Kurz vor Schluss der Transferperiode war noch mal der Teufel los: Ousmane Démbélé durfte nach langem Tauziehen zwischen Borussia Dortmund und Barcelona doch noch zu den Katalanen wechseln, Kylian Mpappé geht leihweise zu PSG Paris. Die Young Boys schnappen sich mit Pedro Texeira einen neuen Flügelstürmer und Sion verpflichtet mit Pajtim Kasami einen zwölffachen Nationalspieler.
Und beim FC Basel? Funkstille.
Der Ligakrösus hat eine bemerkenswert unaufgeregte Transferperiode hinter sich. Gerade einmal fünf neue Spieler nahm der FC Basel unter (Leih-)Vertrag, davon drei aus dem eigenen Nachwuchs und Dimitri Oberlin, der das Kader auf Leihbasis verstärkt. Dazu kommt Ricky van Wolfswinkel. Mirko Salvi, der nach der Ausleihe vom FC Lugano zurückkehrt, wird nicht als Neuzugang gezählt.
Der FC Basel ist damit der Verein mit den wenigsten Zugängen in der Super League noch hinter dem FC Thun, der sechs Zugänge und einen neuen Leihspieler verzeichnet.
Nur fünf Zugänge – so wenig wie lange nicht
Die rotblaue Transferpolitik steht im Spätsommer 2017 da wie ein stilles Ausrufezeichen. Das überrascht nicht nur im Verhältnis zur immer schriller werdenden Feilscherei auf dem globalen Spielermarkt, es steht auch im Kontrast zum eigenen Gebaren in den vergangenen Jahren. Nur fünf Zugänge, das gab es zuletzt im Sommer 2004 wie ein Blick in die Transferhistorie des Vereins seit dem Umzug in den St.-Jakob-Park zeigt.
Die Zurückhaltung lässt sich einerseits mit dem neuen Leitbild des Vereins erklären, das verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzt. Sechs Nachwuchsspieler wurden in den vergangenen beiden Jahren mit einem Profivertrag ausgestattet, bis auf Neftali Manzambi und den nach Sion ausgeliehenen Eray Cümart kamen sie alle unter Raphael Wicky in der laufenden Saison in mindestens einem Ernstkampf zum Einsatz.
Dominik Schmid, Pedro Pacheco, Raoul Petretta und Afimico Pululu mögen bei ihren Teileinsätzen noch nicht die ganz grossen Spuren hinterlassen haben, doch stehen sie für ein Versprechen, dem der FC Basel in den vergangenen Jahren nicht immer gerecht wurde: lokale Verwurzelung, nicht nur in der Chefetage, sondern auch auf dem Feld.
«Ich sehe keine Notwendigkeit, noch etwas an unserem Kader zu ändern», sagt Marco Streller
Marco Streller ist als Sportdirektor massgeblich für die neue Genügsamkeit verantwortlich, am Rande des Testspiels gegen den FC Wohlen sagte er zwei Tage vor Ende der Transferperiode: «Stand jetzt sehe ich keine Notwendigkeit, noch etwas an unserem Kader zu ändern, wir sind gut aufgestellt.»
Die schizophrene Erwartungshaltung des Publikums
Das ist ein bemerkenswertes Statement von einem, dem die forcierte Nachwuchsförderung wie ein Bumerang um die Ohren fliegen könnte. Im Grundsatz war das Bekenntnis zur eigenen Jugend und lokaler Identität vom Publikum wohlwollend aufgenommen worden, schliesslich wird genau diese Parole seit Jahren auf den Rängen besungen: «Nid füre Lohn, fürd Region, FC Basel schiess das Gool.»
Aber als die Resultate zuletzt stagnierten, wurde auf eben jenen Rängen und vereinzelt auch von Seiten der Medien, das Verlangen nach Verstärkung hörbar.
Ich sage mal: Mit diesem Mittelfeld wird es in der Champions League schwierig. #rotblaulive
— Patrick Künzle (@patrick_kuenzle) August 27, 2017
Der FC Basel und Sportdirektor Streller hielten am sportlichen Lokalpatriotismus fest, bis das internationale Transferfenster Ende August zuging. Den schwachen Resultaten gegen Lugano und Sion folgten keine Kurzschlussreaktionen, Last-minute-Transfers aus dem Ausland blieben aus. Das Fenster für nationale Transfer- und Leihgeschäfte bleibt allerdings noch bis zum 30. September geöffnet.
Dennoch spricht die Zurückhaltung auf dem internationalen Spielermarkt für ein Selbstvertrauen, das der neuen Leitung nicht von allen zugetraut worden ist. Doch der echte Härtetest für den Kader folgt erst noch mit den Partien in der Champions League und den englischen Wochen. Ob der FC Basel im Winter dann doch gezwungen wird, Versäumtes nachzuholen, wird sich zeigen.