicht hatten, zogen gegen Shakhter Karagandy den Kürzeren und verloren beide Spiele mit 0:1.

Bate, in der Ausscheidung auf dem sogannten Meisterweg nach dem FC Basel (59,785 Punkte) der Verein mit dem höchsten Uefa-Koeffizient (39,175), fällt aus der Gruppe der fünf gesetzten Teams heraus. Viktoria Pilsen (Tschechien) rückte nach und könnte – immer vorausgesetzt, beide Teams kommen weiter – in den Playoffs nicht mehr auf Basel treffen.

Die möglichen Gegner des FCB sind im Moment Dynamo Zagreb, Partizan Belgrad, Austria Wien, Legia Warschau und neu besagtes Shakhter Karagandy. Die Kasachen haben gute Chancen, haben sie das Hinspiel der dritten Runde gegen den albanischen Meister Skënderbeu Korça mit 3:0 gewonnen.

Mögliche Gegner des FC Basel in den Playoffs
Die Spiele in der dritten Qualifikationsrunde Hinspiel Rückspiel
Dynamo Zagreb (Kroatien) Sheriff Tiraspol (Moldawien) 1:0 7.8.
Ludogorets Razgrad (Bulgarien) Partizan Belgrad (Serbien) 2:1 6.8.
Austria Wien (Österreich) FH Hafnarfjörður (Island) 1:0 7.8.
Molde FK (Norwegen) Legia Warschau (Polen) 1:1 7.8.
Shakhter Karagandy (Kasachstan) Skënderbeu Korça (Albanien) 3:0 6.8.

Diese Auswahl gilt allerdings nur, wenn sich die fünf laut Uefa-Koeffizient am höchsten rangierenden Clubs (fett) in der dritten Runde auch durchsetzen:

Das Tableau der potenziell gesetzten Teams
Die Spiele in der dritten Qualifikationsrunde Hinspiel Rückspiel
FC Basel (Schweiz) Maccabi Tel Aviv 1:0 6.8.
Celtic Glasgow (Schottland) IF Elfsborg (Schweden) 1:0 7.8.
Dynamo Tiflis (Georgien) Steaua Bukarest (Rumänien) 0:2 6.8.
Apoel Nikosia (Zypern) NK Maribor (Slowenien) 1:1 6.8.
Kalju Nomme (Estland) Viktoria Pilsen (Tschechien) 0:4 7.8.

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