Die Kanzlerin gratuliert in der Kabine

Glänzender Start der DFB-Elf mit Maskottchen Merkel – 4:0 durch dreimal Müller, einmal Hummels bei der «Portu-Gala».

Kein Korkenknallen aber dafür die Kanzlerin: die Kabine des deutschen Teams nach dem Spiel. (Bild: GUIDO BERGMANN)

Glänzender Start der DFB-Elf mit Maskottchen Merkel. Nach dem 4:0 besuchte die Kanzlerin das Team in der Kabine. Matchwinner Müller blieb trotzdem sachlich.

Nach der Glanzvorstellung beim 4:0 (3:0) gegen Portugal erhielten die Nationalspieler in der Kabine der Arena Fonte Nova Kanzlerinnenbesuch. Angela Merkel, sommerlich gekleidet im roten Blazer und weisser Hose, betrat den Raum mit dem Rudel halbnackter, euphorisierter Männern, die schon auf ihre Visite gewartet hatten. Denn die Kanzlerin ist schon so etwas – auch wenn es despektierlich klingt – wie ein Maskottchen der deutschen Nationalmannschaft.

Frau Merkel hielt eine Ansprache, mit launigen Unterton wie immer. «Sie hat gesagt, dass es schön war, weil sie eine so lange Reise gemacht hat und wir gewonnen haben», erzählte Joachim Löw. Die Nationalspieler schossen ein paar Fotos mit der Regierungschefin, die wahrscheinlich als Selfies per Twitter und Facebook den Weg in die weite Welt finden werden.

Die Vorhersage hat sich inzwischen bewahrheitet:

«Wir sollten ganz ruhig bleiben»

Auf der Tribüne hatte sich die Kanzlerin wie 51’080 andere Zuschauer stark beeindruckt gezeigt vom Start der Mannschaft, die dem stärksten Gruppengegner keine Chance liess. Löw aber reagierte sehr verhalten, er sah keinen Grund, überschwänglich zu werden, denn am Samstag gegen Ghana und am Donnerstag nächster Woche gegen die USA stehen die nächsten Hitzeprüfungen an.

Aber die DFB-Elf unterstrich ihre Ambitionen auf den vierten Titelgewinn. Zumindest sagte dies ihr herausragender Spieler Thomas Müller, der drei Toren erzielte. «Das war nur ein Spiel, da sollten wir ganz ruhig bleiben. Wir sind hier, um Weltmeister zu werden», erklärte der Münchner.

Thomas Müller schoss Portugal mit drei Toren ab, am Schluss gewann Deutschland 4:0.

Thomas Müller schoss Portugal mit drei Toren ab, am Schluss gewann Deutschland 4:0. (Bild: DYLAN MARTINEZ)

Zunächst verwandelte der 25-Jährige einen Foulelfmeter präzise (12.), dann vollstreckte er aus zwölf Metern in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit (45.+1) und schliesslich staubte er nach Vorarbeit von Andre Schürrle ab (78.) – in einer Manier wie früher Gerd Müller. Damit übernahm der Torschützenkönig der WM 2010 gleich wieder die Führung in der aktuellen WM-Torjägerliste.

In sieben WM-Spielen hat er bereits acht Tore erzielt. «Aber ich bin nicht hier um Rekorde zu  brechen», sagte Müller. Den vierten Treffer steuerte Mats Hummels mit einem Kopfball zum 2:0 (32.) bei.

Portugal fast eine Stunde zu zehnt

Ein Jubiläumsspiel war es für den Deutschen Fussball-Bundes (DFB), der mit seiner Mannschaft als erstes Team der Welt das 100. WM-Spiel feiern konnte. In dieser Partie hatte Löw nach langer Tüftelei eine perfekt wirkende Aufstellung gefunden, die nach dem 5:1 der Niederlande gegen den Titelverteidiger Spanien für eine ähnliche überzeugenden Auftritt sorgte. Aus deutscher Sicht fand in Salvador eine «Portu-Gala» statt.

Erleichtert wurde die Aufgabe ab der 37. Minute dadurch, weil Verteidiger Pepe die Rote Karte sah, nachdem er Müller rabiat bei einem Zweikampf mit der Hand im Gesicht herumgefuchtelt und dann noch einen Kopfstoss angedeutet hatte. Zu zehnt war der Weltranglisten-Vierte dann völlig ohne Aussicht, das Spiel noch zu drehen. In der zweiten Halbzeit vergab vor allem Götze einige Möglichkeiten zu weiteren Treffern. «Es gab zwei Entscheidungen des Schiedsrichters zugunsten der Deutschen, die uns es schwer gemacht haben», sagte Portugals Trainer Paulo Bento und meinte den an Mario Götze verursachten Strafstoss und den Platzvereis.

Ronaldo kam nur selten zur Entfaltung

800 Kilometer vom WM-Stammquartier entfernt herrschten in der Tropenzone Brasiliens zur Anstosszeit um 13.00 Uhr 28 Grad und 73 Prozent Luftfeuchtigkeit. Die deutschen Spieler hatten sich darauf in einer fast einmonatigen Vorbereitungszeit optimal eingestellt. Das Team agierte von Beginn dominant, einsatz- und zugleich spielfreudig und liess die Südeuropäer mit ihrem Superstar Cristian Ronaldo nur ganz selten zur Entfaltung kommen. In Zweifel geriet der Sieg nie. In den eigenen Reihen ging die Taktik komplett auf.

Torwart Manuel Neuer war fit und agierte wie immer sicher, die Viererkette vor ihm wurde von den vier gelernten Innenverteidigern gebildet, aufgereiht von rechts nach links mit Jerome Boateng, Per Mertesacker, Hummels und Benedikt Höwedes. Im defensiven Mittelfeld bot Philipp Lahm eine Leistung, die das Verschieben des Kapitäns auf diese Position mehr als rechtfertigte.

Nur eine Schrecksekunde

Etwas weiter versetzt nach vorne spielten Toni Kroos und Sami Khedira auf einer «Doppelacht». Die drei Offensivkräfte waren Mario Götze, Mesut Özil und Müller. Das System liess sich aber auch als 4-3-3 beschreiben. Auf der Bank sassen die von Löw als Spezialkräfte bezeichneten Einwechselspieler Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose, Lukas Podolski und  Schürrle, wobei der Chelsea-Mittelfeldmann den schon etwas müde wirkenden Özil in der 63. Minute ablöste.

Eine Schrecksekunde gab es für die Deutschen, weil sich Hummels offenbar arg verletzte und durch Shkodran Mustafi, den 22-jährigen Höhenflieger von Sampdoria Genua, ersetzt werden musste. Müller wurde in der 82. Minute unter dem Applaus von rund 8000 deutschen Fans und vieler brasilianischer Sympathisanten verabschiedet. Podolski kam für den 25-Jährigen ins Spiel, das schon entschieden war. Die Portugiesen verloren nicht nur das Match sondern auch Hugo Almeida und Fabio Coentrao durch Verletzungen.

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