Trotz Rekordtemperaturen von fast 36 Grad in Wimbledon haben Belinda Bencic und Stan Wawrinka ihren Einzug in die dritte Runde locker geschafft.
Es waren Szenen, die man eher aus dem brutalen Sommer Down Under kennt, aus dem Backofen Melbourne, vom Extremsport beim Australian Open. Doch mit Temperaturen weit jenseits der 30 Grad-Marke hatten die Tennisprofis am Mittwoch ausgerechnet im Regenloch Wimbledon zu kämpfen, nachmittags verkündeten die Organisatoren des berühmtesten Turniers der Welt sogar einen neuen Allzeit-Hitzerekord mit 35.7 Grad Celsisus, ein Wert, der die 34.6 Grad Celsius aus dem heissesten Sommer auf der Insel übertraf, dem «Long Hot Summer 1976.»
Kein Wunder, dass die Grand Slam-Profis sich in jeder Pause die Eispackungen um den Hals schlangen, literweise Wasser tranken und, wann immer möglich, den etwas laueren Schatten suchten. Ein Balljunge kollabierte sogar auf Platz 17, allerdings ohne ernsthafte Folgen.
An diesem wärmsten Tag in Grossbritannien in den letzten zehn Jahren behielten Belinda Bencic, aber auch Stanislas Wawrinka schliesslich kühlen Kopf, sicherten sich am Ende ungefährdet ihre Drittrundentickets. Bencic hatte harten Widerstand gegen die gut aufspielende Deutsche Anna-Lena Friedsam zu brechen, ehe auf Aussencourt 18 der 7:5, 4:6, 6:0-Sieg perfekt war.
«Fit und frisch»
«Ich habe mich fit und frisch gefühlt trotz der Hitze. Ich hatte kein Problem damit», sagte die Teenagerin, die zuletzt energisch an ihrer Ausdauer und Beweglichkeit gefeilt hat. Die harte Arbeit trage «jetzt immer mehr Früchte», befand Vater Ivan Bencic – wohl auch mit Blick darauf, dass Tochter Belinda jetzt schon wochenlang auf höchstem Niveau und unter enormer physischer Belastung erfolgreich ist.
Bencic gehört inzwischen zu denjenigen im Wimbledon-Feld, die abseits der grossen Titelfavoritinnen wie Serena Williams oder Petra Kvitova als Geheimtipp für den Pokalgewinn genannt werden. Das hat mit der extrem starken Vorbereitung der Ostschweizerin zu tun, aber auch mit den beeindruckend absolvierten Auftaktrunden im All England Club.
Gegen Friedsam liess sich die 18-jährige nicht im mindestens vom 1:1-Satzausgleich beirren, rauschte anschliessend in 24 Minuten zum 6:0 und Gesamtsieg durch. Nun wartet die kapriziöse amerikanische Qualifikantin Bettanie Mattek-Sands auf Bencic – die Frau mit dem Faible für exzentrische Outfits schlug zuvor überraschend Ana Ivanovic (Serbien).
Souveräner Auftritt
Auch Stan Wawrinka bleibt weiter souverän im grossen Grand Slam-Spiel vertreten: Gegen den unbequemen Victor Estrella Burgos aus der Dominikanischen Republik setzte sich der French Open-Gewinner 6:3, 6:4 und 7:5 durch und bekommt es nun am Freitag mit dem Spanier Fernando Verdasco zu tun. Wawrinka zeigte solides Tennis-Handwerk, spielte seine besten Schläge in den richtigen Momenten.
Auch Stan Wawrinka machte die Hitze in Wimbledon zu schaffen. (Bild: TIM IRELAND)
«Das Beste ist, in drei Sätzen durchgekommen zu sein, nicht zu viel Energie verbraucht zu haben», sagte Wawrinka hinterher, «mein Spiel ist da. Ich habe ein gutes Gefühl, nicht nur in den Matches, sondern auch im Training.» Gegen Verdasco, einen der Spanier, die sich auf Wimbledons Rasenfeldern sehr wohl fühlen, braucht Wawrinka aber zweifellos noch eine Leistungssteigerung.
In der Verlängerung der am Dienstag abgebrochenen Partie gegen Madison Keys schied Stefanie Vögele mit 7:6 (8:6), 3:6 und 4:6 aus. Gleich im ersten Aufschlagspiel nach der Wiederaufnahme kassierte Vögele das im nachhinein entscheidende Break, danach liess sich Keys den Sieg nicht mehr nehmen.