Der FC Basel muss in Cluj eine 1:2-Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen, will er die Gruppenphase der Champions League doch noch erreichen. Das ist schwierig – aber auch eine Chance, um als Team zusammenzuwachsen.
Gewiss, der FC Basel ist schon in Spiele gestiegen, in denen die Vorzeichen für ihn besser standen. Am Mittwoch in Cluj stehen die Basler mit dem Rücken zur Wand. Sie müssen nach der 1:2-Niederlage aus dem Hinspiel gegen den rumänischen Meister mindestens zwei Tore erzielen und möglichst keines erhalten, um die Gruppenphase der Champions League zu erreichen.
Aber die Schwierigkeit der Aufgabe ist auch eine Chance, die sich dem FCB bietet. Nicht nur der Mensch kann an Widerständen wachsen, auch Mannschaften tun das gelegentlich. Und die äusserst anspruchsvolle Ausgangslage in Rumänien ist wie geschaffen für ein Erweckungserlebnis für diese Basler Mannschaft, die noch immer auf der Suche nach Zusammenhalt, Balance und Rhythmus ist.
Zum Beispiel Rom
Champions League, Playoff-Rückspiel
CFR Cluj–FC Basel (Mi, 20.45)
Dr.-Constantin-Rădulescu-Stadion.
Mögliche Aufstellung
FCB: Sommer; Steinhöfer, Sauro, Dragovic, Park; D. Degen, Diaz, Cabral, F. Frei; A. Frei, Streller.
Bemerkungen: Basel ohne Yapi, Salah (beide verletzt), Stocker (gesperrt) und Pak (kein Aufgebot). – Der Einsatz von Streller und Cabral ist fraglich.
In der ersten Saison der Ära nach Christian Gross brauchte es einen Sieg in der Europa League gegen die AS Roma, um dem damals neuen Gefüge Stabilität zu verleihen und den Spielern die Zuversicht, dass richtig ist, was sie tun.
Als Heiko Vogel im letzten Herbst zum Cheftrainer aufstieg, war es ein 1:0-Sieg beim FC Zürich, in dem sich Können und Glück auf Basler Seite zum richtigen Zeitpunkt paarten. Es kommt nicht von ungefähr, dass Vogel Chermitis verschossenen Elfmeter immer wieder als positiven Fingerzeig von oben interpretiert hat.
Es sind Begegnungen, in denen Vieles auf dem Spiel steht, in denen so etwas wie die Weichen für einen positiven weiteren Verlauf einer Saison gestellt werden können. Schafft es der FC Basel in Cluj, seinen Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen und die Königsklasse zu erreichen, dann könnte das für den weiteren Verlauf der Saison mindestens so wichtig sein wie die über zehn Millionen Schweizer Franken alleine an Antrittsprämien für den Kontostand des Clubs.
Fliegen die Basler allerdings raus aus der Champions und rein in die Europa League, dann dürfen sie sich auf ein paar lustige Wochen gefasst machen. Der «Blick» hat am Tag vor dem Spiel in Cluj schon einmal den ex-Nationalstürmer Kubilay Türkyilmaz eine ebenso angriffige wie merkwürdige Kolumne über Heiko Vogel schreiben lassen. Das ist meist das erste Anzeichen, dass sich auf dem Boulevard eine kleine Kampagne ankündigt.
Die Hoffnung auf den Turnaround
Dass sich der FCB von diesem Gegenwind zu hektischen Hauruck-Aktionen verleiten lassen wird, ist nicht anzunehmen. Aber das Fahrwasser, in dem sich der rotblaue Dampfer bewegt, dürfte bei einem Ausscheiden aus der Champions League merklich höheren Wellengang verzeichnen. Das können sich die Basler ersparen, indem sie in Cluj den «Turnaround» schaffen, wie Mittelfeldspieler Fabian Frei am Samstag nach dem 1:2 in St. Gallen meinte.
Das grösste Fragezeichen vor dem Rückspiel beim rumänischen Meister ist nicht die taktische Ausrichtung. «Da müssen wir ja das Spieldiktat übernehmen», sagt Vogel, «schliesslich liegen wir hinten.» Die wichtigste Frage vor dem Spiel ist, ob Marco Streller einsatzfähig ist.
Der Captain meint, es werde sehr, sehr eng (siehe Interview). Der Trainer sagt, er sei «sehr positiv gestimmt, dass Streller eine Hauptrolle spielen kann». Schliesslich sind die Basler nicht nur auf die Tore ihres Captains dringend angewiesen. Streller ist auch sonst «eine ganz zentrale Person» im Spiel des FCB, stellt Vogel fest. Sicher ist: Wenn es nur irgendwie möglich ist, wird Marco Streller auflaufen. Reicht es nicht, dürfte Jacques Zoua wie am Samstag in St. Gallen neben Alex Frei angreifen.
Alex Frei ist wieder ganz ruhig
Nach jener Partie in der Ostschweiz hatte eben dieser Frei seinem Ärger lauthals Luft gemacht. Jetzt, vor dem Spiel in Cluj, wirkt der Stürmer extrem ruhig. Er dürfe manchmal laut werden, befindet er, «solange es einmal pro halbes Jahr geschieht und nicht zweimal in der Woche».
Frei hat seinen Teamkollegen vor Augen geführt, wie wichtig die Partie für ihn ganz persönlich wird. Vielleicht ist es die letzte Chance des 33-Jährigen noch einmal in der Champions League zu spielen. Die mag er sich nicht entgehen lassen.
Die Rotblauen spielen in Cluj also vordergründig um die Teilnahme an der Sternenliga. Und ein kleines bisschen auch für Alex Frei.