Die imposante Auswärtsbilanz der roten Teufel

Der Countdown läuft vor dem Höhepunkt des Fussballjahres für den FC Basel und dem Entscheidungsspiel in der Champions League gegen Manchester United am Mittwoch (20.45 Uhr). Den Schweizer Meister erwartet ein Gegner mit imposanter Auswärtsstärke.

Rückblende, Teil 1: Am 26. November 2002 sind 32 Sekunden gespielt, als Christian Gimenez an Fabien Barthez vorbei die Basler Führung gegen Manchester erzielt. (Bild: Keystone)

Der Countdown läuft vor dem Höhepunkt des Fussballjahres für den FC Basel und dem Entscheidungsspiel in der Champions League gegen Manchester United am Mittwoch (20.45 Uhr). Den Schweizer Meister erwartet ein Gegner mit imposanter Auswärtsstärke.

Das Unvorstellbare für Manchester United ist, bereits in der Gruppenphase hängen zu bleiben. Zum siebzehnten Mal sind die Red Devils in der Champions League dabei, vorzeitig auszuscheiden, dieses Gefühl kennen sie jedoch so gut wie nicht. 1994/95 wurden sie hinter Gruppensieger IFK Göteborg und punktgleich mit Barcelona Dritter. 2005/06 blamierten sich die Engländer gar mit dem letzten Platz, hinter Villarreal sowie Benfica und punktgleich mit dem OSC Lille.

Seither hat die Mannschaft von Alex Ferguson nicht mehr viel anbrennen lassen. Sie wurde fünfmal Gruppenerster und verlor dabei ein einziges von 30 Spielen – 2009/10 daheim gegen Beskitas (0:1). Sie erreichte dreimal den Final (zwei Niederlagen gegen Barcelona) und gewann die Königsklasse 2008 (im Penaltyschiessen gegen Chelsea).

Seit 2007 nur eine Auswärtsniederlage

Insbesondere auswärts stellt Manchester eine Macht dar. 2006/07 gab es in der Gruppenphase noch zwei Auswärtsniederlagen (jeweils 0:1 in Kopenhagen und bei Celtic Glasgow); in den Achtelfinals unterlag ManU bei der Roma (1:2) und das 0:3 bei der Milan bedeutete im Viertelfinal das Aus. Seit dem Sommer 2007, also seit viereinhalb Jahren, hat Manchester in der Champions League 23 Auswärtsspiele bestritten (die Endspiele ausgenommen), 15 davon gewonnen, siebenmal Unentschieden gespielt und nur noch einmal verloren – das 1:2 bei Bayern München bedeutete in der Saison 2009/2010 das Aus im Viertelfinal.

Das Fazit der letzten acht Auswärtsspiele: sechs Siege, zwei Remis bei 11:1 Toren. Es ist also kein Wunder, dass sich Alex Ferguson vor dem Abflug nach Basel, wo sich die Mannschaft keine Niederlage leisten darf, gerne an die Auswärtsbilanz erinnert: «Über die vergangenen vier Jahre war unsere Form auswärts fantastisch. Und es braucht diese Art Vorstellung am Mittwoch.»

Ferguson: «Gehe nicht davon, dass es einfach wird»

Der Trainer der Engländer weiss nur zu gut, dass die Nachlässigkeit seines Teams beim 3:3 in Old Trafford kostspielig werden könnte. «Aber wir haben die Spieler, um unser Spiel durchzubringen, das ist keine Frage. Aber wir gehen nicht davon aus, dass es ein leichtes Spiel wird.» Er zählt den FC Basel zu einer Reihe von weniger bekannten Teams, die es den Etablierten in der Champions League Jahr für Jahr schwerer machen, einen Runde weiterzukommen und knifflige Prüfungen darstellen.

Was die Mancunians im St.-Jakob-Park erwarten wird, schilderte Scott Chipperfield dem englischen Publikum auf der Website von ManU. «Das Spiel ist seit langem ausverkauft und unsere Fans sind grandios. Sie singen nonstop während des Spiels, und diese Unterstützung ist schlicht die beste in der Schweiz.» Das ist eine Atmosphäre, die Sir Alex jedoch nicht beeindruckt. Wie auch, wenn einer seit 25 Jahren beim selben Club Trainer ist und am Wochenende beim 1:0-Erfolg bei Aston Villa einen weiteren Rekord geknackt hat: Es war Fergusons 973. Ligaspiel mit Manchester, womit er den legendären Matt Busby überflügelte. Ferguson also erklärt ganz nüchtern: «Wir waren bei Besiktas und in Bursa, und der Lärm war unglaublich. Aber du kannst das ersticken mit viel Ballbesitz und hoher Konzentration. Das ist es, was man in solchen Spielen benötigt.»

Was Ballbesitz anbelangt, erreicht Manchester im laufenden Wettbewerb mit 60 Prozent den zweitbesten Wert aller 32 Mannschaften. Nur der FC Barcelona (67 Prozent) ist besser. Der FC Basel rangiert in dieser Statistik immerhin auf Platz 7 mit 54 Prozent, noch vor Hochkarätern wie Arsenal und Porto (53), Schachtjor (52) oder Milan (49).

Gimenez’ Tor nach 32 Sekunden

So kann den Scott Chipperfield auch selbstbewusst ankündigen: «Wir werden bereit sein, um eine Überraschung zu schaffen.» Der bald 36-Jährige, in vier Begegnungen dieser Saison einmal von Beginn dabei, dreimal eingewechselt und 123 Minuten im Einsatz, ist einer der Protagonisten, die 2002/03 beim letzten Aufeinandertreffen in der Champions League mit von der Partie war. Am 26. November 2002 war es ein Schuss des Australiers, den Christian Gimenez zum Basler Führungstreffer ablenkte. Da waren dazumal – nach offizieller Zeitnehmung – erst 32,56 Sekunden gespielt und der St.-Jakob-Park drohte zu platzen.

Nach einer starken Basler Stunde reichten Manchester sieben spektakuläre Minuten und die Tore des 50-Millionen-Franken-Transfers Ruud van Nistelrooj (2) sowie von Ole Gunnar Solskjaer. «Gegen diese Mannschaft zu scheitern, war für den FCB wohl deprimierend, aber keine Schande», hielt der «Tagesanzeiger» fest.

Auf Seiten des FC Basel sass Benjamin Huggel damals auf der Bank, bei Manchester spielte der heute 38-jährige Ryan Giggs. Geschont wurde Rio Ferdinand. Der wird am Mittwoch in Basel erstmals im laufenden Wettbewerb wieder gemeinsam mit Nemanja Vidic die beste Innenverteidigung bilden, die ManU zu bieten hat. Nach der Knöchelverletzung des mexikanischen Stürmerstars Javier «Chicharito» Hernandez hofft man bei Manchester, dass Dimitar Berbatow einsatzfähig ist. Der 30-jährige Bulgare ist mit 33 Tore in 78 Europacupspielen der torgefährlichste Stürmer der Engländer, noch vor Wayne Rooney (67/27).

Champions League 2011/12, Gruppe C

6. und letzter Spieltag, Mittwoch, 7. Dezember
FC Basel–Manchester United 20.45 Uhr
Benfica–Otelul Galati            20.45 Uhr

    Sp G U V   Tore Diff. Punkte
1. Benfica Lissabon 5 2 3 0    7:4 +3 9*
2. Manchester United 5 2 3 0  10:6 +4 9
3. FC Basel 5 2 2 1   9:9   0 8
4. Otelul Galati 5 0 0 5   3:10 -7 0

*Bei Punktgleichheit gilt der direkte Vergleich.

Champions League, Zwischenrunde 2002/03

1. Spieltag, 26. November 2002

FC Basel–Manchester United 1:3 (1:0)
St. Jakob-Park. – 29’501 Zuschauer (ausverkauft). – Schiedsrichter Iwanow (Russ).
Tore: 1. Gimenez 1:0. 62. Van Nistelrooy 1:1. 63. Van Nistelrooy 1:2. 68. Solskjaer 1:3.

FC Basel: Zuberbühler; Haas, Murat Yakin, Zwyssig, Atouba; Ergic (85. Barberis), Cantaluppi, Chipperfield (73. Tum); Hakan Yakin; Rossi (85. Duruz), Gimenez.
Manchester United: Barthez; Phil Neville, Brown (93. May), O’Shea, Silvestre; Veron, Scholes, Fortune; Solskjaer (90. Chadwick), Giggs; Van Nistelrooy (73. Forlan).

Bemerkungen: Basel ohne Esposito (gesperrt), Koumantarakis und Savic, Manchester United ohne Beckham, Blanc, Butt, Ferdinand, Keane und Gary Neville (alle verletzt). Verwarnungen: 14. Scholes, 18. Zwyssig, 22. Fortune (alle wegen Fouls), 66. Veron (Unsportlichkeit), 71. Atouba (Foul).

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