Wenn es auf das Wochenende und die Entscheidungen bei den Badminton Swiss Open zugeht, dominieren die Asiaten die St. Jakobshalle, Europäer sind nur noch wenige auf den Courts zu finden. In den vergangenen Jahren waren meist nur einige Dänen in der Lage, der asiatischen Übermacht Paroli zu bieten. Inzwischen schaffen das auch einige deutsche Spieler. Trotzdem haben sie nur wenig Hoffnung, einen grossen Schritt nach vorne zu machen.
Wer Michael Fuchs auf den Mannschafts-EM-Titel anspricht, erntet ein breites Grinsen. «Wir haben uns alle riesig gefreut», sagt der Doppel- und Mixed-Spezialist, der bei den Swiss Open am Freitagabend mit Birgit Michels durch einen Dreisatzsieg gegen die an Drei gesetzten Indonesier Rijal/Susanto ins Halbfinale eingezogen ist. Der Sieg bei der EM gegen Dänemark war überraschend und fiel mit 3:0 auch noch deutlich aus. 19 Jahre lang hatten die Dänen ihren Titel verteidigt. «Wir hatten schon oft gegen Dänemark verloren und trotzdem hatten wir immer das Gefühl, dass wir dran sind und es an einem super Tag passieren kann», erzählt Fuchs.
Er kam im Finale gar nicht mehr zum Einsatz, weil seine Mannschaftskollegen das Spiel vorzeitig für sich entschieden. Marc Zwiebler und Juliane Schenk brachten Deutschland mit 2:0 in Führung, so dass aus den beiden Doppeln und dem Mixed noch ein Punkt benötigt wurde. Den holte gleich das Damendoppel Michels/Schenk, das im Gegensatz zu ihren Gegnerinnen Christinna Pedersen/Kamilla Rytter Juhl – bei den Swiss Open an Eins gesetzt und im Halbfinale – normalerweise nicht zusammen spielt. «Meine Einstellung war, dass ich mich in den Dienst der Mannschaft stelle», sagt Schenk, «ich wollte Trainer Holger Hasse etwas zurückgeben.» Er hatte es ihr ermöglicht, anstatt bei den Deutschen Meisterschaften bei einem Einladungsturnier in Indonesien zu spielen.
Wenn es im Kopf nicht stimmt
Schenk liegt eigentlich im Streit mit dem deutschen Badmintonverband und reist zu Turnieren wie den Swiss Open zwar zusammen mit dem Team, hat bei ihren Spielen aber keinen Trainer zur Seite. «Wir können momentan nicht zusammen und es soll dann auch nach aussen sichtbar sein, dass ich allein dastehe.» Die 30-jährige Sportsoldatin hofft allerdings, dass sie sich wieder annähern, denn sie will «die Sonderrolle eigentlich gar nicht haben». Schenk glaubt, dass nur aus einem Teamgedanken guter Sport entstehen kann und Badmintonspieler hätten es in Deutschland und Europa schon schwer genug.
«Wenn man sieht, in wie vielen Ländern Badminton hoch professionell betrieben wird, bin ich sehr dankbar, dass ich als Europäerin da vorne mitmischen kann», sagt Schenk. In der Einzel-Weltrangliste hat sie sich auf den vierten Platz vorgearbeitet und nimmt es trotzdem nicht als Selbstverständlichkeit, bei den Swiss Open ins Viertelfinale eingezogen zu sein. Dort unterlag sie jedoch mit 10:21 und 10:21 gegen die 18-jährige Thailänderin Ratchanok Intanon, gegen die sie schon bei den All England verloren hatte. «Ich habe es vom Kopf her nicht hin», erklärte sie ihre deutliche Niederlage.
Spass in Basel
Michael Fuchs ist hingegen eher unerwartet ins Halbfinale der Swiss Open eingezogen. «Wir hatten uns nichts ausgerechnet, weil es hier nie gut lief.» Warum für ihn in Basel meistens schon früh Schluss war, kann er sich allerdings nicht erklären: «Das ist ein super Turnier, wir kriegen immer viel Unterstützung aus Deutschland und es macht Spass hier zu spielen.» In diesem Jahr kam auch der sportliche Erfolg hinzu. Im Doppel unterlag er zwar mit dem Österreicher Jürgen Koch im ersten gemeinsamen Doppel den German Open-Gewinnern Chai/Hong aus China mit 20:22 und 18:21 («Es wäre eine Sensation gewesen, wenn wir gewonnen hätten.»), im Mixed-Achtelfinale gewann er mit Michels aber 21:9 und 21:10 gegen die Franzosen Labar/Choinet. «Ich habe nicht erwartet, dass es so klar wird», sagt Fuchs, «wir haben schnell unseren Rhythmus gefunden und ihren gebrochen.» Im Viertelfinale besiegten sie danach die Indonesier, gegen die sie zuvor zwei Mal verloren hatten.
Spiele gegen Asiaten werden auch künftig eine grosse Herausforderung für alle Europäer bleiben. «Die Masse an Spielern in Asien bedeutet auch eine Masse an Talenten», sagt Fuchs. Bei den Swiss Open ist beispielsweise zu beobachten, dass auch Japan, Thailand und Indien mit Nachwuchsspielern den vormals übermächtigen Chinesen immer mehr Konkurrenz machen. Dass bei den Deutschen und den Dänen derzeit die älteren Jahrgänge Erfolge feiern, wie zuletzt die 33-jährige Dänin Tine Baun mit dem All England-Titel bei ihrem letzten Turnier, ist laut Fuchs kein Zufall. «Man braucht eine gewisse Anzahl an Trainingsstunden, um mithalten zu können. Und die haben die Chinesen schon mit 20 erreicht, wir Europäer aber erst mit Mitte Ende 20.» Ein Beispiel dafür sei auch der in Basel im Mixed mit Pedersen an Nummer Zwei gesetzte und souverän ins Halbfinale eingezogene Joachim Fischer Nielsen, der erst mit 28 Jahren in das Nationalkader gekommen sei.
Die Ignoranz der Aussenwelt
Der deutsche Verband versucht inzwischen, die Professionalisierung schon in jüngeren Jahrgängen voran zu treiben, hat dazu mehrere Internate und Stützpunkte mit hauptamtlichen Trainern geschaffen. Andreas Heinz und Max Schwenger, die bei den Swiss Open im Doppel in der Qualifikation scheiterten, gehören zu der ersten Generation, die aus dem Stützpunktsystem kommen. Ob diese Massnahmen greifen, kann deshalb noch niemand beantworten. Der Nachwuchs feierte allerdings schon erste Erfolge, wurde 2011 mit der U19 Mannschaft Europameister nach Siegen gegen Dänemark und Russland.
Was sowohl Fuchs als auch Schenk beklagen, ist die Ignoranz vieler Medien gegenüber Badminton, was auch die Sponsorensuche schwierig mache. «So lange sich an diesem Randsportarten-Dasein bei uns nicht ändert, wird es schwierig, die Asiaten einzuholen», meint Fuchs. Seine Mannschaftskollegin Juliane Schenk erzählt, dass sie in Asien kaum unerkannt einkaufen gehen kann. In Basel wird sie ausserhalb der St. Jakobshalle hingegen nie auf ein Autogramm angesprochen.