Der FC Basel muss Arsenal London im letzten Champions-League-Spiel mindestens einen Punkt abringen, um noch einen Platz in der Europa League zu ergattern. Dafür wird er so viel Widerstandskraft und Fortune brauchen, wie er es im Verlauf dieser Kampagne noch nicht gegen einen Grossen geschafft hat.
Basel nimmt Abschied von der Champions League. Nicht für immer, noch nicht, aber für dieses Jahr. Dass der FCB nach Jahreswechsel nicht mehr im Konzert der ganz Grossen dabei sein würde, hatte sich schon mit der Auslosung abgezeichnet. Und die Kräfteverhältnisse auf dem Papier haben sich auch auf dem Platz niedergeschlagen. Ob in London (0:2), in Paris (0:3) oder daheim gegen PSG (1:2) – sie sind eher zementiert worden.
Die Hoffnung auf eine der magischen Basler Europacup-Nächte konnten Urs Fischer und seine Mannschaft nicht erfüllen. In Paris durften sie eine Halbzeit lang daran schnuppern und beklagten hinterher drei Pfosten- und Lattentreffer. Daheim gegen PSG verpasste Marc Janko den Lucky Punch, ehe dem FCB selbst von einem solchen der K.o.-Schalg versetzt wurde.
Der Rest, das 1:1 daheim gegen Razgrad und das torlose Remis in Sofia, das zu wenig war, um sich einen Vorteil gegenüber dem bulgarischen Serienmeister zu verschaffen, sind die eigentlichen Enttäuschungen gewesen. Gegen einen Kontrahenten, der auf Augenhöhe mit dem Schweizer Serienmeister geklettert ist.
Es gibt noch Tickets – auch das sagt etwas über die Kampagne
Unter dem Strich war es bis hierhin eine von Realismus und Pragmatismus geprägte Kampagne, nichts zum Träumen, nichts, was die grossen Emotionen geweckt hätte. Partien, in denen der FCB gegen die übermächtigen Gegner zwar unterlegen war, aber nicht untergegangen ist. Und nun folgt das Spiel der letzten Chance, und dass diese letzte Gruppenbegegnung am Samichlaus-Tag nicht zum bedeutungslosen Kehraus gestempelt werden musste, darüber ist FCB-Präsident Bernhard Heusler schon einmal froh.
» Dem FC Basel winkt das sanfte Scheitern
Dass der St.-Jakob-Park noch nicht restlos ausverkauft ist und einige wenige hundert Karten noch zu haben sind, ist jedoch auch kennzeichnend für diese Kampagne. 30’800 Zuschauer waren es gegen Razgrad, 34’600 gegen den PSG. Die Gunners sind einer der letzten, ganz grossen Namen des europäischen Clubfussballs, die ihre Aufwartung noch nicht gemacht haben in Basel. Aber unwiderstehlichen Reiz übt selbst diese Affiche in einer verwöhnten Region mit ihren gesättigten Fans offenbar nicht mehr aus.
Fischer: «Ich bin schon eher Realist»
Immerhin geht der FCB am Dienstag mit der vagen Hoffnung auf ein kleines Basler Wunder ins Spiel. In der eigenen Hand hat er sein europäischen Schicksal nicht mehr. Er muss gegen Arsenal schlicht mehr Punkte holen als Razgrad in Paris, das ist die einfache Ausgangslage. Also ist mindestens ein Unentschieden nötig, um den dritten Gruppenrang noch zu erobern und damit einen Platz in den Sechzehntelfinals der Europa League im Februar.
Urs Fischer, kein Mann der wortgewaltigen Parolen oder Kampfansagen, bleibt sich auch am Vortag der Entscheidung treu. Ob er an Wunder glaube, wurde er gefragt und entgegnete: «Ich bin schon eher Realist.» Er sagt: «Wenn wir unser bestes Niveau erreichen, ist etwas möglich.»
Ihr bestes Niveau ausgerechnet gegen dieses Arsenal, das sich unverändert in Form und Spiellaune präsentiert, zu erklimmen, ist eine grosse Herausforderung für diese FCB-Mannschaft, die ihre erste Saisonhälfte sehr solide absolviert, aber dabei keine grossen Bäume ausgerissen hat.
«Wir werden gegen Arsenal gewisse Risiken eingehen müssen, um unser Ziel zu erreichen.»
FCB-Trainer Urs Fischer
Auf ein Null-zu-Null auszugehen, das reichen könnte, hält Fischer für «fahrlässig». Es ist ihm bewusst, dass seine Mannschaft selbst das Heil in der Offensive wird suchen müssen, auch wenn ihr das Toreschiessen in dieser Champions League schwergefallen ist.
Wie schon vor dem Auftritt in London spricht Fischer wieder von einer mutigen Vorwärtsverteidigung als Mittel der Wahl: «Wir müssen ein offensives Zweikampfverhalten an den Tag legen, um Arsenal in Verlegenheit bringen zu können. Und wir werden gewisse Risiken eingehen müssen, um unser Ziel zu erreichen. In London hat es schon den Eindruck gemacht, als ob der Respekt zu gross gewesen wäre.» Ob er dafür an der 4-2-3-1-Grundordnung rütteln wird, wie er es in London (Fünferabwehrkette) oder gegen PSG (4-1-4-1) getan hat, liess der Trainer am Montag offen.
Sporar muss passen – Chance für Janko?
Nicht zur Verfügung stehen wird Andraz Sporar, der das Montagstraining mit Adduktorenbeschwerden abgebrochen hat. Damit reduziert sich die Auswahl Fischers für die Sturmspitze auf Seydou Doumbia und Marc Janko, und es würde nicht wundern, wenn nach vier – nicht von einem Treffer gekrönten – Versuchen mit dem Ivorer in der Startelf noch einmal der Österreicher den Vorzug erhalten würde. Janko hatte auch zur Eröffnung dieser Champions League beim 1:1 gegen Razgrad begonnen und war nach 40 Minuten verletzt ausgeschieden.
In der Abwehr wird es im Vergleich zur Partie am Samstag in Bern zum Wechsel von Adama Traoré für den in der Königsklasse nicht gemeldeten Blas Riveros kommen. Im defensiven Mittelfeld kann man sich die Aufsässigkeit eines Geoffroy Serey Dié anstelle des zuletzt diskreten Luca Zuffi vorstellen. Und auf den Flügeln links Mohamed Elyounoussi für den noch diskreteren Birkir Bjarnason und rechts Renato Steffen, der gegen Razgrad eine Gelb-Sperre abgesessen hat.
Die Geschichte vom Riesentöter
Welche Formation auch immer Fischer nominiert: Sie wird einiges an Widerstandskraft aufbringen müssen und das in dieser Kampagne oft beschworene und vermisste Wettkampfglück benötigen. Denn auch wenn Arsène Wenger in Basel auf den einen oder anderen Titular verzichten sollte: Dieses Arsenal zu bezwingen oder ihm wenigstens den einen Punkt abzuringen, wäre ein weiteres Kapitel in der Basler Geschichte vom Riesentöter, die ja fast ausschliesslich von englischen Teams handelt.
Viel spricht dieses Mal nicht dafür. Und der verlorene Nimbus der Ungeschlagenheit in der nationalen Meisterschaft hat die Brust nicht eben breiter gemacht. Aber weil man nicht weiss, wie es tatsächlich ausgeht, pilgert man ins Stadion oder fiebert vor dem Fernseher mit.