Die Ausgangslage: Noch ist alles drin für den FC Basel – sowohl der Gruppensieg als auch das Ausscheiden
Als Geoffroy Serey Dié vor drei Wochen den Rasen im St.-Jakob-Park betrat, stand es im Spiel zwischen dem FC Basel und ZSKA Moskau 1:1. Das Unentschieden hätte den Baslern gereicht, um das europäische Überwintern zu sichern. Fünf Minuten nach der Einwechslung des Ivorers erzielten die Russen den Siegtreffer und die Basler verloren zum zweiten Mal in der Champions League. Mit seiner Routine überstand Serey Dié diesen Rückschlag – er stand wenige Tage später wieder auf dem Platz und erzielte im Spitzenspiel gegen die Young Boys das 1:0.
Nach 15 Runden kommt Serey Dié auf elf Einsätze in der Super League, fünf weniger als in der Saison 2016/17. Unter Urs Fischer waren seine Einsatzchancen kleiner, Raphael Wicky setzt wieder vermehrt auf den Nationalspieler der Elfenbeinküste, unter anderem, weil in Alexander Fransson ein anderer Zentrumsspieler kaum mehr zum Zug kommt.
Zuffi und Serey Dié: Eine Kombination aus Spielgestaltung und rastloser Arbeit
Wenn Serey Dié spielt, dann meistens zusammen mit Luca Zuffi. Seit der 33-Jährige im Sommer 2016 zum FC Basel zurückgekehrt ist, spielten die beiden elfmal zusammen von Beginn an, unter Wicky standen sie sechsmal gemeinsam in der Startformation. Mit diesem Duo gewann Wicky in nationalen Wettbewerben drei Spiele, zweimal remisierte er, einmal verloren die Basler (gegen Lausanne). Urs Fischer blieb mit den beiden in der Startaufstellung gar ungeschlagen.
Passiert nicht noch etwas Unvorhergesehenes, werden Zuffi und Serey Dié am Mittwoch erstmals in der Champions League zusammen in der Startaufstellung stehen, weil Taulant Xhaka gesperrt ist. Zusammen werden sie sich der englischen Übermannschaft dieser Gruppe A stellen: Manchester hat in 13 Partien seit dem Hinspiel gegen Basel zehnmal gewonnen. Beim 4:1-Sieg gegen Newcastle gaben zwei Spieler ihr Comeback nach Verletzungen: Paul Pogba und Zlatan Ibrahimovic, dessen Name überall nervöse Zuckungen auslöst.
Sollte der Schwede spielen, werden Zuffi und Serey Dié allerdings kaum in Ehrfurcht erstarren. Beide standen schon anderen Namen gegenüber und sie können sich darauf verlassen, dass sie sich auf dem Feld ergänzen: Hier der 27-jährige Zuffi, der für die Pässe in die Offensive zuständig ist und die stehenden Bälle hoch in die Gefahrenzone kicken soll und «immer einen kühlen Kopf behält und technisch sauber spielt», wie Wicky sagt. Dort der 33-jährige Serey Dié, der rastlos nach der Herrschaft im zentralen Mittelfeld strebt, mit seinem unnachahmlichen Stil, der nicht unbedingt elegant anzusehen ist – genau deswegen aber den Anhang begeistert. «Diese beiden Spielertypen passen gut zusammen und ergeben eine gute Mischung», sagt Wicky.
Serey Dié und Zuffi, flankiert von Lang und Petretta
Wicky fehlt einzig der langzeitverletzte Ricky van Wolfswinkel. Wenn der Trainer seiner bewährten Formation in der Champions League vertraut, spielen Zuffi und Serey Dié im Zentrum vor einer Dreierabwehr. Flankiert werden sie von Michael Lang auf der rechten und vermutlich Raoul Petretta auf der linken Seite, auch wenn Blas Riveros beim 5:1-Sieg gegen den FC Sion einen guten Tag einzog.
Vorne könnten in dieser 3-4-3-Grundordnung Renato Steffen, Albian Ajeti und Mohamed Elyounoussi spielen. Eine Alternative zu Elyounoussi ist Kevin Bua, der mit zwei Toren und einem Assist gegen Sion ein Empfehlungsschreiben abgegeben hat. Eine weitere Option ist Dimitri Oberlin, der dann zum Zuge kommt, wenn Wicky sich für die schnellste aller Aufstellungen entscheidet.
Mögliche Aufstellung in einer 3-4-3-Grundordnung: Vaclik – Akanji, Suchy, Balanta – Lang, Serey Dié, Zuffi, Petretta – Steffen, Ajeti, Elyounoussi.
Ein mögliches Spiel um Alles oder Nichts
Gegen Moskau hat es der FC Basel noch verpasst, sich den Verbleib im europäischen Wettbewerb zu sichern. Gegen Manchester kommt er zum zweiten Matchball. Mit einem Unentschieden wäre der FC Basel am Ende der Gruppenphase mindestens Dritter, womit er in den Sechzehntelfinal der Europa League einziehen würde. Mit einem Sieg wäre er im Achtelfinal der Champions League, sofern Moskau gegen Lissabon verliert.
Klingt alles wunderbar. Doch die Ausgangslage bei Basels achter Champions-League-Teilnahme ist delikater, als es vor dem Rückspiel gegen Moskau noch den Anschein machte. Verlieren die Basler gegen Manchester und gewinnt gleichzeitig Lissabon gegen Moskau, erwartet den FC Basel am 6. Dezember ein letztes Spiel in Lissabon, in dem es plötzlich nochmals um alles geht. Auch ein Ende auf Platz 4 ist dann denkbar.
Raphael Wickys Monolog: «Die Drucksituation ist anders als gegen Moskau»
«Die Ausgangslage ist eine andere als vor dem Spiel gegen Moskau. Damals wusste jeder, was wir mit einem Sieg erreichen könnten. Und der Gegner war eine Spur schwächer als Manchester. Morgen ist deswegen die Drucksituation anders. Wir wollen zwar gewinnen, und wir können gewinnen. Aber wir müssen nicht. Das nimmt etwas Druck weg.
Nach vier Spielen in der Champions League hat man sich noch nicht an diese Liga gewöhnt. Ich bin kein alter Hase in diesem Wettbewerb. Aber für mich sind das schöne Moment als junger Trainer. Andererseits ist es für mich keine Umstellung, was die Trainings oder die Vorbereitung betrifft.
Ich glaube daran, dass eine Leistung wie 2011 möglich ist (der FC Basel gewann damals 2:1 gegen Manchester, d. Red.). Im Fussball ist immer alles möglich, auch wenn wir morgen gegen eine unglaubliche Mannschaft spielen. Wir brauchen einen perfekten Abend, um gegen solche Teams zu gewinnen oder nur schon etwas zu holen.»
Der italienische Schiedsrichter, der dem FC Basel bisher Glück brachte
Die Partie im St.-Jakob-Park zwischen dem FC Basel und Manchester United leitet der Italiener Daniele Orsato. Es ist der dritte Match für den 41-Jährigen mit Beteiligung des FC Basel. Die ersten beiden Spiele entschieden die Basler für sich: Im März 2013 im Europa-League-Achtelfinal gegen Zenit St. Petersburg (2:0, St.-Jakob-Park) und im September 2013 gegen den FC Chelsea in der Champions-League-Gruppenphase (2:1, Stamford Bridge). Das dritte Spiel mit Basler Beteiligung ist Orsatos 20. Spiel in der Champions League.