Dieser FCB ist keinen Deut schlechter als der vorherige

Zwei überzeugende Debütanten, ein Ex-Hopper, der für die Pointe beim 3:2 (2:2)-Erfolg im Letzigrund sorgt, eine Mannschaft, die sich von einem Doppelschlag nicht beeindrucken lässt – der FC Basel hat mit seinem neuen Trainer Urs Fischer schneller Tritt gefasst, als ihm das viele zugetraut haben. In dieser Verfassung scheint er gewappnet für die Duelle mit Lech Posen – und auch für mehr.

Marc Janko, links, trifft gegen Vaso Vasic, Mitte, von GC, Mitte, zum 2:2 Tor am Super League Fussballspiel zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel am Samstag, 25. Juli 2015 im Stadion Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

(Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Zwei überzeugende Debütanten, ein Ex-Hopper, der für die Pointe beim 3:2 (2:2)-Erfolg im Letzigrund sorgt, eine Mannschaft, die sich von einem Doppelschlag nicht beeindrucken lässt – der FC Basel hat mit seinem neuen Trainer Urs Fischer schneller Tritt gefasst, als ihm das viele zugetraut haben. In dieser Verfassung scheint er gewappnet für die Duelle mit Lech Posen – und auch für mehr.

Es war klar, dass auf Urs Fischer diese Frage zukommt: Was er denn von den vier Punkten Vorsprung auf die Young Boys halte? Nichts, könnte man die Antwort des Trainers interpretieren. Oder zumindest nicht viel. Jedenfalls entgegnete Fischer, dass die Saison noch «unheimlich lange» dauere, «es sind, glaube ich, noch 34 Spiele». Exakt.

Aber Urs Fischer ist natürlich auch Pragmatiker genug, dass er diesem Mini-Vorsprung auf den Herausforderer aus Bern etwas abgewinnen kann: «Was man hat, hat man.» Der Start bei seinem neuen, anspruchsvollen Arbeitgeber ist ihm mit der Maximalausbeute gelungen. «Das gibt Selbstvertrauen», sagt Fischer, und diese Erkenntnis dürfte nicht nur auf seine Mannschaft gemünzt sein, sondern richtet sich, selbst wenn der Trainer das so nicht ausdrückt, auch an ihn selbst.

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Der 49-Jährige hat sich auf eine grosse Herausforderung eingelassen in Basel, die grösste in seiner Trainerkarriere, und er hat schon durchblicken lassen, wie fordernd die Einstiegswochen beim Serienmeister waren. Und jetzt läuft die erste heisse Phase mit elf Spielen in fünf Englischen Wochen, an deren Ende der Sprung in die Champions League stehen soll. Und der FCB obendrein in der Tabelle der Super League vor YB sein will. Nach dem 3:2-Sieg bei den Grasshoppers sieht Fischer sein Team auf gutem Weg: «Der Fahrplan stimmt irgendwo.»



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Irgendwo im Fahrplan: Urs Fischer bedankt sich bei Zdravko Kuzmanovic, und die FCB-Bank freut sich mit beim 3:2-Sieg in Zürich. (Bild: Meinrad Schön)

Das «irgendwo» ist eine rhetorische Floskel, die der Zürcher gerne hier und da anhängt. Wahrscheinlich dient sie zur Relativierung. Denn auch wenn der Trainer zufrieden war mit dem, was er im Letzigrund von einer auf fünf Positionen im Vergleich zum Startspiel geänderten Formation zu sehen bekam: Er pocht darauf, dass man sich von zwei gewonnenen Spielen nicht blenden lassen dürfe: «Wir bilden uns nichts darauf ein.»

Die Kultivierung des FCB-Spiels

Anschauungsmaterial für die weitere Kultivierung des Spiels seiner Mannschaft lieferte auch der GC-Match. Streng genommen waren es nicht einmal zwei Minuten, in denen der FCB seine Aussetzer hatte und die Führung aus den Füssen gab. Die Ballverluste im Zentrum machte Fischer dafür verantwortlich, ohne namentlich Marek Suchy zu nennen, der am Ursprung des Ausgleichstreffers stand. Dass dann bei der Eckballhereingabe von Kim Källström Behrang Safari seinen zugeordneten Gegenspieler Munas Dabbur aus den Augen verlor – das kann passieren.

Beim zweiten Gegentreffer, dem ein verlorenes Kopfballduell von Luca Zuffi an der 16-Meter-Kante vorausging, flitzte die Kugel wie beim Flippern durch den Basler Strafraum. «Unnötig» nennt Fischer den Doppelschlag, «dafür sind wir selbst verantwortlich. GC nutzt das kalt aus, und dann darf man sich nicht wundern.»

«Gut, haben wir noch etwas zu verbessern», meint Fischer, generell ein Anhänger der Theorie: «Fussball ist ein Fehlerspiel. Und es geht darum, so wenig Fehler wie möglich zu machen.»

Das gilt in erhöhtem Masse für die Grasshoppers, deren Keeper Vaso Vasic sowohl beim ersten wie beim dritten Gegentor eine denkbar unglückliche Figur abgab. Das spielte dem FCB in die Karten, ebenso der Pfiff von Alain Bieri vor dem 0:1, als der Schiedsrichter auf hohes Bein von Källström entschied, obwohl Marc Janko den Kopf so weit unten hatte, was auch umgekehrt als gefährliches Spiel hätte ausgelegt werden können.

Langs Siegtor ist die Pointe der Begegnung

Verdient war die Führung allemal. Gut hatte der FCB ins Spiel gefunden, und Matias Delgado drückte der Anfangsphase seinen Stempel auf. Vom Rückstand liess sich der Meister nicht aus der Ordnung bringen (ein 4-4-1-1 in der Defensive, ein 4-2-3-1 in der Vorwärtsbewegung) und eine schnelle Reaktion gelang ihm auch: Eine Co-Produktion der beiden Debütanten Birkir Bjarnason und Marc Janko, ermöglicht durch Delgado, der einem fast schon verloren geglaubten Ball nachsetzte und aus der Not die Chance kreierte.



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Michael Lang bei seinem Siegtor im Letzigrund gegen seinen ehemaligen Club. (Bild: Meinrad Schön)

Auch wenn GC eine talentierte Mannschaft stellt und mit dem Schweden Kim Källström als neuem Dreh- und Angelpunkt einen Routinier mit grossem Gespür für Raum und Zeit hat: Nach einer wilden, temporeichen ersten Halbzeit mit den vier Toren, gelang es dem FCB, die Partie mehr und mehr zu kontrollieren, um dann dann entscheidenden Schlag auszuholen.

Ein langer, präziser Ball von Zdravko Kuzmanovic, ein Schuss von Gashi aus 30 Metern, von wo man nur abzieht, wenn man merkt, dass der gegnerische Schlussmann nicht seinen besten Tag hat – und dann kommt in Person von Michael Lang ein Aussenverteidiger angerauscht und vollendet. Dass er als Ex-Hopper, herzhaft ausgepfiffen von den GC-Fans, das Siegtor machte, war die Pointe der Begegnung. Wie er es erzielte, demonstrierte, welche Verstärkung er für den FCB ist.

Fischers «gewisses Risiko» mit der Startelf

Wenn Fischer etwas kritisch anzumerken hat, dann, dass seine Mannschaft «zu wenig resolut» erst das 2:0 und später das 4:2 gesucht habe. Ansonsten darf man festhalten, dass beim FCB in den letzten Jahren auch einige lausige Vorstellungen auswärts gegen die Grasshoppers zu Buche stehen, die diesen Sieg in ein helles Licht tauchen. Und: Die FCB-Ausgabe 2015/16, das zeichnet sich schon jetzt ab, ist keinen Deut schlechter als die vorhergehende.



Die Spieler von Basel jubeln am Super League Fussballspiel zwischen dem Grasshopper Club Zuerich und dem FC Basel am Samstag, 25. Juli 2015 im Stadion Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Der Jubel der Basler Spieler mit ihren Fans, die für einmal im Letzigrund ganz ohne Pyrotechnik auskamen. (Bild: Keystone/ENNIO LEANZA)

Dabei ist die Leistungsfähigkeit noch längst nicht ausgereizt, benötigen einige, gerade die neuen Akteure noch Zeit, um ihre Topform zu erreichen. «Wir wussten, dass wir mit fünf neuen Spielern in der Startelf ein gewisses Risiko eingehen. Aber es war nötig, weil alle Einsatzminuten brauchen, um in den Rhythmus zu kommen. Diese Rechnung ist aufgegangen», so Fischer, der es sich erlauben konnte, Breel Embolo zu schonen.

Janko machte seine Sache als Relaisstation und als Torschütze ebenso gut wie der «unermüdliche» (Fischer) Bjarnason, der auf dem rechten Flügel begann, auf dem linken die Partie beendete und einen Assist verbuchte. Beiden Spielern attestierte der Trainer einen «sehr guten Einstand».

Es folgt: Mentale und physische Ablenkung gegen Posen

So gesehen könnte den Young Boys schon bisschen Angst und Bange werden. Dass die Basler nun mentale wie physische Ablenkung in der Ausscheidung zur Champions League erfahren, kann kein Trost sein, denn die Berner müssen ja selbst gegen Monaco ran.

Das scheint die anspruchsvollere Aufgabe zu sein als die des FCB gegen Lech Posen (Hinspiel am Mittwoch, 20.45 Uhr). Aber gegen den eingespielten polnischen Meister, davon ist Fischer überzeugt, «werden wir zweimal unser Potenzial ausschöpfen müssen». Dazu sollte diese Mannschaft in der Lage sein.

 

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