Die Reds säen Zweifel an ihrer Titelreife

Erneut verliert der Liverpool FC auswärts ein Spitzenspiel, diesmal nach 1:0-Führung mit 1:2 bei Chelsea. Im Titelrennen der Premier League, dem aufregendsten seit vielen Jahren, scheint es den Reds an Qualität in der Defensive und auf der Ersatzbank zu mangeln.

Chelsea's Samuel Eto'o celebrates after scoring a goal against Liverpool during their English Premier League soccer match at Stamford Bridge in London, December 29, 2013. REUTERS/Dylan Martinez (BRITAIN - Tags: SPORT SOCCER) FOR EDITORIAL USE ONLY. NO (Bild: Reuters/DYLAN MARTINEZ)

Erneut verliert der Liverpool FC auswärts ein Spitzenspiel, diesmal nach 1:0-Führung mit 1:2 bei Chelsea. Im Titelrennen der Premier League, dem aufregendsten seit vielen Jahren, scheint es den Reds an Qualität in der Defensive und auf der Ersatzbank zu mangeln.

Die Fans der beiden in inniger Animosität vereinten Teams hatten am Sonntagnachmittag keine Zeit, die üblichen Beleidigungen auszutauschen, denn nach nur drei Minuten lag der Ball schon im Netz von Petr Cech. Liverpools Verteidiger Martin Skrtel hatte nach einem Kopfball von Luis Suárez aus kurzer Distanz abgestaubt.

Die Torjäger der
Premier League

19 Luis Suárez (Liverpool)
13 Kun Agüero (Manchester City)
10 Loïc Rémy (Newcastle United)

«Rafa, Rafael, Rafa, Rafael, Rafael Benítez», skandierten die mitgereisten Fans der Reds nun lustvoll, danach forderten sie José Mourinho, den Erzfeind des früheren Liverpool-Trainers, mit einem unchristlichen Gruss auf, sich wieder hinzusetzen. Der Portugiese winkte höhnisch Richtung Gästeblock zurück.

Insgeheim dürften alle Beteiligten – sowie die neutralen Zuschauer – aber heilfroh gewesen, dass Benítez am Sonntag nicht die Geschicke der Elf von der Mersey leitete. Die Duelle des von 2004 bis 2010 in Anfield beschäftigten Spaniers mit Mourinhos Blauen waren oft von extrem destruktiver Taktik auf beiden Seiten geprägt gewesen; Argentiniens Fussballphilosoph Jorge Valdano sprach nach Betrachtung einer jener Partien einprägsam von «Scheisse am Stecken».

Liverpools schöner Fussball

Brendan Rodgers, der aktuelle Coach der Reds, lernte sein Handwerk als Assistent von Mourinho; «ohne ihn wäre ich heute nicht da, wo ich bin», sagt der 40-Jährige dankbar. Aber der Fussball, der Rodgers vorschwebt, orientiert sich streng an Passspiel und Ballbesitz. Sein Liverpool spielt sowohl den schönsten als auch den erfolgreichsten Fussball, den man an der Anfield Road seit langem erlebt hat.

Das Problem am Sonntag war aus Sicht der Gäste lediglich, dass der frühe Treffer Chelsea zur besten Saisonleistung inspirierte. Unablässig angefeuert von Mourinho, bauten die Blauen mit konstantem Pressing einen gewaltigen Druck auf. Liverpools Torhüter Simon Mignolet parierte einen Fernschuss von Frank Lampard; Eden Hazard wurde von Lucas elfmeterreif von den Beinen geholt. Kurz darauf schlenzte der überragende Belgier einen Ball vom Strafraumeck mit Kraft und Präzision zum Ausgleich ins Tor (19.). Liverpool, der überraschende Vorweihnachts-Tabellenführer , kam in der Folge kaum ins Spiel.

Chelsea zieht Suarez den Zahn

Suárez war in der gegnerischen Hälfte meist total isoliert; auch, weil der im Mittelfeldspiel aufgestellte David Luiz dem Uruguayer schon 30 Meter vor dem Tor mit kleinen Grausamkeiten den Nerv raubte. Man könnte auch sagen, dass dem Führenden der Torschützenliste in der Premier League der Zahn gezogen wurde – im letzten Aufeinandertreffen im April hatte Suárez ja Chelseas Branislav Ivanovic in den Oberarm gebissen.

Mehr Torhunger entwickelte derweil auf der Gegenseite Samuel Eto’o. Der Kameruner überwand Mignolet nach einer Flanke von Oscar aus kurzer Distanz, der Torhüter machte dabei keine glückliche Figur (34.) Cech bekam auch noch etwas zu tun: der Tscheche parierte einen abgefälschten Schuss von Joe Allen souverän.

Das Spiel blieb auch nach Seitenwechsel höchst unterhaltsam, auch wenn die klaren Aktionen dünn gesät waren. Ein Kopfball von Mamadou Sakho landete auf der Oberkante des Chelsea-Tores, danach kamen beide Mannschaften fast nur noch mit Weitschüssen zum Abschluss.

Eto’o, der schon in der ersten Hälfte Jordan Henderson rüde (und ungestraft) gegen das Schienbein getreten hatte, konnte von Glück sagen, dass in Howard Webb einer der kulantesten Schiedsrichter Europas die Partie leitete. Ein völlig unmotiviertes Foul des Kameruners an Suárez in Chelseas Strafraum blieb in der Schlussphase ungesühnt. Der Liverpooler-Stürmer hatte sich allerdings mit seinem theatralischen Fall keinen Gefallen getan.

Zweifel an Qualität und Reife der Reds

Eine letzte Pointe blieb Fernando Torres versagt. Der eingewechselte Spanier vergab in der Nachspielzeit die Chance, gegen seinen ehemaligen Club für die Entscheidung zu sorgen.

Am Ende stand Liverpools zweite 1:2-Auswärtsniederlage in Folge in einem Spitzenspiel, nach dem man am Boxing Day auch bei Manchester City unterlegen war. Und die Erkenntnis reift, dass es den Reds ob der schwachen Defensive und vergleichsweise geringen Qualität auf der Bank nicht für den Titel reichen wird.

Chelsea bleibt mit den drei Punkten dagegen einer der Favoriten im Meisterrennen, das sich zum aufregendsten seit vielen Jahren entwickelt.

 

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