Vielleicht hatte man sich etwas gar viel erhofft. Jedenfalls sind die Erwartungen an den Unterhaltungswert Unai Emerys am Tag vor dem Achtelfinal-Hinspiel noch nicht erfüllt worden. Bis fast zum letzten Satz, als der Trainer des Sevilla FC an der Pressekonferenz doch noch ein Schmankerl bereithielt.
Es gibt eine ganze Menge erzählenswerter Anekdoten aus den Reihen des Sevilla FC. Beispielsweise diejenige des argentinischen Spielmachers Ever Banega, der sich das Schienbein brach beim Versuch, sein Auto mit dem Fuss zu stoppen. Oder die Geschichte mit dem leeren USB-Stick, den der listige Trainer einem Spieler mitgab und anderntags von diesem zu hören bekam, dass der Inhalt ihn gut auf die anstehende Partie vorbereitet habe. Oder das Online-Spiel, mit dem derselbe Trainer die Anhänger seine Aufstellung erraten lässt.
Da kommt ganz schön viel zusammen, die Erwartungen an Unai Emerys Unterhaltungswert bei einer Pressekonferenz sind entsprechend gross. Doch was der Trainer des Europa-League-Titelhalters dann sagte, war am Tag vor dem Achtelfinal-Hinspiel zwischen Sevilla und dem FC Basel nur wenig berauschender als die Aussagen seines Spielers Michael Krohn-Dehli.
Der dänische Mittelfeldakteur sagte Sachen wie: «In der Europa League gibt es nur gute Mannschaften», «es wird ein schweres Spiel», und er hoffe, in diesem Jahr nicht zum letzten Mal in Basel gewesen zu sein. Krohn-Dehli spricht den Final an, der am 18. Mai im St.-Jakob-Park stattfindet.
Immerhin: Der Sevilla FC pflegt in dieser Hinsicht eine offene Haltung. Nur: Als Sieger der letzten beiden Jahre bleibt ihm auch nicht viel anderes übrig.
Die ungeklärte Liebe der Andalusier
Man hätte gern mehr darüber erfahren, was diese andalusische Liebe zur kleinen Schwester der Champions League ausmacht, warum man im Südwesten Spaniens fast lieber in der Europa League als in der Königsklasse um den Titel spielt. Aber entweder war die Dolmetscherleistung nicht ausreichend, oder Emery wollte sein Innerstes an diesem Mittwochabend vor dem Abschlusstraining nicht nach aussen kehren.
Jedenfalls sagte er: «Die Liebe zu diesem Wettbewerb ist gewachsen. Aus Sicht der Uefa war es notwendig, den Wechsel vom Uefa-Cup zur Europe League zu vollziehen. Sie ist wirtschaftlich stärker geworden, und so gibt es viele Vereine, welche die Europa League gewinnen wollen. Heuer trifft man auf Mannschaften wie Manchester United, Liverpool oder Dortmund. Wir sind deswegen zwar mit Freude dabei, wissen aber auch, dass es schwierig wird, den Wettbewerb zum dritten Mal in Serie zu gewinnen.»
Breel Embolo: Der rechte Flügel plötzlich auf links
Was Emery dann über Breel Embolo zu erzählen wusste, beinhaltete entweder einen Versprecher oder wurde abermals unzureichend übersetzt. Anders ist jedenfalls kaum zu erklären, dass Emery den rechten Basler Flügel Breel Embolo in seinen Vorbereitungen «vor allem auf links» gesehen haben wollte. Nun ist der 19-Jährige im Hinspiel ohnehin gesperrt, «aber Basel hat auch ohne Embolo Möglichkeiten», sagt Emery. Das mag stimmen, ein Blick auf die Bank zeigt aber, dass es bei den Basler Reservespielern vor allem an internationaler Erfahrung fehlt.
Reich an dieser Erfahrung ist Emery, der auch schon in Moskau Trainer war. Reicher jedenfalls als seine vorausblickenden Worte auf den Donnerstag an Inhalt: «Wir gehen mit grosser Freude in die K.-o.-Spiele gegen den FC Basel, wissen aber auch, dass der Gegner doppelt motiviert ist, weil er um einen Final im eigenen Stadion spielt. Die Stärken der Basler sind uns bekannt – auch andere haben hier schon 0:3 verloren.»
Auch andere haben hier schon 0:3 verloren! Da war also doch noch einer dieser unterhaltenden Momente, der für Lacher in der Medienschar führte. Denn auch Emery weiss, wie es nach diesem 3:0-Sieg gegen Valencia für den FCB geendet hatte.
Unai Emery auf dem Rasen des St.-Jakob-Parks. In kurzen Hosen. Kennt man hier. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)