Ein Rückkehrer macht da weiter, wo er in Bern aufgehört hat und der Captain will nicht, dass seine Serie endet, die seit 2008 anhält. Zudem kommen gleich vier Neue zu ihrem Debüt beim FC Basel. Die Einzelkritik nach dem 3:0 gegen den FC Sion.
Tomas Vaclik | Torhüter
Einen Schuss produzierte der FC Sion im St.-Jakob-Park. Und der flog neben das Tor des Tomas Vaclik. Halten musste die designierte neue Nummer 1 in Tschechiens Nationalmannschaft also nichts. Weil er seine sonstige Arbeit bei Abschlägen, Auswürfen und was ein Torhüter eines Tabellenführers und Serienmeisters sonst noch so zu tun hat ohne Fehl und Tadel erledigte, gibt es einen halben Zusatzpunkt.
Omar Gaber | rechter Aussenverteidiger
Es ist nicht überliefert, ob er die arabischen Worte des Stadionsprechers bei der Präsentation auch als solche wahrgenommen hat. Kam jedenfalls als vierter Ägypter beim FC Basel zum Einsatz, spielte defensiv ohne Wackler und hatte seine beste Szene, als er eine Flanke auf Renato Steffen drehte und so beinahe einen ersten Assist auf sein Konto brachte.
Omar Gabers erster Auftritt in der Liga, sein zweiter im St.-Jakob-Park. Zum ersten Mal gesehen haben ihn die Fans hier im Testspiel gegen Wolfsburg. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Marek Suchy | rechter Innenverteidiger
Einen Namen als Vorbereiter von Toren hat sich Marek Suchy in Basel bisher nicht erarbeitet. Kann man ja ändern, dachte sich der Tscheche, wagte kurz nach Wiederanpfiff einen Vorstoss in bester Fabian-Schär-Manier und spielte aus dem Halbfeld diagonal auf die rechte Seite zu Matias Delgado, der zum zweiten Mal traf. Ansonsten bestach Suchy als Stabilisator einer neu zusammengesetzten Viererkette und zeigte in einer Szene, wie hoch ein Berufsfussballer einen Ball in die Höhe spedieren kann: sehr hoch.
Eder Balanta | linker Innenverteidiger
Vor gerade mal zwölf Tagen ist Eder Balanta über den Atlantik geflogen und beim FC Basel angekommen. Nach wenigen Trainingseinheiten kam er neben Suchy zu seinem Debüt in Rotblau, auch deshalb, weil das nach der Gegentorflut in den Testspielen für den Trainer fast auf der Hand lag. Balanta zeigte dabei, welchen Wert sein linker Fuss in der Auslösung dereinst haben könnte, wie verdrängend er seinen Körper einsetzt, und wie gefährlich er nach Standards im Strafraum ist: Holte als Gefoulter den Elfmeter zum 1:0 heraus und war so mit beteiligt an der Szene, die die Geschehnisse in die Richtung des Meisters lenkte. Wirkte manchmal noch «etwas fahrlässig», wie es Trainer Urs Fischer ausdrückte, «das müssen wir abstellen».
Eder Balanta, 23-jährig, ist vom argentinischen Verein River Plate nach Basel gekommen. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Adama Traoré | linker Aussenverteidiger
Fischer verfügt auf der linken Abwehrseite über zwei Akteure, von denen er im ersten Spiel Adama Traoré das Vertrauen schenkte, der 26 Jahre alt ist und entsprechend mehr Erfahrung auf den Rasen bringt als der 18-jährige Blas Riveros, der Neue aus Paraguay. Traoré löste seine Sache gegen Sion zufriedenstellend, war allerdings weniger bestechend in der Offensive, was sonst zu seinen Stärken gehört.
Taulant Xhaka | defensives Mittelfeld
Hat noch jede Menge Zeit, in diesem St.-Jakob-Park aufzulaufen. Gleich um drei Jahre hat einer seinen Vertrag verlängert und ist nun, wie Vaclik und Riveros auch, bis 2021 gebunden. Spielte gegen Sion gewohnt sein Programm herunter und provozierte den Sittener Ballverlust vor dem 2:0. Am meisten Freude hatte er aber möglicherweise, als er in der Pause seinen alten Freund Breel Embolo bei dessen Verabschiedung wiedersehen durfte.
Taulant Xhaka zur Vertragsverlängerung:
Luca Zuffi | defensives Mittelfeld
Beackerte zusammen mit Xhaka das defensive Mittelfeld und tat es gewohnt abgeklärt. Baute zudem eine beeindruckende Serie aus: Im Mai 2014 verpasste er wegen einer Verletzung drei Spiele in Folge, seither wurde er in 39 Meisterschaftsspielen immer eingesetzt – der Sieg gegen Sion inklusive.
Davide Calla | rechter Flügel
Wurde nach dem Spiel tatsächlich gefragt, ob es das jetzt schon wieder gewesen sei mit der Meisterschaft. Und er bediente sich daraufhin tatsächlich der Floskel: «Es sind noch 35 Spiele zu absolvieren und 105 Punkte zu vergeben.» Er selbst vergab zwei Möglichkeiten zu einem Tor und brachte zu Beginn der Partie eher wenig zusammen. Dann hatte er diesen lichten Moment, als er Delgados Ball so sanft zur Mitte chipte, wie ein Golfer sich aus einem Bunker spielt, und wurde damit zum Assistgeber von Seydou Doumbias 2:0.
Matias Delgado | offensives zentrales Mittelfeld
Wenn er noch zwei Jahre durchhält, dann hat er die unglaubliche Zahl von 10 erreicht: zehn Jahre ohne verschossenen Elfmeter. Zum letzten Mal scheiterte er 2008 in der türkischen Süper Lig, gegen Sion war er zum zwanzigsten Mal in Folge erfolgreich. Sein Schuss von der Strafraumgrenze zum dritten Treffer rundet die herausragende Leistung des 33-Jährigen ab. Begonnen hatte sie mit ein, zwei Fehlzuspielen bei diagonalen Bällen. Danach aber lief alles über den Argentinier, bis er in der 75. Minute das Feld für Mohamed Elyounoussi räumte.
Matias Delgado gegen Reto Ziegler: zwei erfahrene Akteure, von denen der eine als Sieger vom Platz geht. (Bild: Andy Mueller/freshfocus)
Renato Steffen | linker Flügel
Ist so etwas wie die Personifizierung des FC Basel Ausgabe 2016/17: Hatte in den Testspielen bescheidene Leistungen gezeigt, war dann aber bereit, als es zählte. Vergab die erste Basler Chance der Saison, war dann zur Stelle, als Gaber seine Flanke zur Mitte brachte, Mitryushkin jedoch parierte, und hätte in der 90. Minute beinahe das 4:0 erzielt. Und das alles trotz eines Sturzes auf den Kopf, den wohl jeden Körper eines Amateurfussballers arg in Mitleidenschaft gezogen hätte.
Seydou Doumbia | Stürmer
Irgendwann fasste man die Meinung, dass dieser Seydou Doumbia möglicherweise nur noch ein Schatten des Torproduzenten von einst ist. Und dann war er eben doch zur Stelle: Brauchte das wunderbare Zuspiel Callas nur noch mit dem Kopf zum 2:0 zu verwerten, aber das Stellungsspiel ist eben wesentlicher Bestandteil der Arbeit auf dieser Position, die ab der 67. Minute Marc Janko bespielte. Nachdem Doumbia für die Young Boys zwischen 2008 und 2010 50 Tore erzielt hat, kommt er mit dem Erfolg gegen Sion auf 51. Nur 17 Spieler haben in der Super League öfters getroffen – darunter Matias Delgado, der mit 54 Toren auf Platz 16 liegt.
Der Jubel des Seydou Doumbia nach Tor Nummer 51. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Marc Janko | Stürmer
Betrat in der 67. Minute für Doumbia den Rasen und spielte Anton Mitryushkin den Ball frech zwischen den Beinen durch, als die Partie unterbrochen war. Erarbeitete sich, als die Partie wieder lief, insbesondere diese eine Tormöglichkeit in der 88. Minute: Sein Dropkick flog über das Tor.
Mohamed Elyounoussi | offensives zentrales Mittelfeld
Ersetzte in der 75. Minute Matias Delgado. Spielte bei seinem Debüt für den FCB wie der Captain im offensiven zentralen Mittelfeld und war zu kurz im Einsatz für eine erste Bewertung.
Alexander Fransson | defensives Mittelfeld
Kam in der 82. Minute für Xhaka auf den Rasen und damit zu den letzten Einsatzminuten im Verein, bevor er am Montag zur schwedischen U23-Nationalmannschaft fährt und mit dieser dann nach Rio an den Olympischen Spielen teilnimmt. Tut dies ohne eine letzte Bewertung im Medienraum Basel, weil er dafür zu kurz im Einsatz war.
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Bewertungsdurchschnitt: 4,8
Nicht eingesetzt: Vailati (ET), Lang, Hoegh, Boëtius