Die Premiere des Tikitakitani – die Einzelkritiken zum 4:1 des FCB gegen den FCZ

Einer wird wohl ein erstes Mal von der Stadt Basel seziert, zwei andere treffen zum ersten Mal in Rotblau – und einer trifft einfach immer weiter, egal für wen oder gegen wen er spielt. Die Einzelkritiken zum Sieg des FC Basel im Klassiker gegen den FC Zürich.

Der Basler Yoichiro Kakitani, links, trifft gegen den Zuercher Torhueter David Da Costa, rechts, zum 3:1 im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel und dem FC Zuerich, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Samstag, 9. August (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

Einer wird wohl ein erstes Mal von der Stadt Basel seziert, zwei andere treffen zum ersten Mal in Rotblau – und einer trifft einfach immer weiter, egal für wen oder gegen wen er spielt. Die Einzelkritiken zum Sieg des FC Basel im Klassiker gegen den FC Zürich.

Tomas Vaclik | 4
Darf ein erstes Mal erleben, dass eine Stadt ein Gegentor unter die Lupe nimmt, seziert – und zum Schluss kommt, dass ein gewisser Yann Sommer, vielleicht, möglicherweise, ach was, ganz sicher, diesen Freistoss von Chermiti gehalten hätte. Wir sagen: zwar kein sehr platzierter Schuss, aber hart über die Mauer getreten, darum nicht einfach abzuwehren. Aber: Solche Bälle wurden im Joggeli auch schon gehalten. Bekommt einen Bonuspunkt für seine Parade gegen Chikhaoui und für den weiten Ball auf Kakitani, der zum 4:1 führt.

Tomas Vaclik reckt sich vergebens nach Amine Chermitis Freistoss.

Tomas Vaclik reckt sich vergebens nach Amine Chermitis Freistoss. (Bild: Keystone/Georgios Kefalas)

 

Fabian Schär | 5
Gab in der ersten Hälfte den offensivsten der drei defensivsten Basler. Schickte gleich zu Beginn Degen ganz fein auf rechts steil und beteiligte sich auch sonst mangels Verteidigungsarbeit immer wieder fast schon in der Mitte der gegnerischen Platzhälfte am Spielaufbau. In Hälfte zwei durch den stärkeren FCZ zurück zu den defensiven Pflichten gerufen, ohne dass ihm ein Schnitzer unterlaufen wäre.

Taulant Xhaka | 5
Ein aufmerksamer Ausputzer in der Basler Innenverteidigung mit einem besonderen Auge auf links, wo mit Suchy ein gelernter Innenverteidiger den linken Abwehrmann geben musste. Immer dann zur Stelle, wenn Suchys Geschwindigkeit bei einem Test durch einen Steilpass durchzufallen drohte. Darf sich allerdings gerne etwas besser unter Kontrolle haben, als in jener Szene in der zweiten Hälfte, als er den Rächer des entrechteten Vaclik gab und Chikhaoui mit der Hand ins Gesicht fasste. Andere Schiedsrichter geben in der Situation auch schon mal Rot.

Marek Suchy | 4
Gab in einer sich verschiebenden Abwehr bei Ballbesitz in einer Dreierkette den linken Innenverteidiger, schob im Spiel gegen den Ball aber in der sich bildenden Basler Viererkette ganz nach links aussen. Erfuhr dort ein paar Mal die Grenzen seiner Sprintstärke, wurde aber jeweils von Xhaka vor Schlimmerem bewahrt. Im Spiel gegen vorne nicht vorhanden, was massgeblich dazu führte, dass die linke Basler Flanke wenig bis gar nicht in die Angriffe einbezogen wurde.

Philipp Degen | 5
Gab schon in der zweiten Minute die Marschrichtung bekannt, als er als Rechtsverteidiger-Flügel-Zwitter ein erstes Mal an die gegnerische Grundlinie vorstiess und Freis Schuss-Chance auflegte. Blieb danach die gesamten ersten 45 Minuten sackstark und belohnte sich selbst mit dem Assist zu Zuffis 2:0. Nach der Pause viel mehr mit Defensivarbeit beschäftigt und damit weniger im Vorwärtsgang.

Marcelo Diaz | 4,5
Versenkte in einem natürlich nervlich viel weniger aufreibenden Elfmeterschiessen im WM-Achtelfinal gegen Brasilien für Chile einen Penalty. Scheiterte aber in der 33. Minute in der vielleicht vorentscheidenden 4. Runde der Super League nicht einmal am Goalie, sondern nur an sich selbst. Schob den Ball rechts vorbei – und stellt die Notengeber damit vor ein Dilemma: Wieviel Abzug gibt ein verschossener Elfmeter? War nämlich sonst der einflussreichste Mann im Basler Mittelfeld mit den meisten Ballkontakten – und sicher wieder mit den meisten gefressenen Kilometern. Versank allerdings wie die ganze Mannschaft nach der Pause in einem zwanzig-minütigen Dämmerschlaf und muss deswegen mit der 4,5 leben.

Fabian Frei | 4,5
Vergab die erste Basler Chance mit einem leicht verzogenen Weitschuss in der zweiten Minute, schickte Degen ganz wunderprächtig auf die Reise zum Assist beim 2:0 und verlängerte dann wie all seine Kumpels mental die Pause um lockere zwanzig Minuten. Tauchte irgendwann so um die 69. Minute doch wieder auf dem Feld auf und leitete kurz darauf das 3:1 mit ein. Will bei der Liga den Antrag stellen, künftig ohne Pause spielen zu dürfen.

Derlis Gonzalez | 4,5
War über weite Strecken des Spiels Derlis allein auf links. Hatte kaum Bindung zum Spiel, was wohl auch an Hintermann Suchy lag, der sich in Sachen Spielaufbau eher nicht so beteiligte. War aber interessanterweise trotzdem an zwei Toren beteiligt. Zog vor dem 1:0 reichlich unbehelligt in die Mitte und von dort genau in Richtung FCZ-Goalie Da Costa ab, was zu Gashis Abstaubertor führte. Und biss sich vor dem 3:1 mit dem Ball bis zur Grundlinie vor, was Raum für seine Teamkollegen ergab.

Luca Zuffi | 5,5
Ist drauf und dran, die Prognose seines Vaters Dario («Luca kann den FCB besser machen») zu erfüllen. Schien zu Beginn von den vielen Räumen überrascht zu sein, die ihm der FCZ im offensiven Mittelfeld offerierte und liess einige Gelegenheiten scheinbar unnötig verstreichen. Wiegte in Wirklichkeit aber wohl bloss die Zürcher so weit in Sicherheit, bis ihm diese noch mehr Raum gaben – den er dann zum 2:0 nutzte (sein Debüttor für den FCB). Ganz filigran dann seine Vorarbeit zu Kakitanis 3:1. Steht nach vier Spielen bei einem Tor und zwei Assists und bleibt damit unter all den Millionentransfers des FCB im Preis-Skorerpunkte-Verhältnis ganz weit vorne.

Skhelzen Gashi | 4,5
Kommt nach vier Spielen auf drei Tore – und muss sich kaum Gedanken machen, was er Ende Saison mit dem frei werdenden Platz der Torjägerkanone in seiner Wohnwand machen soll. Dort wird aller Voraussicht nach einfach wieder die Torjägerkanone stehen. Schoss mit dem 1:0 keinen Treffer für das Familienalbum – war aber gedanklich circa zehnmal schneller als alle Zürcher zusammen. War dann auch noch der Mann, der von Chikhaoui im Sechzehner elfmeterreif gefoult wurde – und beendete danach seinen Arbeitstag rein visuell etwas früher als in der 62. Minute, in der er gegen Kakitani ausgetauscht wurde.

Marco Streller | 4
Schien am Ende des Abends der einzige Basler zu sein, der nie wirklich richtig Spass haben durfte. Wurde oft (zu oft) mit dem hohen, weiten Ball gesucht und kam so nie richtig ins Spiel. War dann am besten, wenn das Spiel knapp an ihm vorbeilief. So wie bei Freis Chance in der zweiten Minute und bei Kakitanis 3:1, als er sich ganz bewusst aus der Szene heraushielt. Wurde eine Viertelstunde vor Schluss durch Delgado ersetzt.

Yoichiro Kakitani | 5,5
Gab nach dem Spiel zu, dass er vor seiner Heimpremiere nervös gewesen sei, versteckte das auf dem Platz allerdings ziemlich geschickt. Löste in seinen 28 Minuten Einsatzzeit gleich einige Versprechen ein, die seit seiner Ankunft in Basel mit ihm verknüpft sind. War bei der Vorbereitung von Delgados 4:1 so pfeilschnell, dass er nach Vacliks weitem Abschlag seine eigene Kopfballvorlage erlaufen konnte. Und zeigte beim seidenfeinen 3:1, dass er eigentlich ein Tikitakitani ist.

Matias Delgado | 5
Kam (in der 75. Minute für Streller), sah und traf zum 4:1. Besonders viel Gegenwehr musste er zwar nicht gewärtigen, als er zu seinem Schlenzer aus rund 18 Metern ansetzte, aber schön anzusehen war das Tor allemal.

Geoffroy Serey Die | –
Kam in der 79. Minute für Diaz und war zu kurz im Spiel, um benotet zu werden.

––
Bewertungsdurchschnitt: 4,7.

Nicht eingesetzt: Vailati (Tor), Safari, Sio, Calla.

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