Die Liga kreisst und gebiert nicht einmal eine Barrage

Mit erheblichem Aufwand hat die Swiss Football League ein Dreivierteljahr lang über eine Änderung des Modus nachgedacht, mit dem in der Schweiz Meister und Auf-/Absteiger ermittelt werden. Am Ende bleibt alles beim Alten. Neu ist hingegen Bernhard Burgener als Vertreter des FC Basel und damit Nachfolger von Bernhard Heusler im Liga-Komitee.

Wie die Quadratur des Kreises: Die Modusdiskussion im Schweizer Fussball, die zum Ergebnis führte, dass alles beim Status quo bleibt. (Bild: Nils Fisch)

Zumindest Entscheidungsspiele zwischen dem Vorletzten der Super League und dem Zweiten der Challenge League um Auf- und Abstieg – das war übrig geblieben zur Entscheidung, als sich die 20 Vertreter der Clubs, die in der Swiss Football League (SFL) organisiert sind, am Freitag in Bern trafen. Eine Zweidrittelmehrheit wäre nötig gewesen, um diese Barrage wieder einzuführen. Doch die geheime Wahl ergab ein Patt von zehn Befürwortern und zehn Gegnern.

Die Clubs verzichten auf Modus-Schnickschnack

Es bleibt also alles so, wie es seit 2003 im Schweizer Profifussball ist. Zehn Mannschaften ermitteln in einer Doppelrunde den Schweizer Meister, ohne Schnickschnack wie Auf-/Abstiegsrunde, Playoffs oder Punktehalbierung.

All das war in einem aufwändigen, von der niederländischen Firma «Hypercube» begleiteten Prozess seit Februar durchleuchtet worden. Damals unter dem Licht der anhaltenden Dominanz des FC Basel, dessen achter Meistertitel in Serie bereits zu Jahresbeginn absehbar gewesen war. Diese Dringlichkeit hat die Modusdiskussion inzwischen eingebüsst.

Eine Aufstockung der Super League von zehn auf zwölf Clubs stand lange im Mittelpunkt der Überlegungen. Dagegen sprachen laut SFL-CEO Claudius Schäfer nicht zuletzt die Hindernisse bei der Spielplanarchitektur und der wirtschaftliche Aspekt. Bei einer Trennung der Liga prognostizierten die Modusexperten für die in die Abstiegsrunde verbannten Clubs einen 20-prozentigen Einnahmeverlust bei den Zuschauern.

Verworfen wurde vor wenigen Wochen auch der finale Vorschlag der Beratungsagentur Hypercube, die an Formatänderungen in mehreren Ländern wie Belgien oder Österreich beteiligt war: Beibehaltung der Zehnerliga, Halbierung der Punkte und Playoffs. «Das halten die Clubs für nicht fair», sagt Schäfer, «und die Ablehnung zeigt, dass sie sehr sportlich denken.»

«Das Ergebnis der Modusdiskussion kann man mutlos nennen, das sind wir aber nicht.»

Heinrich Schifferle, SFL-Präsident

«Ein Modus, der nur aus x bunten Kästchen besteht, ist für mich kein Modus», sagt Präsident Heinrich Schifferle und erinnert daran, dass er im Februar bei der Lancierung darauf hingewiesen habe, dass die Formatdiskussion auch zu keinem Ergebnis führen könne. Nun kommt er zum Schluss: «Es hat sich keine überzeugende Lösung abgezeichnet. Das kann man mutlos nennen, aber das sind wir nicht.»

Die Modusübung, meint SFL-Präsident Heinrich Schifferle (rechts), war nicht für die Katz. CEO Claudius Schäfer (im Hintergrund) hebt den sportlichen Gedanken hervor, dem die Clubs den Vorrang geben.

Die SFL-Vertreter verweisen auf Belgien, wo der anfängliche Hype um einen sehr komplizierten Modus inzwischen in einen allgemeinen Zuschauerrückgang in den Stadien gemündet ist. Und in Österreich, wo ab der neuen Saison auf 12 (Bundesliga) und 16 Mannschaften aufgestockt wird, finden sich nicht genügend Clubs, die eine Lizenz für das Unterhaus beantragen.

Die rund 140’000 Franken, die der SFL die Übung kostet, hält Schifferle dennoch nicht für hinausgeworfenes Geld: «Das war nicht für die Katz, sondern ist eine Investition in die Zukunft. Wir können die Modelle jederzeit wieder aus der Schublade holen.»

Burgener sitzt künftig im Komitee

«Eine Barrage wäre jedoch schön gewesen», bedauert Schifferle. Doch der seit 1999 im Komitee vertretene Winterthurer hat nicht einmal ein Stimmrecht. Trösten kann er sich damit, erneut als Präsident (seit 2011) gewählt worden zu sein, und das per Akklamation respektive mit dem Applaus der Clubvertreter.

Im Komitee sitzt neu auch Bernhard Burgener, der neue Präsident und Mehrheitsaktionär des FC Basel. Er löst Bernhard Heusler ab, den das Komitee mit seiner Expertise gerne weiter im Gremium gesehen hätte. Doch Heusler wollte nicht antreten. Wohl auch nicht um des Risikos, dass sein Nachfolger beim FC Basel nicht gewählt worden wäre.

Künftig kleineres Transferfenster

Eine einschneidende Veränderung nimmt die SFL vor: Künftig enden die Transferperioden früher. Die Schweiz kannte bis anhin längere Fristen als in anderen europäischen Ländern – Ende September und Ende Februar. Mit sofortiger Wirkung dürfen nun Spieler nur noch bis 15. Februar und bis zum 31. August transferiert werden. Ausgenommen von dieser Regelung bleiben nationale Transfers von lokal ausgebildeten Spielern unter 21 Jahren.

Um den Ausbildungscharakter der Challenge League zu stärken, dürfen die Vereine nur noch drei statt der bisher vier erlaubten ausländischen Spielern einsetzen und in der von 23 auf 21 Spieler beschränkten Kontingentliste sind nur noch sieben statt neun nicht lokal ausgebildete Spieler erlaubt.

Finanziell gut gebettet

Ihre finanzielle Situation bezeichnet die SFL im Jahresbericht für 2016/17 als «sehr komfortabel», was mit der Steigerung um 16 Millionen Franken für  Rechteeinnahmen sowie Marketing auf fast 40 Millionen Franken pro Jahr einhergeht. So kann der Schweizer Meister künftig mit mindestens 3,3 Millionen rechnen, zusammengesetzt aus 1,8 Millionen Sockelbetrag sowie Ranglistenprämie.

Das ist im internationalen Vergleich immer noch lächerlich, und die Schere wird mit dem neuen Champions-League-Format vom kommenden Sommer an noch weiter auseinander gehen. Eine der grösseren Sorgen der Liga-Verantwortlichen ist denn auch die Rangierung der Schweiz bei der Verteilung der Startplätze. Dort droht in der laufenden Saison der Verlust des zweiten Platzes in der Qualifikation zur Champions League und damit der mögliche Zugang zu den ganz grossen Fleischtöpfen.

Die Zentralvermarktung der SFL und die Verteilung der Einnahmen auf die Clubs

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