Die neue Welt des Urs Fischer

Als er Urs Fischer zum Cheftrainer machte, sprach FCZ-Präsident Ancillo Canepa von seinem besten Personalentscheid. Nun wird Fischer Trainer beim FC Basel. Und er tritt in eine Welt ein, die er weder als Spieler noch als Trainer kannte.

18.06.2015; Basel; Fussball Super League; Urs Fischer, der neue Trainer des FC Basel; (Steffen Schmidt/freshfocus)

(Bild: Steffen Schmidt/freshfocus)

Als er Urs Fischer zum Cheftrainer machte, sprach FCZ-Präsident Ancillo Canepa von seinem besten Personalentscheid. Nun wird Fischer Trainer beim FC Basel. Und er tritt in eine Welt ein, die er weder als Spieler noch als Trainer kannte.

Urs Fischer schmunzelt, als die Frage zu seinem Renommee kommt. Etwas anderes bleibt ihm kaum übrig, zumal die Frage nicht an ihn, den neuen Trainer des FC Basel, sondern an den Präsidenten Bernhard Heusler gestellt wird.

Es geht bei der Vorstellung des Zürchers auch darum, zu erfahren, was denn jetzt geschehe mit dem Hauch von Weltfussball, den Paulo Sousa mit nach Basel gebracht hatte. Und den man bei Fischer, vom FC Thun kommend, vergeblich sucht.

«Wir haben Paulo Sousa nicht wegen seiner Weltkarriere verpflichtet», sagt Heusler. Und Urs Fischer holt der FCB, weil «wir einen Trainer wollen, der sich vorbehaltlos und bedinungslos mit dem Verein identifiziert», so der Präsident. «Einen Trainer, der nicht bei der erstbesten Möglichkeit wieder von Bord geht.»

Der Schweizer Rekordspieler

Mit Fischer steht ab sofort ein ganz anderer Typ Trainer beim FCB an der Seitenlinie. Von den glänzenden Titeln, die Sousa als Spieler gewonnen hat, ist Fischer weit entfernt. Einen Pokal hat er geholt: den Cupsieg 2000, als Spieler mit dem FC Zürich, seinem Stammverein.

Das Verteidiger-Urgestein war damals 34-jährig, drei Jahre später ging seine Karriere zu Ende. Mit 545 Einsätzen ist Fischer Rekordhalter in der höchsten Schweizer Spielklasse, sein Name ist eng mit dem FC Zürich verbunden, obwohl er die Jahre zwischen 1987 und 1995 beim FC St. Gallen zugebracht hat.

Unmut und Zuspruch aus dem Fanlager

«Es ist mir in St. Gallen gelungen, dass die Leute mich verstanden haben, was nicht nur einfach war. Ich sehe deshalb absolut kein Problem, warum ich in Basel nicht irgendwie die Kommunikation hinkriegen sollte», sagt er augenzwinkernd, als er darauf angesprochen wird, wie er mit seinem Zürcher Dialekt in Basel punkten will.

Solchen Unmutsbekundungen stehen auch wohlwollende Worte aus Fankreisen gegenüber.

Bei einigen Anhängern ist der Zürcher in Basel nicht einfach zu vermitteln, was sich in Unmutsbekundungen nach der Bekanntgabe von Fischers Engagement beim FCB geäussert hat. Gleichzeitig gibt es auch in Basel zahlreiche Stimmen, die den neuen Trainer wohlwollend in Empfang nehmen.

Das hat mit Fischers bodenständiger Art zu tun, die er zuletzt beim FC Thun erfolgreich eingesetzt hat. Das Berner Oberland ist der zweite Verein der Trainerkarriere des 49-Jährigen.

Entlassung als Niederlage für Bickel

Angefangen hatte Fischer als Juniorentrainer beim FCZ, später wurde er Assistent von Bernard Challandes und nach dessen Entlassung Interimstrainer. Danach ernannte ihn Ancillo Canepa zum Cheftrainer, der FCZ-Präsident sprach vom besten Personalentscheid, den er je getroffen habe.

2012 wurde der vierfache Nationalspieler gleichwohl entlassen. Gegen den Willen des damaligen Sportchefs Fredy Bickel, der mit dieser Entlassung eine «persönliche Niederlage» einsteckte.



Die Leistungsdaten des Trainers Urs Fischer.

Die Leistungsdaten des Trainers Urs Fischer. (Bild: Screenshot transfermarkt.de)

Erfolglos war Fischer als FCZ-Trainer nicht: In der Saison 2010/2011 wurde er hinter dem FC Basel mit einem Punkt Rückstand Vizemeister, drei Runden vor Schluss gab er gegen den FCB zweimal eine Führung ab, das wegweisende Spiel endete 2:2 – obwohl der FCB vom FCZ eigentlich an die Wand gespielt worden war.

Die Steigerung mit dem FC Thun

«Es war sicherlich das entscheidende Spiel der Meisterschaft», erinnert sich Fischer an eine Partie, die auch Bernhard Heusler noch im Gedächtnis ist: «Ich werde ja an jeder Sitzung von Ancillo Canepa darauf aufmerksam gemacht, wie ungerecht damals alles gewesen sei», sagt der Präsident schmunzelnd.

Und Fischer? Ihm bleibt «am Schluss die Erinnerung an die gesamte Meisterschaft. Wir waren nahe an Basel dran». Der einstige Innenverteidiger hat in besagter Saison als Trainer zum ersten Mal die Spitzenränge des Schweizer Clubfussballs erreicht. Danach wurde er an der Seitenlinie des FC Thun Sechster (2012/2013), Fünfter (2013/2014) und Vierter (2014/2015).

Die Herausforderung mit einem Haufen Nationalspieler

Überhaupt ist die Leistung des Hobbyfischers in Thun erstaunlich. Mit weit bescheideneren Ressourcen als in anderen Super-League-Vereinen spielte er in der Europa League und in der Liga konstant im oberen Mittelfeld.

Und nun lautet die Vorgabe, mit dem FC Basel in die Champions League einzuziehen und vor allem Jahr für Jahr Meister zu werden. Er, der einmalige Cupsieger, würde damit erreichen, was ihm als Spieler verwehrt blieb.

Zudem muss sich der Mann, der neben Deutsch auch Englisch und Französisch spricht, mit einer Mannschaft zurechtkommen, in der jeweils mehrere Spieler in den Nationalmannschaftspausen abwesend sind. Auch das gehört zur neuen Welt des Urs Fischer.

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