Gegen Dejan Sorgic war kein Kraut gewachsen – der Thuner Mittelstürmer trifft drei Mal in Basel und sichert den Berner Oberländern in der 93. Minute ein 3:3 (1:1)-Unentschieden beim Meister, der in der 90. Minute einen zähen, aber durchaus unterhaltsamen Match durch ein Tor von Geoffroy Serey Dié gedreht zu haben schien. In der Kritik steht nun vor allem die Defensive der Basler.
Muttertagsgruss? Renato Steffen feiert seinen Treffer zum 1:1.
(Bild: Steffen Schmidt/freshfocus)Man of the Match: Der Thuner Dejan Sorgic (links) traf im St.-Jakob-Park drei Mal.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Alte Weggefährten: Der Thuner Sportchef Andres Gerber (links) und FCB-Trainer Urs Fischer begrüssen sich im St.-Jakob-Park.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Der erste von sechs Treffern im Joggeli: Dejan Sorgic steigt ideal hoch und köpfelt zum 0:1 ein – Manuel Akanji (links) sieht nicht gut aus, Adama Traoré nicht viel besser.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Mohamed Elyounoussi in der Szene, die dem 1:1 vorausging. Später traf der Norweger zum zwischenzeitlichen 2:2.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Renato Steffen trifft mit diesem schönen Dropkick zum 1:1.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Ansonsten sah Renato Steffens Nachmittag so aus: Hart ranggenommen von Sandro Lauper...
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)...von Marco Bürki ebenso...
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)...oder von Stefan Glarner. Wehleidig durfte Renato Steffen gegen Thun jedenfalls nicht sein.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Eine gute (Kopfball-)Chance vergeben – mehr war von Marc Janko (links), hier gegen Marco Bürki, gegen den FC Thun nicht zu sehen.
(Bild: Keystone/Georgios Kefalas)Es ist gar nicht so einfach, etwas Honig aus einem Fussballnachmittag zu saugen, der wenig Aufregendes versprochen hatte. Der als Meister feststehende FC Basel empfängt den praktisch aller Abstiegssorgen entledigten FC Thun – was will man da schon gross erwarten?
Die Muttenzerkurve bot vor dem Stadion ihre Postille «Schreyhals» feil, in der das Wirken von Bernhard Heusler als Präsident und Versteher der Fanseele gefeiert wird. Und ein paar Fragen zum Umbruch gestellt werden. Etwa: «Darf man applaudieren, wenn die lokalchauvinstische Keule geschwungen wird?» Oder: «Darf man die abtretende Führungscrew trotz präsidialem Dementi männerbündlerisch finden?» Und: «Darf man den Verein mit einer Powerpoint-Präsentation auf Sekundarschulniveau übernehmen?»
mubamonent: halbleeres stadion. die sind jetzt alle an der muba, oder?… #mubabasel #rotblaulive pic.twitter.com/ZL4GzNOmtN
— thierry moosbrugger (@thierrymsbr) 14. Mai 2017
Wie auch immer: Von den 36’000 Plätzen im St.-Jakob-Park waren 26’844 Tickets verkauft, auch dank einer Aktion (zwei Tickets zum Preis von einem. Aber von den Jahreskarteninhabern liessen so viele ihr Abo ungenutzt, dass Platz zum Liegen auf den Rängen war. Und selbst die Muttenzerkurve schaltete zwischendurch in den Energiesparmodus. Wie hält sie doch zum achten Meistertitel in Serie fest: «Was uns vor einigen Jahren noch komplett zum Ausrasten gebracht hätte, ist heute fast nur noch ein Schulterzucken wert.»
Lustrinelli: «Geile Leistung»
Ungeachtet dessen pfiff Lukas Fähndrich an und hatte einen schwierigen Match zu leiten, in dem wahrlich nicht jede Entscheidung nachvollziehbar war. Denn obwohl es nur noch um die goldene Ananas ging, beharkten sich die 22 Männer teilweise an der Grenzen des Erlaubten. Renato Steffen, der beste Basler Feldspieler, kann davon ein Lied singen.
Dass Thuns Interimstrainer Mauro Lustrinelli hinterher von einer «geilen Leistung» seiner Mannschaft sprach, lag auch daran, dass die Basler dem Gast im Joggeli ein frühes Tor zugestanden: Unbedrängt von Michael Lang konnte Norman Peyretti flanken und Dejan Sorgic – ebenso vernachlässigt von Manuel Akanji – mit schönem Kopfball vollenden.
Fischer kritisiert seine Defensive
In diesem Frühjahr war es inklusive des Cup-Viertelfinals gegen Zürich das fünfte Mal, dass der FCB in der Startphase in Rückstand geriet. Dies, und der Umstand, dass sich der FCB durch mangelnde Konsequenz einen zweiten Gegentreffer und in der dritten Nachspielminute auch noch das 3:3 einfing, fügte FCB-Trainer Urs Fischer zu einer grundsätzlichen Kritik zusammen.
«Wenn man so verteidigt wie wir, dann lädt man den Gegner ein. Die Defensive war eigentlich unser Prunkstück. Mit der Defensive gewinnt man die Liga, das hat mit Organisation und Konzentration zu tun.» Gewinnen will Fischer auch noch den Cupfinal gegen Sion in zehn Tagen. Da wird er mit dem Abwehrverhalten seiner gesamten Mannschaft noch einmal ins Gericht gehen müssen. Und üben kann diese Mannschaft bereits am Donnerstag, wenn der FC Sion zum Punktspiel nach Basel kommt.
Der erstaunliche Dejan Sorgic
Das Problem gegen befreit und gleichzeitig beherzt aufspielende Thuner war, dass die Basler Dejan Sorgic nicht in den Griff bekamen. Und bei allen drei Gegentreffern machte der hochgelobte Manuel Akanji keine gute Figur.
Man of the Match: Dejan Sorgic (links), dreifacher Torschütze im Joggeli. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)
Sorgic, serbisch-schweizerischer Doppelbürger, kickte vergangene Saison noch in der 1. Liga Promotion für den SC Kriens und hatte mit sieben Treffern in diesem Frühjahr seinen Anteil daran, dass sich die Berner Oberländer vom Tabellenende entfernt haben. Nun steht der 27-Jährige mit seinen drei Toren in Basel bei 15 Treffern – so vielen, wie Seydou Doumbia als bester FCB-Schütze auf dem Konto hat.
Um den letzten Dreifach-Torschützen bei einer Gastmannschaft zu finden, muss man in der Chronik zum 22. Juli 2000, also fast 17 Jahre, zurückblättern. Damals traf der Internationale Thomas Wyss in Basel dreimal für Luzern. Nur in guter Erinnerung wird Wyss den Match allerdings nicht haben. Die Schützenmatte als Sieger verliess damals der FC Basel – mit einem 7:4. (sda)
Bei aller defensiver Inkontinenz wusste dieser FCB offensiv seine Effizienz zu demonstrieren. Er hatte keineswegs Chancen im Überfluss, aber Steffen traf mit schönem Dropkick von der Strafraumgrenze, Mohamed Elyounoussi erzielte nach schöner Vorarbeit des eingewechselten Alexander Fransson das 2:2, und Geoffroy Serey Dié – Sinnbild für eine Mannschaft mit Licht und Schatten – legte nach einem Energieschub und etwas glückhafter Vorlage von Doumbia das 3:2 nach.
Augenfällig beim FCB: Der fehlende Speed
Mit seinem 79. Punkt hinkt der FCB nun etwas bei der Rekordjagd hinterher. Aus den vier verbleibenden Spielen müsste er noch sieben Zähler holen, um die (eigene) Bestmarke von 85 zu übertreffen, aber es ist nicht zu übersehen, dass die Luft etwa raus ist.
Ausserdem war auch gegen Thun augenfällig, dass dem FCB in der Angriffsspitze der Speed fehlt (erst mit Janko, dann mit Doumbia), den er immerhin von den Flügeln aus entwickeln kann (Steffen, Elyounoussi). Und als wieder einmal ein zähes, aber durchaus unterhaltsames Spiel gedreht schien, musste der Meister für einmal das letzte Wort dem Gegner und Dejan Sorgic überlassen.
«Wir hatten gute Momente in unserem Spiel, der Start hat mir gefallen, aber wir hatten auch ganz schwache Momente», resümierte Fischer. Und Lustrinelli («Ich bin zufrieden mit dem Punkt und sehr, sehr zufrieden mit der Leistung») berichtete von einer Thuner Mannschaft, die nach dem Spiel in der Kabine sass und bei der die Freude über diesen Punkt keineswegs überschwänglich war. Weil ihr bewusst war, eine Chance verpasst zu haben, dem bisher einzigen Sieg in Basel (2010) einen zweiten folgen zu lassen.
Vor dem Spiel:
Das Spiel um die goldene Ananas: Noch sechs Spiele stehen für den FC Basel an. Eines davon zählt: der Cupfinal gegen den FC Sion am 25. Mai. Alle anderen haben sportlich eigentlich keine Bedeutung mehr: beispielsweise die Partie am Sonntag gegen den FC Thun (13.45 Uhr). Man darf deshalb gespannt sein, wie gross die Lücken auf den Tribünen des St.-Jakob-Park sein werden. » Die Lage beim FC Basel
Und woher haben Sie diesen Gorilla, Marc Janko?: Im Sommer trennt sich der FC Basel von Marc Janko. Im Abschiedsinterview spricht der 33-jährige Österreicher über Wohnungseinrichtungen und Heuchelei beim Thema RB Leipzig, über Boomerangs auf Instagram und Übernachtungen im Gästezimmer, über das Groteske im Fussball und die alten Herren von Juventus. » Interview mit dem scheidenden österreichischen Stürmer
Der neuste Transfer beim FCB spielt sitzend: Der FC Basel steigt in den boomenden Markt des elektronischen Sports ein und nimmt mit dem Zürcher Luca Boller den derzeit besten Schweizer Fussball-Simulationsspieler unter Vertrag. Damit, sagt der Club, böten sich «völlig neue Möglichkeiten, sich einem jüngeren Zielpublikum als Marke zu präsentieren». » Der FC Basel steigt in den eSport ein
Die Meisterfeier des FC Basel: Die rotblaue Brust schmückt bald schon der zweite Stern. Der FC Basel nimmt dies zum Anlass, eine «etwas andere» Meisterfeier zu organisieren. Damit Sie sich nicht verirren – die Details. » Informationen zur Meisterfeier am 3. Juni
Der FC Basel muss sich einen neuen Marketingchef suchen: Martin Blaser, vier Jahr lang beim FC Basel Direktor im Marketingbereich, verlässt den Club und geht zur Agentur InfrontRingier. Im Organigramm des neuen Clubeigentümers Bernhard Burgener war Blaser als Verwaltungsrat vorgesehen, für diese Position wird der 49-jährige Blaser nun jedoch nicht zur Verfügung stehen. » Der Transfer abseits des Platzes