Die kurze Delgado-Show

Das Warten hat ein Ende: Matias Delgado ist tatsächlich in Basel angekommen. Ob er immer noch der Alte ist, kann derzeit noch niemand einschätzen. Trotzdem denkt Murat Yakin bereits über einen Teileinsatz in St. Gallen nach.

An der Autogrammstunde macht Delgado viele seiner Fans glücklich. (Bild: Tino Bruni)

Das Warten hat ein Ende: Matias Delgado ist tatsächlich in Basel angekommen. Ob er immer noch der Alte ist, kann derzeit noch niemand einschätzen. Trotzdem denkt Murat Yakin bereits über einen Teileinsatz in St. Gallen nach.

Wenn ein Diego Armando Maradona Neapel einen Besuch abstattet, ist dort die Hölle los. Minutenlange Chorgesänge begrüssen dann den argentischen Fussballhelden. Kein Vergleich, wenn ein Matias Emilio Delgado in Basel zu einem ersten Training eintrifft – obwohl der «Fantasista» Delgado nun dieselbe Nummer auf dem Rücken trägt wie seinerzeit «die Hand Gottes» Maradona: die 10. 

Delgados «erstes Training mit der Mannschaft», das der FCB offiziell über seine Homepage für diesen Mittwoch um 11.00 Uhr angekündigt hat, sorgt nichtsdestotrotz für etwas Wirbel. Neben etwa zwei Dutzend Journalisten finden auch eine Handvoll Fans den Weg zu den Sportanlagen St. Jakob. Dort nehmen sie die kleine Verspätung der Mannschaft bereitwillig in Kauf, nachdem sie ohnehin schon eine gefühlte Ewigkeit auf ihren zurückgekehrten Hoffnungsträger für die Basler Offensive gewartet haben. Als es dann endlich so weit ist, bleibt die Reaktion der Fans jedoch eher schweizerisch verhalten. Ein paar kurze Zurufe, ein nicht minder knappes Zurückwinken und eher verlegenes Lächeln von Delgado zurück – und schon ist die Begrüssung vorbei.

Zurückhaltendes Wiedersehen

Viel mehr von Delgado gibt es danach auch auf dem Platz nicht zu sehen. Das Training besteht gerade mal aus einer einzigen Ehrenrunde, die der FCB offenbar extra für seinen verlorenen Sohn arrangiert hat. Bei diesem Schaulaufen sieht man höchstens, dass der regelrecht zum Messias hochstilisierte Mittelfeldregisseur erst mal in das neue Umfeld integriert werden muss. Eine wertvolle Hilfe dürfte für Delgado sein Sprachgenosse Marcelo Diaz und der ihm aus früheren Zeiten vertraute Philipp Degen sein. Beide weichen Delgado kaum von seiner Seite.

Einen ersten Eindruck, wie es um Delgados verbliebene Fitness und Ballkunst steht, gibt dieser Kurzauftritt selbstredend nicht. Stattdessen bleibt die kleine Fanschar verdutzt zurück, als der FCB-Tross nach wenigen Minuten bereits wieder auf ihren Fahrrädern wegradelt. Den Auftritt eines Messias hat man sich irgendwie anders vorgestellt.

An der anschliessenden Medienkonferenz verkünden alle Beteiligten, wie glücklich sie über den gelungenen Wechsel sind. Clubintern habe man lange gehofft, dass er eines Tages möglich werde, sagt Bernhard Heusler. Besonders dankbar ist er vor allem für den grossen Einsatz von Christian Gimenez und Julio Hernan Rossi. Er sei «sicher ein Teil der Chance» gewesen, dass der Transfer zustande kam. «Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man mit Menschen zusammenarbeiten darf, die ehrlich sind und das Beste für den FC Basel wollen», sagt Heusler.

Kunst vor Fitness

Murat Yakin, der laut Heusler «die Idee von Anfang an unterstützt hat», freut sich auf die neuen Möglichkeiten in der Offensive. Delgado soll mit seinen Fähigkeiten als hängende Spitze für Überraschungsmomente sorgen und wichtige Tore schiessen. Gespannt ist er dagegen auf Delgados Fitnesszustand. Dennoch gibt er sich zuversichtlich: Delgado habe in letzter Zeit «immer trainieren können», sagt Yakin. Dass es in der Schweier Liga wesentlich physischer und temporeicher zur Sache geht als in Abu Dabi, ist sich Delgado durchaus bewusst – ebenso die grossen Erwartungen der Fans. An Motivation fehlt es ihm jedenfalls nicht: «Ich will zeigen, dass ich wieder zu alter Form finden kann», sagt Delgado, der gegenüber dem Morgen etwas aufgetaut ist. Zeit hat er – der FCB hat ihm einen Vierjahresvertrag gegeben.

Das Vertauen, dass Delgado das Team bald unterstützen kann ist gross. Trotz fragwürdiger körperlicher Form schliesst Yakin sogar einen Teileinsatz am Samstag in St. Gallen (19:45 Uhr) nicht aus. Schliesslich werden «Künstlertypen an Assists und Toren gemessen, nicht an ihrer Fitness.» Mal sehen, ob Yakin seine Ankündigung tatsächlich wahr macht. Sollte es dazu kommen, dürfte der Willkommensgeste der Fans auf jeden Fall deutlich herzlicher ausfallen, als noch auf dem Trainingsplatz am Mittwochmorgen.

Einen Vorgeschmack erlebt Delgado am Nachmittag: Während seiner Autogrammstunde bildet sich eine Schlange bis vor die Türen des FCB-Fanshops. Es dürfte den Verein freuen, dass viele Fans bereits das neue Trikot mit der Nr. 10 zum Signieren vorlegen.

 

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