Die Vorbereitung läuft wie bei den Grossen ab, «nur alles ein bisschen kleiner», wie Massimo Ceccaroni relativiert. Am Dienstagvormittag ist die U19 nach Madrid geflogen, hat ein anständiges Hotel bezogen, es gibt Sitzungen mit und Inspektionen durch die Uefa, Trainer Arjan Peço wird seine Mannschaft am Abend mit mühsam zusammengetragenem Videomaterial taktisch auf den Gegner einstimmen, und im besten Fall wird es am Mittwoch ab 16 Uhr auch irgendeinen Internetstream mit Livebildern aus Madrid geben.
Für die Achtelfinals in der Youth League ist sogar eine kleine Siegprämie für die Junioren des FC Basel ausgelobt worden. Ein paar Hundert Franken, die verdeutlichen, dass es sich um das bisher bedeutendste Wettbewerbsspiel handelt. Vor einem Jahr war die Mannschaft, damals noch von Raphael Wicky betreut, in Trondheim in den Playoffs gescheitert.
Diesmal wurde die Gruppe, die das Spiegelbild der Champions-League-Gruppe der Profis war, als Erste abgeschlossen: mit drei Siegen gegen ZSKA Moskau (3:2, 4:2) sowie Manchester United (2:1) und einem abschliessenden 0:0 bei Benfica Lissabon, das schon in Halbfinal und Endspiel dieses Nachwuchs-Wettbewerbs stand.
«Diese Gruppe zu gewinnen, das heisst schon was», sagt Massimo Ceccaroni, der als Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG den Nachwuchsbereich verantwortet. «Und es ist auch eine Art Genugtuung für alle, die im FCB-Campus in der Ausbildung arbeiten.»
Gradmesser für die Schweizer Ausbildung
Bei der ersten Teilnahme 2013/14 habe man noch nicht einschätzen können, wie die Youth League zu werten und gewichten sei. Inzwischen wird der internationale Vergleich als «wichtiger Gradmesser» (Ceccaroni) betrachtet. «Gruppenerster zu werden und ein Achtelfinal zu spielen ist toll, und unsere Jungs sind brutal motiviert. Sie wollen eine Runde weiterkommen, und ich sehe sie nicht chancenlos gegen Atlético.» Um sich davon selbst überzeugen zu können, reist Ceccaroni am Mittwoch nach Madrid.
Die Madrilenen, in der Gruppe Zweiter hinter dem zweifachen Youth-League-Gewinner Chelsea (aktueller Titelverteidiger ist RB Salzburg), haben sich über die Playoffs mit einem Auswärtssieg in Sarajevo für diesen Achtelfinal qualifiziert.
Ceccaroni hat zwar nur ein paar Videosequenzen gesehen, schätzt den Atlético-Nachwuchs aber ähnlich ein wie das Profiteam von Trainer Diego Simeone: kompakt und zweikampfstark, mit guten Individualisten aus einer geordneten Defensive angreifend.
«Hin- und Rückspiel – das wäre zu viel»
Dass diese K.o.-Runde in nur einem Spiel entschieden wird – und dem FCB das Los eines Auswärtsspiels bescherte – bedauert Ceccaroni zwar, findet diesen Modus aber nachvollziehbar: Die Nachwuchsspieler werden dadurch zusätzlich zu ihren Verpflichtungen in der Schule oder der Berufsausbildung sowie Terminen der U-Nationalteams belastet. «Hin- und Rückspiel – das wäre zu viel», so Ceccaroni.
Kommt der FCB in Madrid eine Runde weiter, stünde ihm in den Viertelfinals erneut eine Reise nach Spanien bevor: Der FC Barcelona setzte sich am Dienstag bei Paris St-Germain mit 1:0 durch.
Die Partie am Mittwoch findet im Estadio Cerro del Espino des Madrider Vororts Majadahonda statt, wo 1995 die Ausbildungs- und Trainingsstätte «Ciudad Deportiva Wanda Atlético de Madrid» entstanden ist. FCB-Trainer Peço konnte drei Youngster aus dem Profikader mitnehmen: Afimico Pululu, vierfacher Torschütze in der Gruppenphase, Innenverteidiger Yves Kaiser sowie Noah Okafor, das 17-jährige Stürmertalent. Vier Spieler fehlen: Uran Bislimi hat als defensiver Mittelfeldspieler bisher alle sechs Partien gespielt und ist ebenso verletzt wie der offensivere Gezim Pepsi. Ausserdem fehlt Dominik Schmid, den der FCB in der Winterpause nach Lausanne ausgeliehen hat.
Eremenko: Von Basel über Lettland nach Moskau
Nicht mehr dabei ist auch Sergei Eremenko. Aus einer namhaften finnischen Fussballfamilie mit Wurzeln im russischen Rostow am Don stammend, war Eremenko vor eineinhalb Jahren als vielversprechendes Mittelfeldtalent nach Basel geholt worden. Allerdings hat er in der U18 und U21 des FCB nicht die Entwicklung genommen, die man sich erhofft hatte.
«Es war ein Projekt mit einem ausländischen Junior», sagt Ceccaroni rückblickend über Eremenko, der mit 15 Jahren in der ersten Mannschaft des finnischen Zweitligisten FF Jaro debütiert hatte und dessen Brüder Aleksei und Roman ehemalige respektive aktuelle finnische Nationalspieler sind. «Das Potenzial, das wir in ihm gesehen haben, ein Spieler für unsere erste Mannschaft zu werden, hat er nicht gezeigt.»
Etwas seltsam ging Eremenkos Weg im Januar weiter: Erst reiste er mit dem russischen Traditionsclub Spartak Moskau ins Wintertrainingslager. Dann meldete der lettische Meister Spartaks Jurmala seine Verpflichtung, lieh Eremenko jedoch postwendend nach Moskau aus, wo der inzwischen 19-Jährige zum Aufgebot der zweiten Mannschaft zählt.
Bericht auf der Website des FC Basel über die Reise der U19-Junioren nach Madrid.