Nach einer kurzen Zitterpartie im ersten Satz gewann Novak Djokovic das Masters-Finale in Rom gegen Roger Federer 6:4, 6:3. Djokovic ist derzeit nicht zu stoppen – eine klare Ansage für Paris.
Wer kann ihn noch stoppen? Oder was kann ihn stoppen? Die Antwort, die es in Rom gab, beim Masters-Spektakel im Foro Italico, war die Antwort, die es bei allen grossen Turnieren seit dem Herbst 2014 gab: Nichts und niemand kann Novak Djokovic aufhalten, den Mann, der unwiderstehlich seine Siegmissionen aneinanderreiht.
Und der in Italiens Kapitale vorerst auch den Traum von Roger Federer zerplatzen liess, wenigstens einmal in seiner Karriere als Tenniskönig von Rom gekrönt zu werden. 6:4 und 6:3 – so lauteten die nackten Zahlen der neuesten und neuerlichen Machtdemonstration von Djokovic, der damit auch seinen Anspruch untermauerte, in Bälde den wichtigsten Sandplatztitel der Saison zu gewinnen – bei den French Open in Paris.
Dort ist der Weltranglistenerste nun erst recht der Titelkandidat Nummer 1, vor Federer, vor Murray. Und auch vor Rafael Nadal, dem Abonnements–Champion von Roland Garros, der seit seinem Debüt dort im Jahr 2005 erst ein einziges Spiel verloren hat. «Ich will diese gute Form, dieses Selbstvertrauen auch nach Paris transportieren», sagte Djokovic, dem sogar zugetraut wird, als erster Spieler der Moderne den echten Grand Slam zu gewinnen, also alle vier Toptitel in einem Kalenderjahr.
Das Selbstvertrauen des ganz Grossen
Federer jedenfalls konnte den Mann der Stunde, den Mann des Jahres, den Mann für die grossen Momente nicht in seiner Wirkungsmacht einschränken. Nur eine einzige Chance hatte der 33–jährige Familienvater, das Geschehen in seine Richtung zu lenken, das war eine Breakchance zum 5:4 im ersten Satz beim 4:4–Gleichstand.
Doch kaum war die Möglichkeit verpasst, schlug Djokovic unbarmherzig zu, nahm Federer seinerseits zum 6:4 den Aufschlag und den ersten Durchgang ab und legte dann schnell einen klaren Vorsprung in Satz 2 vor. Besser und nachdrücklicher hätte Djokovic gar nicht illustrieren können, was ihn derzeit auszeichnet auf den grossen Schauplätzen des Circuits: Das Selbstvertrauen, sich jederzeit aus kniffligen, schwierigen und heiklen Situationen befreien zu können.
«Er spielt mit einer bemerkenswerten Sicherheit.» Federer über Djokovic
Die Gewissheit, das beste Tennis auch und gerade bei den Big Points abrufen zu können. Und die nervliche Widerstandskraft, Attacken selbst der grössten Rivalen immer und wieder mit Souveränität parieren zu können. «Er spielt mit einer bemerkenswerten Sicherheit», sagte Federer später über den Sieger Djokovic, der schon zum vierten Mal als Triumphator aus den Rutschpartien im Foro Italico hervorging.
Aber überhaupt scheint Djokovic zurzeit alles gewinnen zu wollen. Und zu können. Seit er im vergangenen Herbst den Masters–Titel im Palais Omnisports in Paris holte, ist er nun unbesiegt bei allen Grossveranstaltungen, zu denen er antrat. Er wurde Weltmeister in London, er wurde Australian Open–Champion, und er gewann in dieser Spielzeit alle vier Masters–Wettbewerbe, die er mit seiner Anwesenheit beehrte, also jene in Indian Wells, in Miami, in Monte Carlo und nun in Rom. Drei Mal schlug er dabei auch Federer, kampflos beim World Tour Finale in London, dazu noch in Indian Wells und in Rom.
Djokovic, der magische Spielverderber
Djokovic ist das geworden, was Federer in seinen Wunder- und Glanzjahren vor knapp einem Jahrzehnt war: Der magische Spielverderber für nahezu alle, die ihm auf der anderen Seite des Netzes gegenüberstehen. Selbst auf Sand, dem geliebten Kampfterrain von Matador Nadal, hat Djokovic nun die Hoheit übernommen und sich mit den beiden Masters–Titeln in Monte Carlo, seiner Wahlheimat, und in Rom als potenzieller Roland Garros–Gewinner empfohlen.
Es ist der bedeutendste Titel, der Djokovic noch fehlt, zunächst wenigstens zum Karriere–Grand Slam, also dem Sieg bei den vier Topturnieren im Laufe seines Berufslebens. Ob noch mehr draus wird in dieser bezaubernden Spielzeit, etwa der Triumph an allen vier Grand Slam–Stationen, wird sich zeigen – damit könnte sich Djokovic dann sogar über alle erheben, die sich in der Profiepoche dieses Sports an diesem Kunststück versuchten. Keiner schaffte es bisher, kein Borg, kein McEnroe, kein Agassi, kein Sampras, kein Becker, kein Nadal, kein Federer. «Im Moment denke ich da überhaupt nicht dran. Das ist weit weg. Jetzt sind alle Energien auf Paris konzentriert», sagte Djokovic.