Der Chef der Primera Division poliert seine Liga auf Hochglanz. Ein neuer TV-Deal spült noch mehr Millionen in die Kassen der Vereine. Die Bundesliga ist mit den Einnahmen schon mal abgehängt.
58 Jahre war lang Manel Vich die Stimme des Camp Nou. Im Derby gegen den Lokalrivalen Espanyol musste der FC Barcelona jetzt erstmals auf die Durchsagen des Mannes verzichten, der es wegen seines reduzierten Stils zu Berühmtheit brachte. Aber nicht nur deshalb.
Vich liess es sich selbst während der Franco-Diktatur nicht nehmen, auf katalanisch zu moderieren, obwohl die öffentliche Verwendung der Sprache damals strafrechtlich verboten war. Vich starb vor knapp zwei Wochen. Zu seinen Ehren wurden die Lautsprecher nur einmal aufgedreht: als seine traditionelle Begrüssung ab Band eingespielt wurde.
Für immer verstummt: Manel Vich – der legendäre Stadionsprecher des FC Barcelona – ist gestorben. (Bild: FC Barcelona)
Den Rest wie Aufstellungen und Auswechslungen erfuhren die Zuschauer notfalls aus ihren Radios, sowieso ein unabdingbares Utensil des vorletzten Spieltages. In drei Stadien wurde parallel der Meisterkampf ausgetragen, und nach wochenlangem Gleichschritt der drei spanischen Topteams fiel zumindest eine erste Entscheidung.
«In einigen Jahren werden wir ökonomisch so stark wie die Premier League oder noch stärker als sie sein», verkündete Tebas sogar. Das erscheint zwar schwer vorstellbar, wo in England dank neuer Rekordverträge ab nächster Saison selbst der Tabellenletzte noch über 100 Millionen Euro aus dem TV-Pool erhält.
Die deutsche Bundesliga aber (kommende Saison: 844 Millionen Euro insgesamt) ist fürs Erste deutlich abgehängt. Dafür werden die Fans in Spanien auch weiterhin mit einer maximalen Zersplitterung des Spieltags mit bis zu zehn verschiedenen Anstosszeiten leben müssen. Doch gemäss Tebas gibt es keine Alternative zu seiner rücksichtslosen Kommerzialisierungsstrategie: «Sonst wird die Premier League zur NBA des Fussballs.» Sprich: zum alleinigen Mass der Dinge.
Eine Alternative zur rücksichtslosen Kommerzialisierung sieht der Liga-Chef nicht.
Der seit 2013 amtierende Funktionär, ein Mann mit problematischen Ansichten («Manchmal fehlt mir eine spanische Le Pen»), kann sich zugute halten, dem sportlichen Niveau des spanischen Fussballs erstmals ansatzweise ein kompetentes Management zur Seite gestellt zu haben. Er verpflichtete etwa die zwischenzeitlich mit bis zu fünf Milliarden Euro verschuldeten Vereine zu Steuerabkommen und Gehaltsobergrenzen. «In zwei Jahren wird der spanische Fussball zu 90 Prozent saniert sein», verspricht Tebas. Den Weg vom Schmuddel- zum Hochglanzprodukt verfolgt er auch auf anderem Folkloregebiet. Weniger als früher ist im Endspurt von Spielabsprachen die Rede.
Dennoch wird es diese Woche auch um die berühmten «maletines» gehen, die Geldkoffer. Beispielsweise könnte Real einen «maletin» nach Granada schicken, das Barça am letzten Spieltag ein Remis abringen müsste, um die Hauptstädter (bei Deportivo La Coruña) ihren Rückstand von einem Punkt aufholen zu lassen. Real gegen Barça, das Titanenduell zum Saisonabschluss – besser geht es nicht, und politisch ist das Ganze auch schon wieder, nachdem die Medienabteilung der Madrilenen nach dem Valencia-Spiel ihrem Ersatztorwart Kiko Casilla untersagte, eine Reporterfrage auf katalanisch zu beantworten. Illegal ist die Sprache zwar seit fast 40 Jahren nicht mehr. Zumindest im Tempel des Madridismus aber immer noch verpönt.