Die Liebe des Maestro zum Rasen von Halle

In Halle kann Roger Federer heuer den einzigen Titel verteidigen, den er im letzten Jahr errungen hat. Doch das ist nicht der einzige Grund, wieso der Maestro das Gerry Weber Open ins Herz geschlossen hat.

Roger Federer in Aktion gegen den Portugiesen Joao Sousa. Der Baselbieter gewann mit viel Mühe in drei Sätzen. (Bild: Keystone)

In Halle kann Roger Federer heuer den einzigen Titel verteidigen, den er im letzten Jahr errungen hat. Doch das ist nicht der einzige Grund, wieso der Maestro das das Gerry Weber Open ins Herz geschlossen hat.

Wenn er in sich von der B 68 dem Städtchen Halle nähert, wenn er aus der Ferne schon den mächtigen Centre Court-Palast erblicken kann, dann ist wie in jedem Jahr «das Kribbeln wieder da»: «Es ist immer ein besonderer Moment, wenn die Rasensaison beginnt. Das ist für mich die schönste und aufregendste Zeit des Jahres», sagt Roger Federer.

Und wie ein Wiedersehen mit alten Freunden und herzlich gewogenen Fans ist gleich die erste Etappe der kurzen, intensiven Spielserie auf den Tennis-Grüns für Federer, bei den Gerry Weber Open in Halle, an den Ausläufern des Teutoburger Walds: Hier ist der Maestro der Superstar, um den sich die Welt dreht. Hier ist er der nette, sympathische Tenniskönig, der Glanz, Glamour und Eleganz verbreitet. Und hier, in seiner ganz persönlichen Wohlfühlzone, ist er auch ein PR-Vorturner, der gewinnend für Roger Federer und die Sache Tennis trommelt. Unaufgeregt, gelassen, entspannt. Und freundlich lächelnd, selbst beim fünfzigsten Autogramm draussen auf der Zuschauermeile vor der Arena. Inzwischen ist sogar eine Strasse nach ihm benannt, die zum Turnierhotel – Name: Roger-Federer-Allee.

Der besondere Reiz des Kleinen

Als Federer unlängst zu einem Hintergrundgespräch vor den Gerry Weber Open lud, hat er verraten, wie sehr er bedauert, dass er nicht öfters bei Turnieren wie in Halle spielen könne, bei den Wettbewerben abseits der lärmenden, geschäftigen, hektischen Metropolen. «Mir bleibt gar keine Alternative. Ich bin meistens nur bei Grand Slams oder Masters-Turnieren beschäftigt», sagte Federer, «dabei haben die etwas kleineren Events eben ihren besonderen Charme und Reiz. Da ist der Stressfaktor schon etwas geringer, auch wenn man natürlich denselben Siegdruck hat.»

In Halle kennt Federer ja sozusagen jeden Winkel, jeden Trainingscourt, jedes Fleckchen im Tennisreich der Familie Weber – über die Jahre ist er dem Turnier immer verbunden geblieben, das er nun auch schon sechs Mal gewonnen hat. Da Federer als langjähriger Chef im ATP-Spielerrat auch stets wie ein Controller einen kühl-analytischen Blick auf das Produkt Tennis warft, wünscht er sich schlicht mehr Standorte, «wo so viel für die Fans gemacht wird, wo Tennis ein Erlebnis für die ganze Familie ist.»

Mehr als ein Vorbereitungsturnier

Halle hat ihm oft als ideale Vorbereitungs-Plattform für den Saisonhöhepunkt in Wimbledon gedient, aber Federer ist keiner, der schon in Halle immer den All England Club vor Augen und im Sinn hat: «Wenn ich ein Turnier spiele, dann gilt mein ganzer Respekt eben diesem Turnier – und nichts anderem.» Und das gilt umso mehr in diesem Gerry Weber Open-Jahr, in dieser Saison, wo Federer sich eben ganz besonders auf Rasen beweisen will.

Noch jedes Mal hat Federer mit bewundernswerter Routine die rapide Umstellung vom Geduldsspiel im roten Sand zum Zickzack-Tennis auf Rasen bewältigt. Aussergewöhnlich genug: Im beschaulichen Halle kann er in diesem Jahr allein einen Titel verteidigen, schliesslich gab es 2013 nicht mehr zu holen für ihn.

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