Die Wut der Walliser

Wie nicht anders zu erwarten, fallen die Reaktionen beim FC Sion auf den drakonischen Punkteabzug harsch aus. Klein beigeben will der Verein nicht, und es wird bezweifelt, dass die SFV-Statuten die beispiellose Strafe hergeben.

Entrüstet und schockiert: Sion-Trainer Laurent Roussey (links, daneben Christian Constantin). (Bild: Imago)

Wie nicht anders zu erwarten, fallen die Reaktionen beim FC Sion auf den drakonischen Punkteabzug harsch aus. Klein beigeben will der Verein nicht, und es wird bezweifelt, dass die SFV-Statuten die beispiellose Strafe hergeben.

Am wenigstens zu beneiden in der jüngsten Entwicklung der Causa Sion ist der Trainer der Walliser. Laurent Roussey muss am Dienstag beim Trainingsauftakt seinen Spielern klarmachen, dass sie statt mit 31 Punkten Dritter nun Letzter der Super-League-Tabelle sind – im Minuspunktebereich. Entsprechend eisig fiel die Reaktion des Franzosen auf die Entscheidung des Schweizerischen Fussballverbandes aus, dem FC Sion 36 Punkte abzuziehen: «Das ist schwer zu verstehen, das ist so ungeheuerlich, dass man es nicht glauben kann.»

Gegenüber «Le Matin» sagte Roussey, er sei davon ausgegangen, am 6. August den Höhepunkt der Auseinandersetzung erlebt zu haben, als seine Spieler kurz vor Anpfiff der Partie in Basel (2:2) von der Liga suspendiert worden waren. Seither ist noch eine Menge mehr passiert, «und mir», so Roussey, «erscheint das alles völlig zusammenhanglos und ungerecht und ist aus meiner Sicht pathologisch.» Klar, dass Roussey damit nicht seinen Präsidenten gemeint haben kann. Und er bleibt optimistisch: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Sanktion bestätigt wird.»

FC Sion wirft SFV Feigheit vor

Das deckt sich selbstredend mit der Reaktion des Clubs selbst, der auf seiner Website im üblichen Ton wettert, dass der SFV der «Erpressung durch die Fifa Folge geleistet habe». Es wird von einem «feigen Akt» des Schweizerischen Fussballverbandes gesprochen, und die moralische Dimension definieren die Walliser für alle gleich mit: «Diese Entscheidung ist eine unerträgliche Beleidigung für jegliches juristisches Empfinden.» Lakonisch wird hinzugefügt: «Das ist keine Überraschung für den Walliser Verein, der vom SFV gegenüber der Fifa keinen Mut erwartet hat.»

Und natürlich gibt der FC Sion in keinster Weise kleinbei. Man werde nun mit noch grösserer Entschlossenheit handeln, um das Ranking rasch wiederherzustellen. Alexandre Zen-Ruffinen, einer der zahllosen Anwälten, die Präsident Christian Constantin beschäftigt, sagte gegenüber Radio DRS, dass die Strafe «willkürlich und unverhältnismässig» sei und obendrein gegen die Reglemente des SFV verstosse.

Statuten sehen maximal 12 Punkte Abzug vor

Tatsächlich ist in den SFV-Statuten (Stand Januar 2011) unter Artikel 56 (Das Strafwesen) festgehalten, dass zu den Disziplinarstrafen unter anderem der «Entzug vorhandener oder künftiger Meisterschaftspunkte einer Mannschaft gehört». Der Zusatz lautet: «bis maximal 12 Punkte». Man kann nur hoffen, dass der Zentralvorstand des SFV seit dem Ultimatum der Fifa vom 17. Dezember die am Freitag ausgesprochene Sanktion hinreichend geprüft hat. Es wäre nicht das erste Mal, dass in dem endlosen Tauziehen im Fall Sion und der immerwährenden Verzögerungstaktik von Christian Constantin Fehler unterlaufen.

So sandte die Swiss Football League dem FC Sion irrtümlich Qualifikationsformulare für die umstrittenen Spieler zu. Ein automatischer Vorgang, der dem FC Sion Munition für das juristische Dauerfeuer in die Hände spielte.

Wer will zum FC Sion?

Gegenüber «Le Matin» wunderte sich Roussey übrigens mit süffisantem Unterton noch ein wenig darüber, dass der SFV den FC Sion im Schweizer Cup weiter mitmachen lässt. Und er fragt ganz en passant, ob denn der FC Sion nun in der Winterperiode Spielertransfers vornehmen dürfe. Man könnte ihm entgegnen: Wenn jemand Lust auf einen Tanz auf dem Vulkan hat – warum nicht? Noch nicht offiziell bestätigt, aber zu erwarten ist, dass die sechs betroffenen Profis in Rückrunde an der Aufholjagd des FC Sion teilnehmen dürfen. Die Transfersperre, der Auslöser des juristischen Hickhacks, ist mit dem 1. Januar abgelaufen. so nicht jemand noch auf eine andere Idee kommt.

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